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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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kleinlich, und ich hätte mit Kyla über die nicht sehr professionellen Bauchtänzerinnen oder den wirbelnden Derwisch lachen sollen, der zu Boden fiel, weil er über Chris Petersons Sneakers Größe 46 gestolpert war. Und ich wollte ihr unbedingt erzählen, wie die hochnäsige Kathy Morrison den Kellner beleidigt hatte, als sie sehr laut in einem Englisch mit schwerem ägyptischem Akzent bestellte. Und was mochte wohl Flora und Fiona wieder zugestoßen sein, die sich offenbar auf dem Weg in die Lounge verlaufen hatten und die Mohamed mit grimmiger Miene in den Raum schob. Aber statt mit mir auf unserem Balkon bei einem Drink zu schwatzen und zu lachen, flirtete sie aus Leibeskräften mit Alan. Wenn ich ehrlich sein sollte, war das mein eigentliches Problem. Denn ich hätte natürlich nichts dagegen gehabt, von Kyla getrennt zu werden, wenn Alan mit mir geredet und geflirtet hätte. Ich feuerte einen Kieselstein mit dem Fuß vom Pfad und sah ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand.
    Der Wind war abgeflaut, und nur noch eine leichte Brise bewegte die kühle, klare Luft. Hoch oben zog der Vollmond über den wolkenlosen Himmel, unbeeindruckt von der erleuchteten Stadt, die in der Ferne glühte. Im Süden waren die Pyramiden immer noch von Scheinwerfern angestrahlt. Dagegen wirkte das Gelände zwischen dem Haupthaus und den neuen Gebäuden dunkel und rätselhaft. Zwar standen an dem asphaltierten Weg in regelmäßigen Abständen Lampen, aber ihre kleinen Lichtkreise kamen nicht gegen die Dunkelheit an. Die Wedel der Dattelpalmen und die Sträucher raschelten, und unvermittelt wurde ich ein wenig nervös. Mach dich nicht lächerlich, sagte ich mir. Das Gelände war von einer hohen Mauer umgeben und das Tor von bewaffneten Männern bewacht. Sehen konnte ich sie allerdings nicht. Ich ging etwas schneller, bemüht, nicht zu fest aufzutreten.
    Als ich am Pool vorbeikam, hörte ich eine Männerstimme. Da sie sehr angespannt klang und der Mann sich bemühte, leise zu sprechen, blieb ich stehen und lauschte.
    »Wie konnten Sie das nur tun?«, zischte er ärgerlich.
    Und dann, nach einer kurzen Pause: »Damit haben Sie vielleicht die ganze Sache verdorben. Natürlich werden jetzt Fragen gestellt! Die sind doch nicht blöd. Was soll ich denn nun machen? Wir werden beobachtet. Wir müssen unser Vorhaben abblasen.«
    Wieder trat eine Pause ein. Die Stimme des Mannes kam mir bekannt vor. Ich zermarterte mir das Hirn, wo ich sie schon gehört haben könnte. Er sprach eindeutig in ein Handy, denn ich konnte immer nur seine Worte vernehmen.
    »Ja, alles. Wir müssen die Sache sofort aufgeben. Vielleicht können wir es im August noch einmal versuchen. Oder nächstes Jahr.«
    Jetzt war die Pause etwas länger. »Das werden Sie nicht. Das können Sie nicht. Es ist noch nicht zu spät, auszusteigen. Oder?« Nach einer weiteren langen Pause folgte ein Seufzer, der ihm entfuhr wie die Luft einem geplatzten Ballon. »Ja, Sie haben wohl recht. Ich kann Sie ja doch nicht aufhalten. Aber es ist höchst riskant. Für uns alle. Also gut. Wir reden morgen weiter.«
    Der Deckel des Handys klickte leise. Um nicht beim Lauschen erwischt zu werden, ging ich rasch weiter. Es war höchste Zeit. Nur wenige Meter von mir entfernt trat ein Mann aus den Büschen. Eine große Gestalt, allerdings konnte ich bei dem trüben Licht sein Gesicht nicht sehen. Als er mich erblickte, fuhr er heftig zusammen, drehte mir rasch den Rücken zu und verschwand eilig in einen Seitenweg.
    In meinem Zimmer angekommen, überdachte ich, was ich da gehört hatte. Die Worte konnten alles Mögliche bedeuten, aber der scharfe Ton wies auf etwas Wichtiges hin. Hätte ich nur die Stimme erkannt. Konnte es Mohamed gewesen sein? Darüber grübelte ich lange nach, bis ich begriff, dass ich es wohl nie erfahren würde.
     
    Etwas später kam auch Kyla, ein bisschen verstimmt und leicht betrunken. Ich lag bereits im Bett und blätterte zum hundertsten Mal in meinem Reiseführer. Jetzt, da ich in Gizeh gewesen war und die Pyramiden selbst gesehen hatte, las ich wesentlich aufmerksamer. Am nächsten Tag sollte es  nach Assuan gehen, worauf ich vorbereitet sein wollte. Mir schwebte bereits vor, wie ich eine Geschichtsstunde für meine Schüler gestalten wollte, die mir das gewiss nicht danken würden.
    »Schon zurück?«, fragte ich.
    »Die waren alle müde«, brummte sie und schüttelte ihre Sandaletten ab. Eine flog durch den Raum und knallte gegen die geschlossene Tür. »Was

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