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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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die Wände waren Buntstiftzeichnungen von Kindern geheftet. Auf dem Fenstersims stand eine Geranie. Sara saß auf dem Boden und wiegte ein schniefendes Baby, das Kind, das Meredith eben schreien gehört hatte. Zwei kleine Mädchen zankten sich um ein Spielzeugxylophon, und in der Ecke hockte ganz allein ein kleiner Junge und war vollkommen darin vertieft, Plastikbausteine aneinanderzulegen.
Meredith nahm in einem schäbigen Sessel Platz. Eines der kleinen Mädchen blickte auf, lächelte und schlug dann dem anderen den Hammer des Xylophons auf den Kopf.
Sara, die in einem Arm das Baby schaukelte, streckte die andere Hand aus, um den Streit um das Xylophon zu schlichten, und bemerkte trotzig: »Los, du darfst es ruhig sagen. Die Gegend ist schrecklich, das Heim ist schäbig, und wir leben wie hinter Barrikaden. Ich sollte nicht hier sein.«
»Ich werde nichts dergleichen sagen, weil ich nichts dergleichen denke. Du hast jedes Recht, hier zu sein und hier zu arbeiten, wenn du es so willst. Das Heim ist nicht so schlimm – soweit ich es gesehen habe. Hübscher neuer Anstrich.«
Die Anspannung ließ bei Sara nach, sie warf den Kopf zurück und schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ja, Joanne und ich haben fast alles selbst gestrichen. Es hat eine Ewigkeit gedauert, weil wir’s nur am Abend tun konnten, wenn alle im Bett und aus dem Weg waren und die Kinder nicht an die feuchte Farbe kommen konnten.« Sie zögerte einen Moment. »Zum allererstenmal in meinem ganzen Leben tue ich etwas einigermaßen Sinnvolles.« Das Baby quäkte, und sie wiegte es liebevoll. »Joanne ist mit Mark und Jen ganztags hier. Lucy, Marks Freundin, kocht. Rein vegetarisch, denn sie ist Vegetarierin. Joanne ist für die gesamte Organisation zuständig, und ich helfe aus, wo ich gebraucht werde, hauptsächlich hier in der Krippe.«
»Was macht Mark?« fragte Meredith neugierig.
»Er fährt den Transporter. Willst du Kaffee?«
»Ich will nur reden. Und ernsthaft, Sara. Versuch nicht, mich an der Nase herumzuführen. Ich will wissen, womit Philip dich in der Hand hatte, was er dir androhte und warum?«
Der eigensinnige Ausdruck kehrte in Saras Gesicht zurück. Sie stand auf, ohne das Baby loszulassen, ging zur Tür und rief: »Joanne!« in den Flur. Dann drehte sie sich um und sagte mit leiser, gepreßter Stimme: »Ich will hier nicht darüber reden. Ich erzähle es dir, aber nicht hier. Wir haben heute vormittag nicht so viel zu tun, und Joanne kann übernehmen.«
»Fein. Ich möchte sowieso mit dem Wagen gern hier weg, ich hab’ ihn um die Ecke geparkt, und da haben sich ein paar Jugendliche herumgedrückt.«
Der Wagen stand noch da, aber die Scheibenwischer waren verschwunden. »Hätte schlimmer kommen können«, sagte Meredith schicksalsergeben.
»Vor meiner Wohnung kannst du das Auto stehenlassen.« Saras Blick war starr in die Ferne gerichtet, während sie sprach.
Ihre Wohnung lag im Erdgeschoß eines Reihenhauses. Die Häuser in dieser Zeile waren besser gepflegt, und einige schienen erst vor kurzem renoviert worden zu sein. Ein wenig übereilt hatte man Doppelverglasungen und Holztüren eingebaut, die besser zu feudalen Landsitzen gepaßt hätten als zu Häusern aus den dreißiger Jahren. In einigen Fenstern hingen Blumentopfhalter aus Makramee, und statt der Spitzengardinen gab es hier Vorhänge aus Schnüren, auf die Holzperlen gezogen waren, wie vor Eingängen in der Kasbah.
Sara führte Meredith in ein gemütliches, fröhlich chaotisches Zimmer, in dem leuchtend bunte Flikkenkissen und gehäkelte Decken verteilt waren.
»Du meine Güte«, sagte Meredith, »du hast wirklich einen grünen Daumen.«
Überall standen Töpfe mit Pflanzen: auf dem Fenstersims und in Regalen aufgereiht und auf Tischen, wo sie sich gegenseitig den Platz streitig machten. Im Fenstererker stand eine Yukkapalme in einem Kübel neben einem Gummibaum, der bis an die Decke reichte. Über Merediths Kopf hing in einem Korb ein Topf mit einer Grünlilie.
»Oh, die schenkt mir Jon«, sagte Sara beiläufig. »Setz dich, Merry, ich hole derweil den Kaffee.«
Meredith ließ sich nieder und wußte nicht recht, ob sie sich nun wie in einer Blockhütte in der russischen Steppe oder in einem Gewächshaus in Kew Gardens fühlen sollte. Sie hörte Sara in der Küche hantieren. Im Bücherregal stand zwischen zwei dikken Wälzern über Soziologie ein gerahmtes Foto von Jonathan Lazenby. Streng blickte er in das kleine, überfüllte Zimmer, als wäre es die Generalprobe für

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