Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Kleidungsstücke. Alles andere als ein Profikiller, der sich hier ans Werk gemacht hat. Viel zu detailliert die Vorbereitung, viel zu kompliziert die Abläufe. Ein Mörder, der unzählige Aktionen setzt und dem gerade deshalb die ärgsten Schnitzer passieren: Er versteckt die Leiche so schlecht, dass der Nächstbeste darüber stolpert. Er übersieht die Reifenspuren, die sein Wagen neben dem Toten hinterlassen hat. Und er zieht eine kilometerlange Spur von Wien-Floridsdorf bis ins tiefe Weinviertel, die selbst den müdesten Jagdhund Lunte riechen lässt.
Die munteren Kriminalisten freilich kehren zum Floridsdorfer Fußballverein zurück, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Im Handumdrehen packen sie ihren Mörder am Schlafittchen. „Dass die Barbara einen Neuen hat, war diesem Erich natürlich ein Dorn im Auge“, heißt es vonseiten der Hobbysportler. Diesem Erich? – Jawohl: Erich Kammerlander* vom Konkurrenzverein, verheiratet, zwei Kinder und zudem seit zehn Jahren mit Barbara Fuhrmann liiert.
Die Spur ist heiß, denn Erich Kammerlander besitzt sowohl eine Wohnung in der Brünner Straße als auch ein Haus nahe der aufgelassenen Lehmgrube im Bezirk Gänserndorf. Er hat Tatortbezug, wie die Kriminalisten sagen, und er passt genau ins Profil: ein rechtschaffener Beamter, der sich bisher noch nie etwas hat zu Schulden kommen lassen. Der biedere Chauffeur eines Ministerialrats, den plötzlich rasende Eifersucht packt. Als auch noch Barbara Fuhrmann zugibt, dass Kammerlander sie mehrmals anrief, als sie am Freitag spätabends mit Gerald Wildner in ihrem Haus ein Bier trank, ist den Ermittlern klar, dass sie einen Volltreffer gelandet haben. Der ist es. Der und kein anderer. Er weiß nur noch nicht, dass er im Netz der Gesetzeshüter zappelt.
Einer zu viel im Quartett
Am selben Dienstagabend holen sie ihn aus seiner Wohnung in der Brünner Straße zur Vernehmung ab. Einen Zusammenhang mit dem Mordfall leugnet er nur kurz, denn die Ermittler halten ihm die gravierenden Widersprüche in seiner Aussage vor Augen, unter anderem sein fehlendes Alibi, das er durch eine angebliche Kontrollfahrt seiner Frau wettzumachen versucht. Seiner Rechte belehrt, ist Erich Kammerlander schließlich bereit, im Laufe der Nacht ein umfassendes Geständnis abzulegen:
In den Achtzigerjahren habe er geheiratet. Zwei Kinder seien zur Welt gekommen, ehe er an seinem damaligen Arbeitsplatz Barbara Fuhrmann kennengelernt habe. 1991 gehen die beiden eine intime Beziehung ein, die vor der Ehefrau nahezu perfekt verheimlicht werden kann. Erst acht Jahre später erfährt die Frau davon – und ist dennoch bereit, ihrem Mann eine zweite Chance zu geben, wenn er sich auf der Stelle von der Geliebten trennt. Kammerlander aber denkt nicht daran, er führt sein Verhältnis fort, trifft die andere lediglich seltener.
Mit diesem Arrangement wiederum ist Barbara Fuhrmann unzufrieden. Die sporadischen Treffen und die gemeinsamen Urlaube genügen ihr nicht mehr, sie drängt darauf, er solle sich ganz für sie entscheiden und seine Familie verlassen. Aber auch danach steht Kammerlander nicht der Sinn, er will weitermachen wie bisher, die Annehmlichkeiten der Ehe und die Vorzüge der Liebschaft genießen. Als er endlich einsieht, dass er um eine Entscheidung nicht herumkommt, ist es zu spät: Die Frau hat endgültig die Nase voll von ihm, und Fuhrmann beginnt sich für Gerald Wildner zu interessieren.
Nun sitzt Kammerlander zwischen zwei Stühlen – eine Situation, die seinen männlichen Stolz verletzt. Wenn er denn schon auf die Familie verzichten muss, so will er wenigstens die Geliebte behalten. Doch seine Versuche, Barbara wieder für sich zu gewinnen, die kleinen Gefälligkeitsdienste, die er ihr erweist, und seine drängenden Anrufe verfehlen die gewünschte Wirkung. Barbara Fuhrmann hält ihn auf Distanz und macht kein Hehl aus ihren Sympathien für ihren neuen Bekannten. So sieht Kammerlander den um einige Jahre jüngeren Wildner als veritable Bedrohung und fasst den Entschluss, den Nebenbuhler zu beseitigen.
Detaillierter Plan brutal ausgeführt
Am Freitagabend nimmt der gelernte Kfz-Mechaniker und nunmehrige Chauffeur eines Ministerialrats gemeinsam mit seiner Familie an der Weihnachtsfeier seines Fußballvereins im Weinviertel teil. Um 22.30 schützt er Müdigkeit vor, die Ehefrau fährt mit den beiden Kindern zur Wiener Wohnung, während Kammerlander allein in seinem Weinviertler Haus zurückbleibt. Er ruft Barbara Fuhrmann auf ihrem Handy
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