Mord in Oxford
sämtliche Abfälle im Mülleimer verschwinden und wienerte den Tisch blitzblank. Anschließend führte sie die beiden Mädchen ins Bad. Die Reinigungsaktion dauerte fast zehn Minuten, war aber äußerst erfolgreich und endete genau zum richtigen Zeitpunkt, denn kaum waren sie zurück in der Küche, da sah Kate Valeries Minicooper in die Auffahrt einbiegen.
»Und wo sind die Sachen jetzt?«, fragte sie hastig. »Die Mütze und das Plastikding?«
»Wieder weg«, antwortete Amelia, gerade als die Türklingel ging.
»Hallo, meine Lieblinge!«, rief Valerie. »Habt ihr eure Mama vermisst?«
»Haben sie bestimmt«, erklärte Kate, »aber sie waren wirklich sehr brav.«
»Ihr seht wirklich sehr sauber aus«, stellte Valerie fest. »Was habt ihr denn mit Katie Schönes gespielt?«
»Sie hat uns Geschichten erzählt«, sagte Amelia. »Sie sagt, das kann sie am besten.«
Valerie bugsierte die Kinder zum Auto, doch Dorrit lief noch einmal zu Kate zurück. »Danke, dass ich hier sein durfte«, sagte sie leise, aber klar verständlich.
Kate überlegte ernsthaft, wer hier wen um den Finger gewickelt hatte. Und was mochte aus den Beweisstücken geworden sein, die Gavin im Spielhaus der Familie Binns hinterlassen hatte?
22. KAPITEL
M
it der Organisation des Club-Rennens war Kate ganz in ihrem Element. Sie wusste, dass sie sich eigentlich Sorgen machen müsste, denn schließlich lief der Mörder noch immer frei herum und konnte ihr durchaus mit der Axt in der Hand an einer verschwiegenen Stelle auflauern. Aber der letzte Raureif schmolz im hellen Sonnenlicht, und die ersten Vorboten des Frühlings verzauberten den Wald. Kate fühlte sich heiter, fröhlich erregt und freute sich ihres Lebens an der frischen Luft, zu dem sie im Moment nichts weiter brauchte als ein Paar Laufschuhe und 15 Kilometer Waldwege und Wiesenpfade, die zu bewältigen waren.
Sie hatte ein paar Freunde gebeten, sich um die Zeitnahme zu kümmern und sich über die Strecke zu verteilen. Die Läufer starteten auf dem Sportplatz. Ein paar Neugierige hatten sich versammelt und ließen sich zu halbherzigem Applaus hinreißen, wenn eine Gruppe loslief.
In der ersten Gruppe starteten die langsamsten Frauen, unter anderem Sophie. Anschließend setzte sich die Hauptgruppe mit Kate, Camilla, Penny und Rose in Bewegung. Noch einmal 20 Minuten später lief Gavin los. Wahrscheinlich gewinnt Gavin trotz dieser Vorgabe, dachte Kate. Zumindest sieht er in seinen schwarz-weißen Lycra-Leggings ziemlich zuversichtlich aus. Alle Gruppenmitglieder waren anwesend, selbst die beiden Frauen, die sich an den düsteren, kalten Wintermorgen drückten und erst wieder mit dem Jogging begannen, wenn das Wetter und die Landschaft freundlicher aussahen.
Sie machten Dehnübungen, sprangen auf der Stelle oder liefen kleine Runden um den Platz, während sie auf ihr Startsignal warteten. Gavin trank Quellwasser aus einer Flasche und erklärte jedem, der es hören wollte, dass Dehydration das Hauptproblem bei Langstreckenläufen wäre und wie wichtig es sei, vor dem Start genügend Flüssigkeit aufzunehmen.
»Und gestern Abend haben wir ausschließlich hochwertige Kohlenhydrate zu uns genommen«, fügte Penny hinzu.
»Super«, sagte Camilla. »Ich kaue gerade auf raffiniertem Zucker, Glukose, Ascorbinsäure und einem Haufen E-Wasweißichwieviel herum. Willst du einen?«
Kate schüttelte den Kopf. Die Kombination aus Essen und Anspannung verursachte ihr häufig Übelkeit. »Du solltest das auch nicht essen. Du weißt doch, wie dein Darm reagiert!«
»Es ist nur ein winziger Keks, Kate. Er wird mir schon nicht schaden.«
Der erste Teil des Parcours führte sie durch die Straßen von Fridesley, ehe sie sich nach Westen wandten, um über die Umgehungsstraße das schmiedeeiserne Eingangstor der Wytham Woods zu erreichen. Alle außer Gavin hatten die üblichen Jogginghosen gegen Shorts eingetauscht, meistens hell- oder dunkelblau, bis auf Sophies, die feuerrot und aus Satin waren wie die eines Boxers. Nur Penny war mutig genug, eine Läuferweste zu tragen, alle anderen bevorzugten T-Shirts mit kurzen Ärmeln. Weiße Winterhaut schimmerte zwischen Shorts und kunterbunten Laufschuhen in Türkis, Weiß, Rot und Grün. Wie Papageien, dachte Kate.
Und dann war sie endlich an der Reihe. Sie und Camilla ließen die warmen Jogginganzüge bei den Betreuern und starteten in T-Shirts und Shorts. Nach den Wintermonaten in langen Hosen fühlten sich Kates Beine in der frühen Märzsonne seltsam
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