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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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genauer betrachten zu können.
    Ihr dick aufgetragenes Make-up kann die Folgen dieser Gewalt nicht vertuschen.
    »Wer hat dich geschlagen?«
    »Sie sind ausgerastet, als sie erfahren haben, dass ich mit dir gesprochen habe«, antwortet Gunnhildur.
    »Wer?«
    »Fahr dort zum See hinauf, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.«
    »In Ordnung.«
    Ich parke meinen Silberhengst auf einem Schotterplatz unterhalb der Straße. Betrachte Gunnhildur forschend, die sich wieder die Kapuze über den Kopf zieht und die Sonnenbrille aufsetzt.
    »Komm, wir gehen eine Runde spazieren«, sagt sie und öffnet die Tür.
    Ich schließe das Auto ab und folge Gunnhildur hinunter zum See.
    Sie bückt sich, nimmt einen kleinen Stein und wirft ihn weit hinaus in den nebelverhangenen See.
    »Worum geht’s?«, frage ich ungeduldig.
    »Ich traue mich nicht zur Polizei zu gehen«, antwortet sie.
    »So ein Quatsch.«
    »Nein, sie bringen mich um, wenn ich auspacke.«
    »Von wem sprichst du überhaupt?«
    »Ich traue mich nicht, dir das zu sagen.«
    Ein weißer Transporter kommt den Strand entlanggerast. Hält auf uns zu.
    Er biegt auf den Schotterplatz ab, aber fährt dann zu einem Sommerhaus ganz in unserer Nähe.
    Gunnhildur nimmt einen zweiten Stein und schleudert ihn noch weiter auf den See hinaus.
    »Wozu hast du mich hierhergelotst?«, frage ich. »Wenn du mir sowieso nichts sagen willst?«
    »Ich brauche einen guten Rat«, antwortet sie. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Du sollst die Wahrheit sagen. Sowohl mir als auch den Goldjungs.«
    »Das ist zu gefährlich.«
    »Tu doch nicht so«, sage ich streng. »Du kannst mir vertrauen.«
    Gunnhildur schüttelt den Kopf.
    »Ich traue niemandem mehr«, antwortet sie.
    »Toller Rat«, sagt eine tiefe Stimme hinter mir.
    Ich drehe mich schnell um.
    Zwei grobschlächtige Kerle stehen hinter uns. Beide haben schwere Ledermonturen an. Wie Motorradfreaks. Aber sie tragen dunkle Strumpfmasken unter ihren Helmen.
    Man sieht nur die Augen und die feuchten Lippen.
    Der eine hält einen Baseballschläger in der Hand. Der andere eine Rolle mit breitem, gräulichem Klebeband.
    »Ihr kommt mit uns«, sagt der Baseballtyp.
    »Da bin ich anderer Meinung«, antworte ich, gehe ein paar Schritte rückwärts und nehme die Selbstverteidigungs-Grundposition ein.
    Der mit der tiefen Stimme lacht unfreundlich.
    »Lieber im Bösen als im Guten, das ist mein Motto«, sagt er hämisch.
    Beide machen ein paar Schritte auf mich zu.
    Ich weiche weiter vor ihnen zurück. Um die Typen so weit wie möglich von Gunnhildur wegzulocken und ihr die Möglichkeit zu geben wegzulaufen.
    »Lauf!«, rufe ich ihr zu.
    Die Männer fangen an zu lachen. Als ob ich etwas besonders Lustiges gesagt hätte.
    Gunnhildur zieht den weiten Mantel aus.
    »Sorry«, murmelt sie und geht auf den Transporter zu.
    Sorry?
    Sorry?!?!
    Die Kerle greifen an und stürzen gleichzeitig auf mich zu. Jeder von einer Seite.
    Ich reagiere drastisch. Kriege den Arm des Kerls mit der tiefen Stimme zu fassen und werfe ihn über meine Schulter. Knalle ihn auf den Schotter.
    Perfekter Ippon!
    Sein Kumpel springt mich von hinten an, bevor ich mich umdrehen kann.
    Er zwingt mich mit ganzer Kraft auf die feuchten Steine. Tritt mir mit voller Wucht sein Knie in die Lendenwirbelsäule.
    Ich schreie auf vor Schmerz.
    Der mit der tiefen Stimme steht wieder auf, reißt seinem Kumpel die graue Rolle aus der Hand, wickelt das Klebeband fest um meine Handgelenke und Füße, bevor sie mich auf den Rücken drehen.
    »Jetzt versuch wenigstens einmal, die Klappe zu halten«, sagt er. Und drückt das Klebeband fest auf meinen Mund.
    Sie tragen mich zu dem weißen Transporter. Schieben mich auf die Ladefläche. Wie einen Kartoffelsack. Und schließen die Tür.
    Ich verdammte Idiotin! Zu glauben, ich könnte Gunnhildur vertrauen!
    Ich versuche, so gut ich kann, das Klebeband an meinen Händen und Füßen zu lösen. Während die Männer zum Schotterplatz zurückfahren und rechts am Hafravatn abbiegen.
    Aber meine Bemühungen sind völlig sinnlos.
    Verfluchte Schwanzträger!
    Ich bin ihnen restlos ausgeliefert. Und habe keine Ahnung, wohin sie mich bringen. Oder was sie vorhaben, wenn wir am Ziel angekommen sind.

44
    Bloß nicht heulen!
    Ich wiederhole mein altes Glaubensbekenntnis im Stillen immer und immer wieder. Wie in meinen Teenagerjahren. Als ich im Keller von Klettur mit den Gespenstern der Dunkelheit kämpfen musste.
    Die Widerlinge fahren mit mir in die Heidmörk,

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