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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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groggy.« Und so schienen sich alle zu fühlen. Meredith wünschte eine gute Nacht und zog sich nach oben zurück, um zu Bett zu gehen.
    Ihr Zimmer war wirklich hübsch. Sie wußte nicht, ob Eve sich die Mühe gemacht und sich selbst um die Innenausstattung des Hauses gekümmert oder ob sie einfach einen Innenarchitekten bestellt und alles ihm überlassen hatte. Sie vermutete letzteres. Wenn es so war, hatte er es im großen und ganzen gar nicht so übel gemacht, wenn Meredith es auch persönlich vorzog, alte Dinge alt aussehen zu lassen. Aber so wie Alan Markby das Pfarrhaus geschildert hatte, mußte es ein höchst ungemütliches Domizil gewesen sein. Es war verständlich, daß die neuen Besitzer es ein bißchen freundlicher gestaltet haben wollten. Was Markby wohl von Beruf war? Sie wußte es immer noch nicht.
    Als sie eben ins Bett steigen wollte, klopfte es. »Merry, du schläfst doch noch nicht, oder?« »Nein, natürlich nicht, komm rein.« Meredith
    zog den Gürtel ihres Morgenrocks, den sie gerade ablegen wollte, wieder zu und öffnete die Tür.
    Sara stand ganz verloren auf der Schwelle. »Darf ich reinkommen und dir was vorjammern?« fragte sie.
    »Komm rein«, sagte Meredith schicksalsergeben. Unsicher kam Sara herein und blieb einen Moment stehen, als müsse sie erst einen Entschluß fassen. Sie trug ein Baumwollnachthemd mit einem großen Bild von Snoopy und rosa Fellpantoffeln aus Nylon und sah mit ihrem ungeschminkten, glänzenden Gesicht keinen Tag älter aus als vierzehn. Plötzlich schien sie zu einem Entschluß zu kommen, warf sich in den Korbsessel vor dem Spiegeltisch, schleuderte die Pantoffeln weg und zog die Füße unter sich.
»Also«, sagte Meredith und nahm auf dem höchst
    unbequemen Frisierhocker Platz. »Schieß los.«
    Sara erwiderte ihr Lächeln nicht. Statt dessen kaute sie nervös an ihrer Unterlippe und fixierte Meredith mit großen, nachdenklichen blauen Augen. »Was hältst du von Peter Russell, Merry?«
    Meredith, die sich bereits auf eine ähnliche Frage, jedoch in bezug auf Jonathan Lazenby, gefaßt gemacht hatte, zwinkerte. »Ein netter Mann, glaube ich. Bißchen altmodisch, ein richtiger Familiendoktor.«
    »Er ist scharf auf Mummy.«
»Ach, tatsächlich?« Meredith gab sich Mühe, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. »Nun, dann soll die Sache doch ihren Lauf nehmen, Sara. Ich an deiner Stelle würde nicht versuchen, irgendwie nachzuhelfen, wenn es das ist, was du vorhast. In dieser Welt ist von sogenannten wohlmeinenden Leuten schon viel Schaden angerichtet worden.«
»Es wäre schön für Mummy«, meinte Sara hartnäckig, wobei sie ihre Hände gegeneinanderpreßte. »Mummy hatte viel Pech mit ihren Männern.«
So, hatte sie das? Ist mir nie aufgefallen, dachte Meredith mit einem Anflug von Zynismus. Sie war schläfrig und konnte ganz gut auf all das verzichten.
»Die beiden Männer, mit denen Mummy glücklich war, sind gestorben. Robert war riesig nett. Er nahm es nicht einmal übel, wenn die Leute ihn ›Mr. Owens‹ nannten. Niemand hat zu Mummy jemals Mrs. Freeman gesagt. Ich glaube, das lag daran, daß sie unter ihrem eigenen Namen so bekannt ist. Aber einige Männer hätten es nicht geduldet, daß man sie mit dem Namen ihrer Frau ansprach, als wären sie ein bloßes Anhängsel. Robert hatte nichts dagegen. Er fand es lustig.«
»Er war selbst ziemlich erfolgreich«, stellte Meredith fest. »Deshalb hat es ihm nichts ausgemacht. Wäre er weniger selbstbewußt gewesen, hätte es ihm vielleicht mehr Kopfzerbrechen bereitet.«
Sara dachte darüber nach. »Und dann Daddy. Ich wünschte, ich könnte mich besser an ihn erinnern. Ich war acht, als sie sich trennten. Wenn ich versuche, mir sein Gesicht vorzustellen, ist alles verschwommen. Mummy hat ein paar alte Fotos, aber ich kann nicht sagen, daß er durch sie für mich realer wird. Ich meine, ich bin auf diesen Fotos ein kleines, dickes Kind in einem Samtkleid und mit einer Schleife wie Alice im Wunderland, und ich kann auch nicht glauben, daß ich das sein soll. Alle sehen aus wie Fremde.«
Meredith stand auf, ging zum Fenster und kehrte ihrem Patenkind den Rücken zu. Die Vorhänge waren nicht ganz geschlossen, und sie konnte die Sterne und den Mond sehen. Während sie hinausschaute, verschwand der Mond hinter jagenden Wolken, tauchte kurz wieder auf und verschwand erneut. Sie hatte keine Schwierigkeiten, sich Mike in Erinnerung zu rufen, sie mußte versuchen, ihn zu vergessen, das war ihr Problem. Vielleicht war

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