Mord in Oxford
macht. Er hat so viele Leute in der Tasche, dass es uns kaum gelingen wird, seinen Sturz zu provozieren, so gerne wir das vielleicht tun würden. Falls du gehofft hast, ihm den Mord an Yvonne Baight anhängen zu können, muss ich dich enttäuschen: Mr. Grant hat die letzten drei Wochen in den Vereinigten Staaten verbracht und sitzt zur Zeit gerade in einem Flugzeug von New York nach Toronto. Du kannst ihn also getrost von deiner Liste streichen, Kate. Sein Einfluss und sein Geld haben sicher mit der Geschichte zu tun, aber Grant selbst auf keinen Fall.«
»Und die beiden anderen Fundstücke?«, fragte Kate. Sie wusste, dass Andrew es liebte, wenn man ihm schmeichelte und ihn bewunderte. »Das, was du da herausgebracht hast, ist wirklich super. Ich hoffe, es hat dich nicht zu lang von deiner Arbeit abgehalten.« Hatte sie den Bogen überspannt? Nein. Andrew lächelte.
»Es ist nur eine Frage des richtigen Nachschlagens. Und man muss natürlich wissen, wen man anrufen kann.«
»Klar, Andrew«, sagte Kate gewissenhaft. »Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Nun, ich glaube, wir können auch Mr. White von der Liste streichen. Vermutlich wurde er nur wegen seines passenden Namens und seiner fleckenlos weißen Weste genommen. Aber das bringt dem armen Kerl jetzt auch nichts mehr. Seine Anteile an der Gesellschaft, die seinen Namen trägt, ermöglichen ihm immerhin den Aufenthalt in einem sündhaft teuren Pflegeheim in Buckinghamshire.«
Nach dem letzten Namen fragte Kate nicht mehr. Sie hatte genug getan für heute, hatte Andrews Ego und seinem Magen Gutes getan. In ein paar Minuten würde er sowieso der Versuchung nicht widerstehen können, ihr den Rest ebenfalls zu erzählen. Sie überlegte, ob sie ihm einen Cognac einschenken sollte, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Aber sie wollte auf keinen Fall, dass er ihr später erklärte, er hätte zu viel getrunken, um noch nach Hause fahren zu können, und ob er nicht vielleicht bei ihr schlafen dürfe.
»Und dann wäre da noch Darke«, begann Andrew. »Er ist Berater. Ohne besondere Verbindung zu jemand anderem in unserer Geschichte. Zumindest auf den ersten Blick. Aber dann habe ich mich in seiner Familie umgesehen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du bei den Genealogen auch Freunde hast, Andrew.«
»Doch. Julia. Nettes Mädchen. Wir haben uns auf der Uni kennen gelernt. Bibliothekswissenschaften. Habe ich dir noch nie von ihr erzählt?«
»Nein. Aber das interessiert mich jetzt auch nicht besonders.«
»Nun gut. Mr. Darke hat eine Tochter namens Barbara.«
»Barbara Darke? Kenne ich nicht.«
»Wahrscheinlich doch. Sie hat einen Mr. Davies geheiratet.«
»Barbara Davies. Immerhin ist das ein ziemlich gängiger Name. Es muss sich nicht unbedingt um unsere Barbara handeln.«
»Kennst du den Vornamen ihres Mannes?«
»Nein. Selbst wenn sie ihn schon einmal erwähnt haben sollte, habe ich ihn vergessen.«
»Barbara Darke hat einen Nicholas Davies geheiratet.«
»Nicholas Davies? N. D.? Das würde passen.«
»Auf so einen Zusammenhang hatte ich gehofft.«
»Ich werde das auf jeden Fall überprüfen; den Namen von Barbaras Mann herauszufinden dürfte nicht allzu schwer sein. Er sitzt ebenfalls im Gemeinderat, soviel ich weiß in einer anderen Fraktion als unser Grüner Gavin. Aber vielleicht soll das den Wählern auch nur Sand in die Augen streuen.«
»Dann habe ich dir ja jetzt einen Haufen Arbeit beschert.«
»Hast du, Andrew.« Sie zählte es an ihren Fingern ab. »Erstens eine Beratergesellschaft, die zufällig im selben Bürohaus sitzt wie die Firma, die unbedingt auf den Fridesley Fields bauen will. Zweitens eine ganze Menge uns wohl bekannter Leute, die irgendwie damit zu tun haben. Du hast mir zu einem zweiten Ratsmitglied verholfen, das möglicherweise auf Tom Grants Gehaltsliste steht und das vielleicht ebenfalls von Yvonne Baight erpresst wurde. Außerdem ist mir gerade noch etwas eingefallen: Mit ziemlicher Sicherheit war Barbara diejenige, die unsere Turnusliste für Mittwochabend entsorgt hat.«
»Das heißt, du hast nichts weiter zu tun, als eine Verbindung zwischen all diesen Leuten und Yvonne zu suchen, dir Gedanken über Motiv und Gelegenheit zu machen und das Ganze der Polizei zu präsentieren. Natürlich mit viel Trara!«
»Danke, Andrew. Aber damit fange ich erst morgen an; heute Abend ist es zu spät. Außerdem muss ich noch etwas mit Sophie besprechen. Das heißt, ich sollte heute einmal früh ins Bett gehen.
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