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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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und es hätte keinen Sinn, wenn ich das Atelier oder das Cottage durchstöberte. Er habe Brief und Fotos woanders versteckt.«
Aber er hat sie kopiert, dachte Meredith. Er hat sie in der Bibliothek kopiert, und Mrs. Hartman hat ihn dabei gesehen. Sie runzelte die Stirn. Sara erzählte ihr, wie subjektiv gefärbt auch immer, gewiß alles, was sie wußte. Doch wahrscheinlich wußte sie nicht alles. Wahrscheinlich hatte Philip ein viel heimtückischeres Spiel gespielt … Vielleicht hatte er anfangs nur Rache gesucht und das Mädchen, auf das er ein Recht zu haben glaubte, auf eine verrückte und völlig unsinnige Art halten wollen, aber dann war etwas anderes geschehen. Etwas anderes … Ja, dachte Meredith plötzlich. Und ich weiß, was es war!
»Ich hätte es dir früher erzählen sollen«, sagte Sara verzagt. »Aber ich hatte solche Angst. Als ich Phil das letztemal sah – als du mit Mummy in Bamford warst –, haben wir uns wieder gestritten, und er sagte, es sei meine letzte Chance. Es tut mir nicht leid, daß er tot ist. Als ich es erfuhr, fiel mir eine Zentnerlast vom Herzen. Ich war so froh.« Sie blickte auf, die langen Haare fielen ihr vors Gesicht und sie richtete die unglücklichen Augen auf Meredith. »Verachte mich bitte nicht, Merry.«
»Das tu ich nicht«, antwortete Meredith. »Ich will dir zweierlei sagen: Erstens, dein Vater wäre stolz auf dich gewesen. Zweitens – du brauchst Jonathan Lazenby nicht, um mit deinem Leben fertig zu werden. Ich denke, du bist durchaus imstande, das allein zu tun.«
Saras Gesicht lief feuerrot an, dann sagte sie leise: »Danke – für das erste auf jeden Fall. Beim zweiten bin ich mir nicht so sicher.«
    Markby saß in Mrs. Hartmans kleinem Kabuff und trank aus einem Steingutbecher Nescafé. Es war ein sehr hübscher kleiner Becher, hoch und leicht geriffelt, in verschiedenen Blautönen bemalt. Mrs. Hartman erzählte ihre Geschichte noch einmal und zum erstenmal einem Polizisten; ihr mageres Gesicht war unnatürlich gerötet. Ihre Brillengläser funkelten, so als würde sich die Aufregung ihrer Besitzerin in ihnen spiegeln, und weil der Polizeiinspektor wirklich ein sehr gut aussehender Mann war, das fand Mrs. Hartman jedenfalls, und so gute Manieren hatte, zupfte sie immer wieder nervös an ihren dauergewellten grauen Löckchen.
    »Ich meine, ich habe zu der jungen Dame gesagt, ich wäre ja zur Polizei gegangen, aber es schien mir eine solche Nebensächlichkeit zu sein. Eigentlich hatte ich Ihnen rein gar nichts zu erzählen.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Markby ernst. »Sie haben uns sehr geholfen, Mrs. Hartman.« Was man von Miss Mitchell nicht behaupten kann, dachte er grimmig.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Mrs. Hartman betrübt. »Ich meine, ich hätte sofort zu Ihnen kommen sollen. Das ist mir jetzt klar. Wie gut, daß Sie mich aufgesucht haben, Chief Inspector.«
    »Ja, das war es wohl«, sagte er verbindlich. Er leerte seinen Becher. »Nun, ich danke Ihnen für den Kaffee und dafür, daß Sie Zeit für mich hatten. Ich werde Sie nicht mehr behelligen.«
    »Nicht der Rede wert, nicht der Rede wert«, flötete Mrs. Hartman.
Beide erhoben sich. Markby, der den Becher auf das Regal zurückstellen wollte, drehte ihn aus einem Impuls heraus um. Auf dem Boden klebte ein fast unleserliches Etikett. »Handgetöpfert von Philip Lorrimer«, las Markby halblaut. »Kirch-Cottage …« Der Rest der Adresse war nicht mehr vorhanden. Doch in den Ton eingeprägt war ein runder Stempel mit der Aufschrift Töpferei Philip Lorrimer.
Markby zeigte Mrs. Hartman den Stempel. »Sehen Sie? Den hat er gemacht.«
»Wie merkwürdig!« sagte Mrs. Hartman. Sie nahm ihm den Becher aus der Hand und betrachtete ihn nachdenklich. »Wissen Sie«, sagte sie plötzlich, »nachdem Sie mir das gesagt haben, werde ich nie wieder daraus trinken können. Und Holly Loomis ebensowenig. Ich wünschte, Sie hätten nichts gesagt.«
Komischer kleiner Zufall, dachte Markby, als er in seinen Wagen stieg. Vielleicht war das ein gutes Omen. Oder ein böses. »Wenigstens«, sagte er laut, als er den Motor anließ, »haben wir jetzt ein Motiv.«
    KAPITEL 11 Sara sagte, sie könne schnell etwas zum Lunch zubereiten, doch Meredith lehnte ab und meinte, sie habe noch ein paar Einkäufe zu erledigen, werde Sara aber ins West End mitnehmen und sie ihrerseits zum Essen einladen. Sara wollte jedoch ins Frauenhaus zurück.
    »Ich habe Joanne schon wieder meinen Job aufgehalst. Es ist nicht besonders kollegial.

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