Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Sein Blick hellte sich auf, als er eine an die Wand gepinnte bunte Ansichtskarte entdeckte. »Oh, Spanien, nicht wahr?«
»Das is’ richtig«, sagte Mr. Crocker fröhlich. »Hab’ letztes Jahr ’ne Villa dort gekauft. Ungefähr da.« Er zeigte auf einen weißen Betonklumpen in der Ecke des Bildes. »Na ja, nich’ für mich, wissen Sie. Die Frau hat sie sich gewünscht, un’ Sie kennen das ja, man muß dafür sorgen, daß der Feind zufrieden is’.«
Vorbei an dem leise knurrenden Schäferhund begleitete er Markby zum Wagen und schüttelte ihm wieder die Hand. »Immer bereit, den Jungs in Blau zu helfen, Inspector.«
Markby betrachtete das Chaos um sich herum. Irgendwo in diesem Elefantenfriedhof rostete Lorrimers Van vor sich hin. Eine wenig erbauliche Umgebung, aber man konnte sich von den Einnahmen offenbar eine Villa in Spanien leisten.
»Is’ ja nich’ grade das, was man schön nennen täte«, sagte Crocker selbstgefällig und blies Markby blauen Rauch ins Gesicht. »Aber es is’ ein ehrliches Gewerbe, nich’ wahr?«
Markby fuhr nach Bamford zurück und fragte sich, ob er eigentlich sein Leben lang den falschen Beruf ausgeübt hatte und noch ausübte.
»Oh, Mr. Markby, Sir!« rief der Diensthabende, als Markby mürrisch das Revier betrat.
»Ja?« sagte er knapp.
»Wir haben eben eine Meldung hereinbekommen, Sir. Eine Frau hat einen Toten gefunden …«
    Die Gestalt auf dem Boden sah eigentlich nicht wie ein menschlicher Körper aus. Sie war verkrümmt, erschien sehr klein und zusammengeschrumpft in dem ausgebeulten alten Regenmantel, und der eingeschlagene Schädel hätte auch ein Kürbiskopf sein können, wie sie für Halloween geschnitzt werden, so grotesk entstellt war er. Der verwaschene blaugestreifte Schlafanzug und die erdverkrusteten Gummistiefel machten den Eindruck, als seien sie nach einem Flohmarkt als unverkäuflich weggeworfen worden.
    »Eine Mrs. Yewell hat ihn gefunden«, sagte Sergeant Pearce. »Sie ist eine angeheiratete Nichte, soviel ich verstanden habe. Sie wohnt im Dorf und arbeitet als Putzfrau im Pfarrhaus – bei Eve Owens.«
    Markby warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ach, tatsächlich?« Er drehte sich zu dem Leichnam um. »Armer alter Teufel«, sagte er. »Um ihn zu erledigen, hat man nicht viel Kraft gebraucht. Wahrscheinlich eine Schädeldecke so dünn wie eine Eierschale. Aber warum? Was wollte er mitten in der Nacht hier unten – im Schlafanzug?«
    »Hat vielleicht ein Geräusch gehört?« Pearce zuckte mit den Schultern. »Die Tatwaffe, Sir – wahrscheinlich.« Er hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel in die Höhe, der eine alte, schwere Taschenlampe mit Gummigriff enthielt.
    »Das sind die Fälle, die mir so richtig an die Nieren gehen«, sagte Markby mit schwerer Stimme. »Die Überfälle auf sehr junge und sehr alte Menschen. Dummer, alter Kerl … Warum hat er uns nicht gesagt, was er wußte? Dann wäre er heute noch am Leben und könnte seine verdammten Karotten ausbuddeln.«
    »Sie glauben, er wußte etwas, Sir?«
»Warum, zum Teufel, sollte er sonst ermordet worden sein?« Finster betrachtete Markby den Schuppen. »Und warum hier?« Ihm fiel ein, daß er mit Laura über Gift gesprochen und dabei gesagt hatte, ihm seien die Fälle mit stumpfen Gegenständen als Tatwaffe lieber. Was in aller Welt hatte er sich nur dabei gedacht?
Er stand am Straßenrand und sah zu, wie sie Berts Leiche in den Leichenwagen luden und abfuhren. Die unfaßbare Bosheit des Ganzen machte ihn hilflos und wütend, und er fühlte sich kurze Zeit völlig benommen. Ein paar Einheimische lungerten auf dem Rasendreieck an der Bushaltestelle herum, gafften und flüsterten miteinander. Ihre Gesichter verrieten Entsetzen, aber auch Verdrossenheit. Diesmal war einer der ihren Opfer einer Gewalttat geworden. Markby spürte ihren schwelenden Zorn. Am liebsten wäre er zu ihnen gegangen und hätte geschrien: »Ich auch! Mir ist genauso zumute wie euch!« Aber das stimmte nicht. Ihr Groll reichte tiefer, er richtete sich nicht nur gegen einen Mörder, sondern gegen all jene fernen, gesichtslosen Mächte, die sich im Laufe der Jahre verbündet hatten, um ihre Lebensweise zu zerstören.
Ein Wagen näherte sich von der Hauptstraße, hielt an, und eine Autotür wurde zugeschlagen. »Chief Inspector Markby!« rief eine Frauenstimme.
Er blickte auf. Meredith Mitchell kam auf ihn zu. Hastig überquerte sie den Kies, das Gesicht war angespannt und voller Besorgnis. »Was ist passiert?« fragte sie schnell

Weitere Kostenlose Bücher