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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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man ein kleines Vermögen reinstecken müssen, und das lohnte sich nich’ mehr. Ich hab’ dem Jungen geraten, ihn zu Crocker auf ’n Autofriedhof zu bringen. Hätte die Reparatur ja machen können, schien mir aber nich’ fair.«
    Also fuhr Markby zu Crockers Autofriedhof. Er lag außerhalb der Stadt, ein phantastischer Dschungel aus rostigen alten Autos und allem möglichen Schrott, drumherum ein hoher Drahtzaun. Auf allen Seiten war er, in einem scharfen Kontrast, von Feldern umgeben, die von dichtem Brombeergestrüpp begrenzt wurden. Die Sonne des Spätnachmittags schien Markby ins Gesicht, als er in das weitläufige Grundstück einbog, und blinkte immer wieder auf dem hoch emporgetürmten Metall auf, so als tauschten die abgetakelten Wracks Signale aus. Zwei dunkle, wie Zigeuner aussehende junge Männer, die am Ende eines breiten Weges zwischen verbogenen Metallskeletten hantierten, musterten Markbys Wagen kurz und arbeiteten dann weiter. Doch sie würden bei der Hand sein, wenn nötig. Auf solchen Plätzen wurde immer eine beträchtliche Anzahl diskreter Bargeldgeschäfte abgewickelt, und das lockte hin und wieder Verbrecher an, die auf Raub aus waren.
    In der Mitte dieses glitzernden Metallabyrinths stand ein Baucontainer, in dem ein Büro untergebracht war, das von einem schlechtgelaunt aussehenden deutschen Schäferhund bewacht wurde. Als Markby aus dem Wagen stieg, knurrte der Hund ihn an. Hinter ihm drang Popmusik aus der halboffenen Tür des Containers.
    »Mr. Crocker!« rief Markby, der es angesichts des furchteinflößenden Hundes vorzog, dicht bei seiner Wagentür stehenzubleiben. »Chief Inspector Markby vom Polizeirevier Bamford. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Die Musik wurde abgestellt, die Tür des Containers öffnete sich ganz, und ein dünner Mann mit pechschwarzem Haar und Schnurrbart erschien. »Dann kommen Sie am besten rein, Chief. Kümmern Sie sich nicht um den Hund.«
»Er kümmert sich um mich«, entgegnete Markby. »Nein, er ist ein friedliches altes Ding. Sitz! «
    brüllte Mr. Crocker plötzlich mit Stentorstimme. Der Hund gehorchte und legte die Schnauze auf die Vorderpfoten. Mißtrauisch verfolgten seine bernsteinfarbenen Augen Markby, als der die Stufen zum Büro hinaufstieg.
    »Und was kann ich für Sie tun, Chief?« fragte Mr. Crocker leutselig und schüttelte Markby die Hand. Er trug mehrere goldene Ringe, ein schweres goldenes Armband mit den persönlichen Daten und eine teuer aussehende Armbanduhr. »Alle Bücher sind in Ordnung. Ich handle nich’ mit heißen Wagen, für nix um die Welt.«
    Markby fragte ihn nach dem Van. Mr. Crocker legte die Stirn in Falten und holte mit Schwung ein schmuddliges Hauptbuch heraus.
    »Wir kriegen eine Menge von diesen alten Schrottmühlen rein. Die Kids kaufen sie billig, fahren sie kaputt und bringen sie dann her. Sie sind nix mehr wert. Ich geb’ den Jungs dreißig oder vierzig Mäuse dafür. Einfach um zu helfen, wenn Sie wissen, was ich meine? Nehm’ sie ihnen ab.«
    »Sehr anständig von Ihnen«, sagte Markby höflich.
»Jaa. Ich meine, das müssen Sie doch anerkennen, nich? Ich meine, wenn ich nich’ wär’, würden sie die Dinger einfach irg’ndwo stehenlassen, und dann hätten Ihre Jungs eine Menge Arbeit, nich? Müßten sie der Stadtverwaltung melden, und die gibt mir dann den Auftrag, sie abzuschleppen … Hier haben wir’s …« Er schob Markby das offene Buch hm und räumte ein Transistorradio und einen Aschenbecher voller Kippen, eine leere Bierdose und ein Boulevardblatt weg, das auf der Seite mit den Pferderennen aufgeschlagen war. Auf dem Tisch lag zudem, wie Markby bemerkte, ein schnurloses Telefon.
»Ja, Sie führen wirklich lückenlos Buch«, sagte er ein wenig sarkastisch.
»Wie ich gesagt hab’, Chief. Alles einwandfrei. Ich verschrotte keine Autos, die inne komische Geschichte verwickelt waren, so was tu ich nich’. Was auf diesen Platz kommt, wird in dieses Buch reingeschrieben.« Mr. Crocker konnte es sich leisten, den Sarkasmus nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er lehnte sich zurück, strich sich mit der Hand voller Ringe über das pechschwarze Haar und zündete sich eine kleine Zigarre an.
Markby fuhr mit dem Finger die Seite hinunter. Mr. Crocker hatte sich für den Van den fürstlichen Betrag von zehn Pfund abgerungen – Schrottwert. »Stolze Summe«, sagte Crocker und las den Eintrag verkehrt herum mit. »Wenn man bedenkt, daß er nix mehr wert war.«
Markby klappte das Buch zu. »Danke, Mr. Crokker.«

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