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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ein Glas Rum in die Schokoladenmischung und begann vorsichtig zu rühren.

18. KAPITEL
    M
    it Kates bester Serviette wischte sich Andrew die Soße von den Lippen und sagte: »Das war absolut köstlich. Hast du vielleicht zufällig auch eine von deinen göttlichen Nachspeisen gemacht?«
    Trotz Camillas Anruf hatte Kate sogar zwei Nachspeisen vorbereitet. Zunächst das selbst gemachte Zitroneneis mit kandierten Ingwerstückchen, das sie mit gerösteten Mandelsplittern und Katzenzungen servierte. Aber nachdem klar gewesen war, dass nicht Liam, sondern Andrew bei ihr essen würde, hatte sie schnell noch etwas aus Schokolade, Rum und ziemlich viel Sahne gezaubert.
    Kate schenkte ihm den Rest Wein ein, ehe sie den Nachtisch holte. Sein Gesicht war bereits ziemlich rosa. Nicht mehr lange, und seine Haut nähme jene sehr gesund wirkende Farbe an, die den regelmäßigen Alkoholkonsumenten kennzeichnet. Seine Figur zeigte schon jetzt Bauchansatz; es war der Tribut des Gefräßigen an seine Neigung. Auf jeden Fall interessierte er sich erheblich mehr für Essen als für Sex. Schon die leiseste Ablehnung ihrerseits erstickte umgehend jeden seiner raren Ansätze, sie ins Bett zu lotsen. Er war ein wirklich guter Freund, aber in letzter Zeit gefiel er ihr immer weniger. Ihre seltenen Ausflüge ins Bett, von denen Kate sowieso annahm, dass sie eher der Höflichkeit als der Lust entsprangen, waren zwar freundlich, aber nicht besonders erregend. Schade, dass er nicht bereit war, mit der Gruppe zu joggen: Ein wenig körperliche Anstrengung würde sowohl seiner Libido als auch seiner Attraktivität vermutlich schnell auf die Sprünge helfen. Aber Kate wusste, dass Andrew auf seine Weise wirklich glücklich war. Auf keinen Fall sehnte er sich nach einer Frau, die seine unordentliche Wohnung aufräumte und in seine Lebensweise eingriff.
    Sie ließ ihn die Schüssel mit der Schokoladencreme auskratzen und kredenzte ihm anschließend einen starken Kaffee, während sie sich mit einem Pfefferminztee begnügte.
    »Ich verstehe absolut nicht, wie du diese Plörre runterkriegen kannst. Was ist das überhaupt?«
    »Spinataufguss«, sagte sie. Sollte er doch seine Vorurteile behalten! »So. Du musst zugeben, dass ich wirklich geduldig war, oder?«
    »Willst du etwa wissen, was ich für dich herausgefunden habe?« Er spielte den Überraschten, obwohl er wissen musste, dass sie den ganzen Abend auf nichts anderes gewartet hatte. Sie setzten sich in die bequemen Sessel vor dem Kamin. Andrew streckte die Beine aus und schnallte den Gürtel ein paar Löcher weiter. »Also, deine Namensliste hat zu drei Leuten geführt, die für unsere Ermittlungen interessant sein könnten. Einen von ihnen konnten wir uns schon denken, die beiden anderen sind ziemlich überraschend.«
    »Er fängt wieder an, wichtigtuerisch zu werden«, dachte Kate. Wenn sie ihn jetzt allerdings drängte, sein Wissen zum Besten zu geben, würde seine Pedanterie zum Vorschein kommen und nach und nach überhand nehmen. Vermutlich würde er ziemlich bald mit dieser teilnahmslosen Stimme sprechen, die sie zur Weißglut bringen konnte. »Er tut das nur, um mich zu ärgern«, ermahnte sie sich, »und anschließend lacht er darüber, dass ich mich aufrege«. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Die erste Person, also die, die wir bereits vermutet hatten, ist Mr. Grant«, sagte Andrew. »Thomas Grant. In den sechziger Jahren tauchte er sozusagen aus dem Nichts hier auf und fing an, Geld zu scheffeln. Und zwar richtig Geld, Kate. Er hatte immer eine Nase für das beste Geschäft und interessierte sich für Dinge, ehe andere Leute darauf kamen und solange noch Geld damit zu machen war. Er ließ aber auch rechtzeitig die Finger von den Sachen, die sich später als Flop herausstellten. Er riskierte viel, borgte Geld und vermehrte es. Gegen Mitte der siebziger Jahre machte er Oxford zu seinem Standort. Alles in allem ist der Mann mehrere hundert Millionen schwer. Und wie du vielleicht schon vermutet hast, verschafft dieses Geld ihm eine Menge Macht. Menschen und Genehmigungen kauft er einfach. Er besitzt Anteile an Fernsehgesellschaften, Zeitungen, Zeitschriften und Buchverlagen. Ihm gehören eine Schiffslinie und eine Finanzierungsgesellschaft. Und natürlich kann er mit so viel Geld jedes Gesetz umgehen. Er bezahlt leichten Herzens eine Strafe, weil er ein Gebäude hat abreißen lassen, das nicht hätte abgerissen werden dürfen, denn die Strafe ist Peanuts gegenüber dem Profit, den er dabei

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