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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dieser Beziehung weit mehr Erfahrung hatte als die anderen beiden, aß ihre Ration, während sie mit den Wachen plauderte. Als sie in ihre Ecke zurückkehrte, machte sie ein nachdenkliches Gesicht.
    »Gibt es Neuigkeiten?« fragte Nistur.
    »Etwas Komisches aus dem Palast«, sagte sie.
    »Oh, ich sehe schon«, sagte Eisenholz skeptisch. »Du hast Zugang zu den Palastgeheimnissen?«
    »Ihr zwei habt wirklich keine Ahnung, wie es in der Welt läuft, hm?« meinte sie.
    »Ich dachte mal, ich wüßte es«, sagte Nistur. »Allerdings habe ich daran im Moment so meine Zweifel.«
    »Erzähl weiter«, meinte Eisenholz.
    »Also schön«, sagte Muschelring besänftigt. »Wißt ihr, die großen Herren wie der Fürst und seine Räte und die ganze reiche Bande, die reden miteinander, und sie glauben, sie behalten ihre Sachen für sich, aber rundherum wimmelt es nur so von Leuten. Die Höherstehenden achten nie auf die Bediensteten und Wachen, die überall herumlaufen.«
    »Bemerkenswert«, meinte Nistur. »Und was haben die einfachen Ohren aus dem Palast gehört?«
    »Dieser ermordete Nomade, den unsere Zellengenossen gefunden haben, macht großen Ärger. Draußen vor dem Tor wartet der Nomadenhäuptling mit Blutgier in den Augen und fordert Rache. Er hat dem Fürsten fünf Tage Zeit gegeben. Dann muß er die Mörder ausspucken, oder der Häuptling marschiert ein. Ich schätze, es sind jetzt nur noch viereinhalb Tage.«
    »Das muß die ganze Stadt gehört haben«, sagte Eisenholz. »Es muß passiert sein, während wir noch eine Gruppe suchten, der wir uns anschließen könnten. Was ist mit dem Palastgeschwätz?«
    »Der Fürst hat ein Problem«, erklärte Muschelring, die jetzt mit ihren persönlichen Informationen herausrückte. »Er muß Kommissare ernennen, und er kann niemandem trauen. Seine Wachtmeister taugen gerade mal dazu, einen Krug Bier auf Armeslänge zu finden, aber das war’s dann auch schon. Die anderen Mitglieder des Großen Rats würden wahrscheinlich etwas Hinterhältiges machen, bloß um ihn zu stürzen.«
    »Was ist mit den anderen Beamten?« fragte Nistur. »Den Richtern? Schließlich muß es doch fähige Leute an der Spitze geben, sonst würde die Stadt zusammenbrechen.«
    »Jeder von denen hat seinen Posten durch Beziehungen bekommen«, erläuterte Muschelring. »Sie stecken alle in der Tasche des einen oder anderen Ratsherrn.«
    »Das ist einen Gedanken wert«, sagte Nistur, der sich über den Bart strich.
    »Wieso das?« fragte Eisenholz. »Es ist eine Palastangelegenheit, und wir sind hier im Kerker.«
    »Nur so ein Gedanke. Muschelring, funktioniert dein Beziehungsgeflecht in beide Richtungen? Kannst du über die Wachen und Diener und so weiter eine Nachricht bis in den Palast übermitteln?«
    Sie dachte darüber nach. »Ich habe es noch nie versucht, aber ich vermute, es wäre möglich. Das Problem ist, daß die einfachen Leute immer ganz wild darauf sind zu hören, was die Großen machen. Die Reichen kümmern sich nie darum, was mit uns anderen ist.«
    »Das ist allerdings ein Problem«, gab Nistur zu, »aber das sollte man überwinden können. Es muß eine Belohnung damit verbunden werden. Wenn jeder Person entlang der Informationsübermittlungskette versprochen wird, sie zu berücksichtigen, sollte unsere Nachricht das Ohr des Fürsten recht schnell erreichen.«
    »Nachricht?« fragte Eisenholz. »Woran denkst du?«
    »Ich versuche mir einen Ausweg aus unserer Lage auszudenken. Einer Lage, möchte ich hinzufügen, in die uns dein unüberlegtes Handeln gebracht hat.«
    »Du brauchst mich nicht daran zu erinnern. Was ist das für ein Plan?«
    »Einen Moment. Inspiration kommt von den Göttern, und die sind manchmal langsam.« Die anderen warteten geduldig, während der frühere Assassine grübelte; schließlich sagte er: »Mir ist aufgefallen, daß wir die Lösung für genau das Problem sein könnten, das den Fürsten von Tarsis so quält. Angenommen, er erfährt, daß er in seinem eigenen Kerker zwei Männer festhält, die darauf spezialisiert sind, Missetäter zu entlarven und festzunehmen? Würde er sich nicht der Dienste solcher Männer versichern wollen?«
    »Möglich«, sagte Eisenholz und sah sich um, »aber wo sind sie?«
    »Ich weiß, daß du nur so begriffsstutzig tust«, sagte Nistur. »Ich freue mich zu erfahren, daß du tatsächlich einen Sinn für Humor hast. Wir müssen uns eine ausreichend glanzvolle und erfolgreiche Vergangenheit ausdenken, in einem Land in sicherer Entfernung von

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