Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
fünfzig Pfund gekostet haben sollte, wäre sie sehr überrascht gewesen. Wahrscheinlich hatte er von Frühstücksflocken, Speck und Würstchen, Käse und von Bohnen in Tomatensoße gelebt. Wegen des Brennofens hatte er vermutlich eine hohe Stromrechnung – und das Katzenfutter war auch nicht billig, die beiden Siamesen mußten ordentlich gefüttert werden. Doch abgesehen von diesen Ausgaben hatte er billig gelebt, was nicht erstaunlich war, da er mit seiner Töpferei nicht viel verdient haben konnte. Andererseits hatte er, wie Bert behauptete, immer im »Dun Cow« an der Bar gehockt. Wie hatte er sich das leisten können? Dadurch, daß er in den Pubs von Bamford ein bißchen von seinem selbstgezogenen Cannabis verkauft hatte? Nicht sehr wahrscheinlich – das Beet war nur so groß gewesen wie ein Männertaschentuch.
Meredith trat vom Fenster zurück und ging um das Cottage herum nach hinten, weil sie – wohl vergeblich, wie sie fürchtete – nach Tom rufen wollte. Markby hatte gesagt, sie hätten noch keine Verwandten ausfindig gemacht. Aber irgendwo mußte doch eine Familie sein, und wenn Philip genug Geld für das »Dun Cow« hatte, war er möglicherweise von Verwandten »subventioniert« worden, die ihm hin und wieder mit der Post eine Zehnpfundnote geschickt hatten. Wenn das zutraf, hatte er die Briefe nicht aufgehoben, sonst hätte Markby sie gefunden und durch sie die Familie aufgespürt. Meredith wurde schmerzlich bewußt, daß ihre und Markbys Kenntnisse über den jungen Mann äußerst lückenhaft waren. Gewiß – sie, die erst vor kurzem eingetroffen war, konnte nicht viel über Philip wissen, doch anscheinend wußte überhaupt niemand etwas.
Es sei denn, Sara. Meredith blieb stehen und biß sich auf die Lippe. Sara hatte, als sie mit Eve und Robert Freeman ins Dorf gezogen war, viele Stunden bei Philip im Cottage verbracht, hatte mit ihm geredet, ihm bei der Arbeit zugesehen, sogar versucht zu töpfern. Wenn jemand etwas über Philip wußte, dann Sara.
Eine Bewegung im Nachbarsgarten ließ sie aufmerken. Mit einem flachen Holzkästchen in der Hand kam Bert aus seinem Schuppen heraus und wieselte den Pfad entlang; hinter ihm schwang die Schuppentür ächzend im Wind auf und zu. Meredith trat an den Zaun und rief hinüber: »Guten Morgen, Bert!«
Bert blieb stehen, warf ihr unter dem Schirm seiner Mütze hervor einen zornigen Blick zu und kam dann näher an den Zaun heran. »Was soll’n gut dran sein, eh?«
»Ihre Nichte, Mrs. Yewell, hat mir erzählt, daß im Dorf über Ihren Schuppen geklatscht wurde«, sagte sie. »Ich weiß, daß die Polizei nicht annimmt, daß Sie irgend etwas mit der ganzen Sache zu tun haben, aber Sie sollten ihn wirklich aufräumen, wissen Sie?«
»Sie is’ nur meine angeheiratete Nichte«, korrigierte er pedantisch. »Walter, er is’ mein Neffe. Und Pearl is’ bloß angeheiratet. Un’ ich geb’ kein’ Pfifferling nich’ drum, was sie in diesem Dorf reden. Lauter Dummköpfe, wohin man schaut.«
»Darf ich rüberkommen?« fragte Meredith. »Ich möchte gern Ihren Garten sehen. Hab’ gehört, Sie haben Preise gewonnen.«
Berts Miene hellte sich auf. »Ah, Sie könn’ sich durch das Loch im Zaun quetschen, da wo die Planken fehlen, dünn genug sind Sie ja.«
»Kein Wunder, daß die Katzen durchgekommen sind«, sagte Meredith beim Durchschlüpfen. »Haben Sie übrigens Mr. Lorrimers Katze gesehen? Ich versuche sie zu fangen.«
»Nein, hab’ ich nich’«, antwortete Bert verdrossen. »Un’ wenn ich sie seh’, schmeiß’ ich einen Ziegel nach ihr. Sie is’ weg, nich’ schade drum. Tot, hoff ich, wie die andere.«
»Was war mit der anderen?« fragte sie scharf. Bert grinste boshaft, und sie fuhr fort: »Ich habe die andere Katze auf dem Friedhof gefunden. Sie war tot, aber ich wollte es Mr. Lorrimer nicht sagen, also habe ich sie mit einem Ast zugedeckt. Haben Sie sie weggebracht?«
»Nein, niemals!« sagte er mürrisch. »Aber gesehn hab’ ich sie. Ich hab’ niemals nich’ was damit zu tun.« Er scharrte mit den Füßen. »Hab’ sie nich’ weggebracht.«
»Bert«, sagte Meredith eindringlich, »wo haben Sie die tote Katze hingetan? Die Polizei will sie untersuchen.«
»W’rum denn?« entgegnete er. »Haufen Unsinn. Was soll’n die Bobbys mit ’ner toten Katze? Hab’ Unkraut verbrannt und hab’ sie ins Feuer geworfen, wenn Sie’s unbedingt wissen müssen. In das Feuer, wo ich in der Ecke vom Friedhof angezündet hab’. Un’ ich sag’ Ihn’
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