Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Kreisen man sich bewegt, dachte Meredith und vermied es, darauf zu antworten. »Wie kommt es, daß Sie im selben Haus wohnen?«
»Ganz einfach«, plauderte Fiona vertraulich drauflos, als habe sie eine kniffligere Frage erwartet. »Sara suchte eine Wohnung. Ich traf Jon Lazenby in einem Nachtclub, er erzählte es mir, und ich sagte, kein Problem, die Leute unter mir ziehen aus. Die Vorstellung, daß Sara vielleicht dort einziehen würde, war sehr angenehm, weil ich sie ja schon kannte. Jon freute sich ebenfalls.«
Natürlich hat er sich gefreut, dachte Meredith, weil er jetzt eine Spionin hatte, die Sara für ihn im Auge behalten konnte.
»Praktisch«, sagte sie trocken.
»Ja, das war es, oder?« Fiona schaute auf ihre Armbanduhr, die offensichtlich von Cartier war. »Ich komme zu spät.«
Meredith fuhr sie in die Orchard Street und ließ sie aussteigen. Dann fuhr sie noch weitere zehn Minuten auf der Suche nach einem Parkplatz umher und ging, nachdem sie den Wagen abgeschlossen hatte, ins »Selfridges«. Das Restaurant des eleganten Kaufhauses war schon fast voll, also mied sie es. Sie kaufte die Sachen, die sie brauchte, ging zurück zum Wagen, legte sie in den Kofferraum und fütterte die Parkuhr. Dann spazierte sie zum Portman Square hinter dem Kaufhaus und betrat das Museum, in dem die Wallace-Sammlung untergebracht war.
Es waren nur wenige Leute da, und niemand fand es merkwürdig, wenn jemand einfach nur dasaß. Meredith ließ sich auf einer Bank nieder und betrachtete das Mädchen auf der Schaukel von Fragonard. Lazenby war ein unverfrorener, oberflächlicher Yuppie, von der skrupellosen Sorte. Und obendrein schlitzohrig. Er wußte von dem, was vorgegangen war, viel mehr, als sie geahnt hatte. Als sie alle vermutet hatten. Er wußte über Saras Vergangenheit besser Bescheid, als Sara glaubte, und ganz gewiß war seine Informantin die gertenschlanke Fiona, die ihm jede Einzelheit brühwarm berichtete. Wie hieß es doch in dem alten Sprichwort – mit solchen Freunden brauchte Sara wahrlich keine Feinde.
Jetzt erklärte sich auch Lazenbys Nervosität. Kein Wunder, daß er beunruhigt war. Er wußte schon, womit Philip gedroht hatte, und war vor allem fürchterlich in Sorge, daß irgend etwas davon an die Presse geriet. Den Anstand oder den Mut, zu Sara zu gehen, seine Karten auf den Tisch zu legen und ihr zu sagen, daß er alles wußte, den hatte er allerdings nicht.
Er hatte es nicht getan, weil er nicht preisgeben wollte, was für ein unlauteres Spiel er bisher gespielt hatte. Statt dessen hatte er es vorgezogen, im Haus seiner künftigen Schwiegermutter herumzuschnüffeln und sich von seiner Londoner Hausspionin Fiona berichten zu lassen. Solange er schwieg, konnte er, wenn der Sturm losbrach, schockiert und unschuldig dreinschauen und rufen: »Also das hätte ich nie vermutet!« Dann konnte er sich in einer Wolke beleidigter Würde davonmachen und sich nie wieder blicken lassen. Meredith fragte sich, ob er in einem solchen Fall wohl seinen Ring zurückfordern würde.
»Darauf möchte ich wetten«, murmelte sie, »und als nächste wird dann wohl Fiona mit einem ähnlichen Riesenrubin am Finger prahlen. Darauf legt sie es ganz bestimmt an …«
Ein älterer Herr mit einem weißen Haarschopf, der wie ein Heiligenschein seinen Kopf umgab, was ihm eine große Ähnlichkeit mit Einstein in seinen letzten Jahren verlieh, hatte hingerissen die Kurtisane auf der Schaukel betrachtet und sah Meredith jetzt leicht verblüfft an.
»Entschuldigen Sie«, sagte Meredith. »Ich habe mir nur das Bild angesehen und war in Gedanken …«
»Ich verstehe das«, sagte der ältere Gentleman in dem Tonfall eines Mitteleuropäers. »Ich komme oft her und sehe sie mir an, und sie entzückt mich immer wieder. Ich glaube, ich bin in sie verliebt, seit ich mir als junger Mann bei einem Buchhändler in Wien eine Kunstkarte von ihr gekauft habe. Das nennt man Treue, wie?« Er lachte vor sich hin.
Meredith betrachtete das Mädchen auf der Schaukel und lächelte. Doch als sie ging, dachte sie: Treue … das ist das Allerschwierigste. Und das Schmerzlichste. Wieso liebt man weiter, wenn der, den man liebt, treulos ist? Stirbt Liebe immer? Verwandelt sie sich wie die Liebe Philips zu Sara in sinnlose Rachsucht und Zerstörung? Er hat sie bestimmt geliebt. Und sie hat ihn fallen lassen, obwohl sie es selbst nicht so sieht. Sie ist in so vielen Dingen wie ihre Mutter. O Mike … Hast du Eve auch noch geliebt, nachdem sie dich so oft betrogen

Weitere Kostenlose Bücher