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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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verloren.«
    Eisenholz’ Hand glitt an seinen Schwertgriff. »Es ist durchaus nicht nötig, daß Ihr mich überlebt, Schamane!« blaffte er.
    »Deine Drohungen sind müßig, Söldner«, höhnte Schattensprecher. »Aber dennoch«, fuhr er in vernünftigem Ton fort, »mein Häuptling braucht tapfere Kämpfer. Wenn du Kyaga Starkbogen die Treue schwören würdest, würde er wünschen, daß ich dir helfe. Als sein treuer Schamane müßte ich gehorchen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« zischte Eisenholz.
    Der Schamane stand auf. »Mein Häuptling braucht mich.« Er ging zur Rückseite des Zelts und drehte sich dann noch einmal um. »Ihr solltet lieber euren Mörder suchen. Die Zeit wird knapp.« Er stieß den Vorhang beiseite und war verschwunden.
    »Was kann er gemeint haben?« fragte Eisenholz, als sie hinausgingen.
    »Er hat nur versucht dich abzulenken«, versicherte ihm Nistur. »Er will uns verwirren, und er weiß, wie man Schwächen ausnutzt. Er sah die Zeichen deiner Krankheit und wählte deshalb dich. Die halbe Kunst eines Taschenspielers liegt darin, Verwirrung zu stiften, damit man die augenfälligsten Tricks nicht mehr bemerkt.«
    »Glaubst du, der Spruch war Betrug?« fragte Eisenholz.
    »Ich glaube, ich weiß, wer uns das sagen kann«, antwortete Nistur.
    Als sie durch die Nebentür am Osttor kamen, nahm Hauptmann Karst sie in Empfang. »Der Fürst hat einen Boten geschickt«, informierte er sie. »Ihr sollt ihm heute abend Bericht erstatten. Seid am Palast, wenn der Gong zum Sonnenuntergang geschlagen wird. Falls ihr mit den Bräuchen der Stadt nicht vertraut seid: Er wird geschlagen, wenn die Sonne den Westhorizont berührt, nicht erst, wenn sie versunken ist.«
    »Vielen Dank, Hauptmann«, sagte Nistur. »Wir werden dort sein.«
    Eisenholz prüfte den Sonnenstand. Es war später Nachmittag. »Zwei Stunden, bis der Gong ertönt. Wo gehen wir solange hin?«
    »In Stunbogs Schiff«, sagte Nistur. »Ich muß unserem Gastgeber ein paar Fragen stellen.«
    Stunbog sah von seinem Buch auf, als sie eintraten, dicht gefolgt von der Barbarenfrau. Es schien eine handschriftliche Abhandlung über die Eigenschaften magischer Tiere zu sein.
    »Ich freue mich, daß ihr offenbar keine weiteren unangenehmen Zwischenfälle erlebt habt«, sagte Stunbog. »Wie verlief Eure Mission?«
    »Ich wünschte, du hättest uns begleiten dürfen«, sagte Nistur, als er sich setzte. »Bei unserer letzten Befragung wäre deine Erfahrung höchst willkommen gewesen.«
    »Sie steht euch noch zur Verfügung. Erzählt mir, was geschehen ist.« Der Heiler hörte aufmerksam zu, als Nistur und Eisenholz ihren unheimlichen Besuch bei Schattensprecher beschrieben. Mehrere Male unterbrach er sie und ließ beide eine genaue Beschreibung von bestimmten Episoden des Besuches liefern.
    »Was ihr beschrieben habt«, sagte der Heiler, als er zufriedengestellt war, »klingt wie ein authentischer Spruch zur Wahrheitsfindung. Die Eigenschaften von Gegenständen wie der Hand der Wahrheit lassen sich fast unmöglich fälschen, und wenn jemand auch nur versucht, eine betrügerische Nachbildung eines Wahrheitsdämons heraufzubeschwören, würden ihm schreckliche Strafen drohen. Glaubt mir«, fügte er reumütig hinzu, »ich weiß alles über derartige Strafen.«
    »Dann hat er also die Wahrheit gesagt?« fragte Eisenholz mit vor Enttäuschung schwerer Stimme.
    »Höchstwahrscheinlich«, antwortete Stunbog.
    »Und er ist ein echter Schamane, kein Hochstapler?« fragte Nistur.
    »Das ist nicht so sicher«, erklärte Stunbog. »Wie einfache Liebeszauber, die von Hexen verkauft werden, kann dieser besondere Wahrheitsspruch von einem Zauberer vorbereitet werden, später aber von jemandem benutzt werden, der eine gewisse Grundausbildung in dieser bestimmten Kunst hat. Ist er einmal benutzt worden, so kann der Nichteingeweihte keinen zweiten Spruch dieser Art mehr verwenden.«
    »Moment mal«, unterbrach Muschelring, »mir fällt da gerade etwas ein.«
    »Bitte erzähl es uns«, drängte Stunbog.
    »Nun«, begann sie ein wenig selbstgefällig, »ich habe auf Schattensprechers Handrücken etwas bemerkt. Es war wie, ich weiß nicht, eine Art hingekritzeltes Muster, vielleicht eine Tätowierung.«
    »Du meinst, ein Siegel?« hakte Stunbog nach.
    »Ich nehme an, so nennt man es. Jedenfalls wie eine Art magisches Zeichen. Ich habe mich gefragt, ob es vielleicht eine Art Schutzzauber war, der den Dämon davon abhielt, ihm die Hand abzubeißen.«
    »An das Zeichen erinnere

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