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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Yewell, und was wird geredet?«
»Sind alle dabei, hinter unserm Rücken«, sagte Mrs. Yewell düster. »Besonders die Schlampe, die unten in den Cottages wohnt, die früher für das Gesinde waren. Es war Mary, die es mir erzählt hat – Mary, die drüben bei Dr. Russell im Rose Cottage saubermacht. Pearl, hat sie gesagt – das bin ich …«
Pearl – Perle? dachte Meredith. Ein solcher Name fordert natürlich das Schicksal heraus. Pech für Pearls Eltern. Die rotgesichtige, muskulöse Mrs. Yewell brachte sicher ihre hundertneunzig Pfund auf die Waage.
»… Pearl, sagte sie, du solltest wissen, was die Leute so reden.«
»Da hat es Ihre Mary aber gut gemeint«, sagte Meredith trocken.
Die trockene Bemerkung war an Mrs. Yewell nicht verschwendet, sie wußte sie sehr genau einzuordnen. »Da haben Sie recht, Miss. Einen Heidenspaß hat es ihr gemacht, es mir zu stecken. Ihr albernes Gesicht konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Die Leute sagen, sagt sie, die Leute sagen, dem Onkel Bert hat einen ganzen Schuppen voller Gift, und der junge Mr. Lorrimer hat aus Versehen was davon getrunken.«
»Ich bin ganz sicher, daß das nicht wahr ist, Mrs. Yewell. Sagen Sie den Leuten, die das behaupten, die Polizei hätte festgestellt, daß es nicht so war.«
»Man kann ihnen gar nichts sagen«, erwiderte Mrs. Yewell. »Sie legen sich das in ihren dummen Köpfen so zurecht. Ich sage nicht, daß der alte Narr nicht zum Teil selber schuld ist. Walter hat Onkel Bert bestimmt schon zwanzigmal gesagt, er soll den Schuppen ausräumen. Aber genausogut könnte man mit einer Backsteinmauer reden. Er ist schon achtzig, Onkel Bert, wissen Sie, und wenn sie erst einmal so alt sind, kann man nicht mehr mit ihnen reden. Und ich weiß, er hat wegen den Katzen zu Mr. Lorrimer Sachen gesagt, die er nicht hätte sagen dürfen. Nun ja, sie haben immer in den Gemüsebeeten von Onkel Bert gebuddelt. Natürlich hat er sich aufgeregt. Aber Gift hätte er nie und nimmer gestreut. Das hat er nur gesagt. Er sagt alles mögliche, der Onkel Bert, und meint es nicht so. Die halbe Zeit weiß er gar nicht mehr, was er sagt. Und die andere halbe Zeit weiß er es zwar, meint aber kein Wort davon ernst. Er ist über achtzig. Da werden sie wie die Kinder. Sagt Sachen, weil er die Leute ärgern will …«
»Hören Sie, Mrs. Yewell«, fuhr Meredith energisch dazwischen, »ich denke, es ist das beste, Sie gehen jetzt in die Küche und trinken mit Lucia eine Tasse Tee.«
»Ist noch nicht Zeit für das zweite Frühstück«, widersprach Mrs. Yewell eigensinnig. »Hab noch die Toilette im Erdgeschoß zu machen.«
»Ein bißchen Abwechslung in der täglichen Routine wird nicht schaden, nicht unter diesen Umständen. Setzen Sie sich doch ein bißchen hin. Wenn Sie wollen, putze ich das untere Klo.«
Doch das war bereits ein unbefugtes Eindringen in Mrs. Yewells Revier. »Ich kann meine Arbeit sehr gut erledigen, Miss, auch wenn ich wegen Onkel Bert ein bißchen durcheinander bin!« sagte sie von oben herab. »Ich brauche keinen, der für mich arbeitet.« Empört verließ sie das Zimmer.
    Meredith ging aus dem Haus und schlug den Weg zu den Cottages ein. Die Presse hatte sich für den Moment zurückgezogen, das zumindest war ein kleiner Trost. Auch die Polizei war zur Zeit nicht da. Unzählige Reifenspuren im niedergewalzten Gras seitlich des Weges zeugten stumm von den Massen, die vor kurzem über sie hergefallen waren. Meredith schob die Hände in die Taschen und starrte auf Philips Haustür. Einen Augenblick später öffnete sie, da niemand in der Nähe zu sein schien, die Gartenpforte, ging zum Haus und spähte, die Augen mit der Hand abschirmend, durch das ungeputzte Fenster ins Wohnzimmer. Dort herrschte eine unbeschreibliche Unordnung, schlimmer noch als vor ein paar Tagen, als sie hineingestürmt war, um ein Telefon zu suchen. Auch die Polizei hatte das Cottage durchsucht, und Meredith fragte sich, ob sie mehr Glück gehabt hatte als der Mörder.
    Die Möbel, soweit sie sie sehen konnte, waren alt, minderwertig und wacklig. Es waren Möbel, wie man sie für ein oder zwei Pfund bei Firmen kaufen konnte, die auf Haushaltsauflösungen spezialisiert waren und verkauften, was sich noch verkaufen ließ, und zwar für jeden Preis: haufenweise Gabeln und Löffel für fünfzig Pence, Stühle für einen Fünfer das Stück. Philip hatte seinen Kram wahrscheinlich in Bamford gekauft, und wenn das gesamte Mobiliar, das von der oberen Etage und das von unten, mehr als

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