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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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mit leiser Stimme.
»Wo waren Sie?« entgegnete er.
»Ich bin gestern nach London gefahren und habe unterwegs in einem Pub übernachtet, in dem es Zimmer mit Frühstück gab. Ich komme eben von dort. Was in aller Welt geht hier vor?«
»Ich wollte ohnehin mit Ihnen reden«, sagte er brüsk. »Schließen Sie Ihren Wagen ab, und begleiten Sie mich ins ›Dun Cow‹. Der alte Mann ist übrigens tot.« Er wollte sie damit schockieren, und das gelang ihm auch.
Sie holte tief Atem. »Wie?«
»Stumpfer Gegenstand. In der Nacht und in seinem Garten, vor der Schuppentür. Seine Nichte Pearl Yewell hat ihn um die Mittagszeit gefunden, als sie vorbeikam, um Gemüse abzuholen.«
Während er sprach, gingen sie auf das »Dun Cow« zu. Die Tür stand offen, und im Rahmen lehnte der Wirt Harry Linnet, eine finster dreinblickende Gestalt in einem alten Pullover und einem schmuddligen Leibwärmer.
»Ich weiß, daß Sie nicht geöffnet haben«, sagte Markby zu ihm, »aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir für etwa eine Stunde einen Raum zur Verfügung stellen könnten.«
»Sie können das kleine Nebenzimmer haben«, brummte Harry bereitwillig und führte sie in eine klaustrophobisch kleine Höhle mit niedrigen Holzbalken und dem säuerlichen Geruch alten, kalten Tabaks. »Sagen Sie mir, wenn Sie ’n Wunsch haben, Inspector. Wir alle wollen, daß Sie den Kerl kriegen, der den alten Bert umgelegt hat. Und wenn Sie noch mal mit Pearl Yewell sprechen wollen, sie is’ im hinteren Gesellschaftszimmer mit meiner Frau. Hat sie sehr getroffen, o ja.«
»Die Leute von hier sind sehr aufgebracht«, sagte Markby und ließ sich in einer dunklen Nische in der dicken Steinmauer nieder. Im ganzen Raum hingen Pferdegeschirre, sie waren entweder an die dunklen Deckenbalken genagelt oder baumelten an Lederschnüren an den Wänden. Markby fragte sich, wer sie wohl polierte.
Er beobachtete Meredith, die ihm gegenüber Platz nahm. Ein Lichtstrahl, der durch ein kleines, staubiges Fenster drang, fiel auf ihr Gesicht. Sie legte die ineinander verschlungenen Hände kurz an den Mund und sagte mit leiser Stimme: »Als Philip starb, waren die Leute nicht aufgebracht.« Sie sah Markby nicht an, sondern heftete die Augen auf den mattgoldenen Glanz des Pferdegeschirrs hinter seinem Kopf.
»Er war keiner von ihnen. Er war ein Außenseiter. Ein Fremder.« Er machte eine Pause, dann fragte er: »Warum sind Sie gestern abend nicht ins Pfarrhaus zurückgefahren?«
»Ich war müde und wollte nicht mehr fahren. Und ich wollte einmal für eine Nacht raus aus dem Dorf. Es – es ist wirklich das schrecklichste Dorf, in dem ich jemals war.«
»Was macht es so schrecklich?« fragte Markby. »Der Ort, die Menschen?«
»Die Seelenlosigkeit.«
Er schwieg eine Zeitlang. Sie stützte die Ellenbogen auf das kleine runde Tischchen zwischen ihnen, ihr Kinn lag auf ihren Händen. Der Vorhang aus glänzendem dunklem Haar streichelte ihre Wange.
»Als wir uns das letztemal sahen«, sagte er und hatte den Eindruck, daß seine Stimme ganz merkwürdig klang, »habe ich Ihnen gesagt, Sie sollten die Detektivarbeit mir überlassen, Meredith. Sie haben mir erzählt, daß Sie Ihren Wagen vor der Bibliothek geparkt hatten, deshalb habe ich gestern hineingeschaut, um in Erfahrung zu bringen, was Sie dort gemacht haben. Sie haben sich mit einer der Bibliothekarinnen, Mrs. Hartman, unterhalten, und die hatte tatsächlich etwas ziemlich Interessantes zu berichten. Doch Sie haben mir nichts davon gesagt. Warum?«
Sie blickte auf; in ihren braunen, von wunderbar dichten Wimpern umrahmten Augen lag etwas Herausforderndes. »Manchmal, wissen Sie, ist es nicht leicht, mit Ihnen zu sprechen.«
»Das tut mir leid …« Ein hastiges, geräuschvolles Einatmen verriet seine Ungeduld. »Aber Sie hätten es mir sagen sollen. Sie haben doch nicht etwa mit dem alten Bert geschwatzt, oder?«
»Doch, das habe ich. Er hat dauernd Andeutungen gemacht, wollte mir aber nichts sagen, außer daß er Lorrimers Katze tot auf dem Friedhof gefunden und verbrannt hatte, weil er fürchtete, man könnte ihn beschuldigen, sie umgebracht zu haben.« Sie hielt kurz inne, dann fuhr sie fort: »Er warf Philip geradezu groteske Dinge vor. Im Zusammenhang mit Frauen und so weiter. Sagte, Philip habe dauernd hier an der Bar gesessen.« Sie zögerte abermals. »Angeblich hat Bert ihm gesagt, er solle sein Geld sparen und sich einen neuen Van kaufen.«
»O ja«, sagte Markby. »Was mit dem Van passiert ist, habe ich

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