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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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interessiert. »Ich dachte, es wäre ein historischer Kriminalroman.«
    »Eigentlich schon«, gab Kate zurück, »aber mit Auswirkungen auf die Moderne.«
    »Ich habe mich immer schon gefragt, woher ihr Schreiberlinge eure Ideen bezieht«, sagte Valerie und schloss die Tür des Hauses Nummer 25 auf. »Komm rein, Kate. Und ihr auch, Kinder. Wenn ihr weiter da draußen rumsteht, erkältet ihr euch noch.«
    Die beiden Mädchen gingen folgsam ins Haus und verschwanden; wahrscheinlich räumten sie ihre Instrumente weg.
    »Sind sie in diesem Alter nicht wunderbar?«, schwärmte Valerie. »Unschuldig und völlig unberührt vom Materialismus der heutigen Welt! Hoffentlich bleiben sie noch lange so.«
    Mal sehen, dachte Kate. Den Blick, den die kleine Amelia ihr zugeworfen hatte, bevor sie nach oben ging, hätte sie eher als cool und durchaus berechnend gedeutet. Vermutlich würde jegliche Information, die sie von der kleinen Miss Binns bekam, sie einige Stücke Schokolade kosten. Vorsichtshalber griff sie in ihre Handtasche, um zu sehen, wie es um den Vorrat bestellt war.
    »Ich weiß«, sagte Valerie, »dass du bei allen Nachbarn gewesen bist und Fragen über den Mord an Yvonne gestellt hast. Natürlich kann ich mir denken, dass du mich und die Mädchen ebenfalls fragen möchtest. Aber weißt du, Kate, sie sollen nicht mit dem ganzen Schmutz in Kontakt kommen. Ich helfe dir wirklich gern, wenn ich kann. Ich finde es erschreckend, dass ein böser Mensch noch immer frei durch unsere Straßen läuft, aber meine Kinder sollen ihre Unschuld und ihren Glauben an die Menschen behalten. Wenn du mit ihnen sprichst, dann vermeide bitte alles, was mit Mord und ähnlichen Abscheulichkeiten zu tun hat.«
    »Vertrau mir ruhig«, sagte Kate. »Schließlich bin ich ganz schön kreativ. Das weißt du doch.«

19. KAPITEL
    D
    ie drei Binns-Damen hatten alle das gleiche blonde Haar, das sich widerspenstig aus seinen Spangen kringelte und ihnen in die Stirn fiel; sie hatten runde, blaue Augen, unterwürfige Münder und trugen alle drei Kord-Latzhosen zu weißen Turnschuhen. In einer Reihe saßen sie auf Valerie Binns hübschem geblümten Sofa, sahen Kate mit exakt dem gleichen Gesichtsausdruck an und warteten darauf, dass sie anfing. Kate lächelte ihr neues, unehrliches Lächeln.
    »Man hat mir erzählt, dass ihr immer ganz toll aufpasst«, sagte sie zu den beiden Kindern. »Vielleicht habt ihr auch am Mittwochabend so gut aufgepasst und könnt mir erzählen, was ihr gesehen habt.«
    »Warum?«, fragte Amelia Binns.
    Ihre kleine Schwester gab einen langen, gurgelnden Laut von sich.
    »Dorrit sieht alles, nicht wahr, mein Liebes?«, sagte Valerie Binns. »Sie nimmt alles in ihren kleinen Kopf auf. Nur mit dem Sprechen klappt es noch nicht so ganz. Ihre Schwester weiß, was sie meint, aber wir anderen haben oft Probleme mit der Verständigung. Aber heute bemühst du dich, Dorrit-Liebchen, nicht wahr? Tu es für uns.«
    Wie alt mochte die Kleine sein?, überlegte Kate. Knapp unter vier vielleicht. Bestimmt nicht zurückgeblieben, höchstens dickköpfig.
    Dorrit gurgelte ein wenig anders, und ihr Mund sah plötzlich nicht mehr so unterwürfig aus.
    »Am Mittwochabend«, half Kate weiter, »gab es einen dollen Sturm. Der Wind heulte, es regnete schrecklich, und viele Mülleimerdeckel schepperten über die Straße. Bestimmt musstet ihr nachschauen, ob eure Fahrräder gut angekettet waren.«
    Dorrit gurgelte.
    »Ich musste Elfred beruhigen«, erklärte Amelia. »Er hatte ganz schön Angst.« Sie zog einen kleinen Teddybären aus der Brusttasche ihrer Latzhose. »Elfred«, stellte sie vor und hielt ihn Kate hin.
    »In diesem Alter haben sie noch so viel Fantasie«, freute sich Valerie und musterte ihre Töchter mit stolzem Blick. Kate wünschte nur, dass die Kinder endlich ihre Fragen beantworteten und man sie nach Hause gehen ließ. Gleichzeitig kam ihr die Idee, sie käme mit den Kindern vielleicht besser zurande, wenn die Mutter nicht dabei war.
    »Könnte ich bitte ein Glas Wasser haben?«, bat sie, weil ihr auf die Schnelle nichts Besseres einfiel.
    »Wie wäre es mit einem Hagebuttentee?«, fragte Valerie.
    »Prima Idee«, sagte Kate, weil sie annahm, dass Valerie dann noch etwas länger in der Küche bleiben würde.
    »Na, ihr zwei«, lächelte sie die Kinder an, als Valerie in die Küche entschwunden war, »dann erzählt mir mal, was ihr Mittwochabend gesehen habt.« In ihrer Handtasche hatte sie eine angebrochene Tafel Schokolade gefunden

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