Mord inclusive
entschieden zu hoch ausgepreist waren. Er lächelte über das Kompliment in meine Richtung und lobte seinerseits meinen ausgezeichneten Geschmack, mit dem ich die beste Ware gewählt hätte, die er besitze. Ich grinste ihn töricht an, wurde rot und wusste, dass ich mich nie getraut hätte, derartige Dinge über die Lippen zu bringen. Im Gegenteil, ich hätte viel darum gegeben, nicht um eine Ware feilschen zu müssen, die ich unbedingt haben wollte.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Nimmi immer noch die Schmuckstücke betastete, die auf einem mit schwarzem Samt bezogenen Tablett vor ihr lagen. Ihre elegante kleine Hand verdeckte kurz einen Ring. Als sie sie wieder hob, war der Ring verschwunden.
Das schockierte mich so, dass ich kurzzeitig den Gesprächsfaden zwischen Anni und Mr Elgabri verlor. So etwas hätte ich vielleicht von meinen Schülern erwartet, wenn ich mit ihnen auf Reisen ging. Die einen standen unter dem gewaltigem Druck ihrer Freunde, und andere waren kleine Bastards ohne jede Moral, die man überhaupt nicht von der Leine lassen durfte. Aber so etwas war für mich völlig neu. Konnte eine Frau wie Nimmi, die eindeutig wohlhabend war und zur gesellschaftlichen Elite gehörte, es fertigbringen, einem Händler etwas zu stehlen, der wahrscheinlich in einer Woche weniger verdiente, als sie an einem einzigen Tag ausgab? Das durfte nicht sein. Nicht hier.
Sie schob das Präsentiertablett demonstrativ von sich und wandte sich zum Gehen.
»Ein schöner Ring«, sagte ich zu ihr. »Der wird Ihnen sehr gut stehen, Nimmi. Lassen Sie mich mal sehen?«
Sie fuhr zusammen, und blasse Röte stieg ihr über den Nacken in die Wangen. Anni und der Händler verstummten mitten im Satz. Ich wusste, dass sie eine Sekunde lang vorhatte zu bestreiten, dass sie einen Ring in der Hand hatte, aber drei Paar Augen, die sie anstarrten, waren zu viel. Vor allem warf Mr Elgabri jetzt einen Blick auf sein Schmucktablett.
Mit einem wütenden Blick streckte sie mir den Ring hin. Ich nahm ihn, hielt ihn gegen das Licht und bewunderte ihn. Er war gar nicht schlecht. Ein breites Goldband, geformt wie das Auge des Horus, ein altes Schutzsymbol.
Lächelnd gab ich ihn ihr zurück. »Wirklich sehr schön und so ungewöhnlich. An dem werden Sie viel Freude haben.«
Mit einem breiten Lächeln wandte sich der Verkäufer ihr zu und fragte, ob sie zahlen wolle. Die Ratte ist in der Falle, dachte ich bei mir. Sie blickte aufgeregt um sich, aber ihr Mann hatte seine Einkäufe bereits getätigt und den Laden verlassen. Ich glaube sogar, sie hatte mit ihrem kleinen Trick gewartet, bis er fort war. Mit einem gequälten Lächeln öffnete sie ihre Tasche und zog die Geldbörse hervor.
»Leider, nein. Ich habe nicht genügend Geld bei mir«, sagte sie.
Ich hoffte, sie möge keine schauspielerischen Fähigkeiten haben. Versuche dieser Art gingen meist nach hinten los. »Und mit einer Kreditkarte kann man bei Ihnen doch sicher nicht zahlen«, sagte sie in der Tat.
Damit mochte sie vielerorts recht haben, aber dies war ein Touristenschiff unter schweizerischer Leitung. »Natürlich kann man das«, sagte der Verkäufer und streckte die Hand aus. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm ihre Karte auszuhändigen.
Um nicht noch weiter böse Blicke auf mich zu ziehen, ging ich zu Anni zurück und bat sie, mir zu zeigen, wie ich das Tuch binden sollte. Nimmi konnte annehmen, dass ich mit voller Absicht gehandelt hatte, sicher wusste sie es allerdings nicht. Sie beendete ihren Kauf und stürmte, immer noch feuerrot im Gesicht, hinaus.
Der Händler schenkte erst Anni, dann mir sein schönstes Lächeln. »Für eine so charmante Lady wie Sie kostet das Gewand achtzig Pfund. Und seien Sie so freundlich, das Tuch als mein Geschenk anzunehmen. Es passt perfekt zu Ihnen.«
Anni tätschelte mir leicht die Schulter. »Ein besseres Angebot bekommen Sie nicht. Und meine Hilfe hatten Sie überhaupt nicht nötig.«
Nach dem Einkaufen entschied Kyla, ein Schläfchen in unserer Kabine sei genau das Richtige für sie, aber mich hatte eine seltsame Unruhe erfasst. Ich gab ihr meine Einkäufe mit und erklomm die Treppe, die auf das Sonnendeck der Nile Lotus führte. Ich blinzelte in die helle Sonne, dann überlief mich ein kleiner Schauer. Hier auf dem Fluss, wo der Märzwind scharf über den Bug wehte, fühlte sich die Luft kühl, ja beinahe kalt an.
Das Sonnendeck war gewaltig; es erstreckte sich fast über das ganze Schiff und war von Liegestühlen gesäumt,
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