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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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fällt mir schwer, meine Ungeduld im Zaum zu halten. Tue so, als wäre nichts passiert. Als Múhammed wiederkommt.
    Fadíma will eindeutig nicht, dass ihr Mann etwas von diesem Päckchen erfährt. Und schon gar nicht, dass sie es mir gegeben hat.
    Warum?
    Schließlich gebe ich meiner Neugier nach. Gebe vor, zu einer Besprechung fahren zu müssen, mache, dass ich auf den Parkplatz komme. Und setze mich in meinen Silberpfeil.
    Ich öffne meine Tasche. Bin vor lauter Spannung ganz aufgeregt! Und befühle mit zartem Griff das harte Päckchen, das Fadíma mir zugespielt hat.

34
    Mein Handy fordert lautstark Aufmerksamkeit.
    Ich lege das Päckchen von Fadíma neben mich auf den Beifahrersitz. Fische mein Mobiltelefon aus der Jackentasche meiner Lederjacke. Melde mich ungeduldig.
    »Ich bin jetzt in dieser Dunkelkammer gewesen«, sagt Magnea.
    »Hast du die Fotos gefunden?«
    »Nein, leider nicht, ich habe darin weder Filme noch Fotos entdecken können.«
    »Überhaupt keine?«
    »Nein, allerdings gibt es einen großen Tresor, der jedoch verschlossen ist.«
    »Karl Blómkvist wird doch irgendwo einen Schlüssel für den Tresor haben? Hast du nicht seinen Schlüsselbund?«
    »Ja, das habe ich natürlich, aber an diesem Tresor ist ein Zahlenschloss …«
    »Zahlenschloss?«
    »… und ich habe keine Ahnung, welche Zahlen man braucht, um es zu öffnen.«
    »Verdammte Scheiße!«
    Magnea schweigt, während ich dieses neue Problem überdenke.
    »Es wird das Beste sein, du schickst den Tresor in die Stadt«, sage ich schließlich.
    »Aber er ist groß und schwer.«
    »Wie groß?«
    »Grob geschätzt ein Meter fünfzig hoch.«
    »Ich muss ihn trotzdem bei mir haben.«
    »Das ist deine Entscheidung.«
    »Ich kümmere mich um den Transport. Rechne damit, dass ein Lastwagen morgen oder übermorgen bei dir vorbeikommt.«
    »In Ordnung«, antwortet Magnea. »Hast du schon viele Angebote für das Hotel bekommen?«
    »Drei. Das höchste liegt bei über sechzig Mille. Was knapp reicht, um die Schulden zu begleichen, die der Kerl angehäuft hat. Er hat wohl fleißig Kredite aufgenommen.«
    »Mit welchem Preis wärst du denn zufrieden?«
    »Neunzig Mille wären nicht schlecht.«
    »Mannomann.«
    »So um den Dreh jedenfalls. Wenn das nicht klappt, müssen wir neu verhandeln.«
    »Inwiefern?«
    »Ich kann kein Hotel leiten. Und habe auch kein Interesse daran.«
    »Ich verstehe.«
    »Wenn es mir nicht gelingt, das Grundstück mit einem passablen Gewinn zu verkaufen, möchte ich, dass du es im nächsten Sommer allein führst.«
    »Ah ja.«
    »Hast du dich schon woanders beworben?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Prima. Wir hören uns.«
    Ich lasse meinen Silberhengst an. Fahre schnell nach Hause. Werfe dabei ab und zu einen Blick auf das kleine Päckchen, das neben mir liegt.
    Das, was Fadíma mir zugespielt hat, ist so groß wie ein Taschenbuch und in eine purpurrote Plastikhülle eingeschlagen.
    Ich nehme es mit rauf ins Wohnzimmer. Gieße mir einen dreifachen Jackie Daniels in ein Whiskeyglas. Genehmige mir den ersten wunderbaren Schluck des Tages, mache es mir in meinem gemütlichen Sessel bequem. Stelle das Glas auf dem Beistelltisch ab, packe das Buch aus und beginne zu blättern.
    Ich meine zu wissen, dass es das Tagebuch ist, das Gunnhildur erwähnt hat. Obwohl Soleen nirgendwo ihren Namen hingeschrieben hat.
    Manche Seiten im ersten Teil des Buches sind dicht beschrieben. Die Buchstaben sind winzig und fein. Aber der Text unverständlich.
    Soleen benutzt merkwürdige, völlig nichtssagende Worte. Als ob sie wissentlich verhindern wollte, das jemand anders als sie selbst das Tagebuch lesen konnte.
    Ich blättere eine Seite nach der anderen durch, ohne der Sache auf den Grund zu kommen. Pfeffere das Buch schließlich auf den Beistelltisch. Mit so viel Kraft, dass es sich aus dem roten Umschlag löst.
    »Hoppla!«
    Ich strecke mich nach dem Buch. Versuche, das erste und letzte Blatt wieder in die engen Umschlagklappen zu stecken. Aber es gelingt mir nicht.
    Irgendetwas steckt schon dort.
    Ich nehme das Buch wieder komplett aus dem Umschlag. Fahre mit zwei Fingern hinein und ziehe heraus, was ich darin finde:
    Ein Foto. Von Soleen. Mit Árni Geir, der hinter ihr steht.
    Warum hat sie dieses Foto in ihrem Tagebuch versteckt?
    Árni Geir hat eine Hand auf Soleens Schulter gelegt. Als ob …
    … als ob was …?
    Ich betrachte das Foto lange und eingehend. Und komme zu dem unvermeidlichen Schluss:
    Als ob sie ihm gehören würde.
    Árni Geir?
    Ob

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