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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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hatte wieder ihre Sofaecke bezogen. Sie strahlte freundlich über beide bonbonrosa Bäckchen.
    »Guten Tag, Mrs. Driver.«
    Honey bewegte vorsichtig ihren Unterkiefer, damit er nicht sperrangelweit offen stehen blieb. Sie krächzte ein schwaches »Guten Tag« als Antwort. Sie hoffte, dass sie nicht aussah wie ein Goldfisch auf dem Trockenen.
    Mary Jane tauchte genau da auf, wo sie schon am Nachmittag ihren großen Auftritt gehabt hatte, auf halber Treppe. Sie trug ein himmelblaues Outfit mit plüschigen blauen Schuhen. Ausnahmsweise war ihr Gesichtsausdruck heute einmal aufsehenerregender als ihr Aufzug, wenn auch inzwischen der glasige Blick verschwunden war. Die Panik war offensichtlich überstanden. Mary Jane lehnte sich über das Geländer und flüsterte Honey zu: »Alles in Ordnung. Es war so einfach. Und es ging so schnell.«
    Honey seufzte erleichtert und war sehr froh, dass die Last dieses Super-GAUs von ihrer Schulter genommen war.
    »Na, siehst du. Ich bin zwar keine Expertin auf dem Gebiet, Mary Jane, aber ich habe mir schon gedacht, dass es funktionieren würde, wenn du einfach alles in umgekehrter Reihenfolge noch einmal wiederholst.«
    Sie war ziemlich zufrieden mit sich, denn sie hatte anscheinend recht gehabt.
    Mary Jane nahm ihr dieses schöne Gefühl gleich wieder.
    »Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, dass eine Person, die das genaue Gegenteil von ihr ist, sie aus der Trance aufschrecken könnte?«
    »Jaaaa …«, antwortete Honey zögernd.
    »Nun, das ist passiert. Deine Mutter ist gekommen.«
    |79| Aha! Ihre Mutter war also das genaue Gegenteil von Frau Hoffner! Sie schaute zwischen ihren beiden deutschen Gästen hin und her. Frau Hoffner strickte zufrieden, während ihr Mann sich nützlich machte. Ihre Mutter dagegen hatte nie im Leben Stricknadeln in der Hand gehabt, und niemals hatte sie auch nur annähernd häuslich gewirkt. Das würde sie in diesem Leben sicher nicht mehr schaffen. Es schien eigentlich völlig logisch. Dass ausgerechnet ihre Mutter die Treppe hochstolziert und in Mary Janes Zimmer gestürmt war, um zu fragen, wo Honey wäre! Bei Lindsey konnte sie sich nicht erkundigen, die war im Fitness-Studio. Und inzwischen hatte Gloria begriffen, dass man einen Küchenchef besser nicht stört, wenn er gerade mit dem Fleischbeil hantiert. Mary Jane war die nächste Anlaufstelle, bei der sie erfahren konnte, wo Honey steckte.
    »Hannah! Ich muss mit dir sprechen!«
    Ausnahmsweise war Honey einmal froh, die Stimme ihrer Mutter zu hören. Noch viel froher war sie, Gloria zu sehen.
    »Mutter! Mit dir hatte ich ja gar nicht gerechnet. Bleibst du noch auf einen Kaffee?«
    Heute war Gloria Cross ein Traum in Samt. Sie trug eine schwarze Samtjacke mit dunkelblauen Paspeln, dazu eine Bluse mit einem Muster in Gelb, Rot und Grün auf schwarzem Grund und schwarze Samthosen. Ihre Stiefeletten mit dem eleganten kleinen Absatz leuchteten in einem seidigen Grau. Fakt war, dass sie auch nie, wirklich nie zugesehen hatte, wie ihr jeweils aktueller Gatte eine Wand strich. Alle ihre Ehemänner hatten eher die Segel gestrichen als die Wände.
    »Natürlich. Ich sehe dich dann im Wintergarten. Lass uns den Kaffee dort servieren.«
    »Das mache ich.«
    Normalerweise hätte Honey darauf mit einer gemurmelten Beschimpfung reagiert. Ihre Mutter warf nämlich mit Befehlen nur so um sich. Doch diesmal schuldete Honey |80| ihr einfach Dankbarkeit. Eine Tasse Kaffee war da wohl das mindeste, was sie spendieren konnte. Doch zuerst musste sie noch von Mary Jane erfahren, was genau geschehen war.
    »Erinnert sich Frau Hoffner daran, dass sie Sir Cedric gesehen hat?«
    Mary Jane zuckte die Achseln. »Soll ich sie mal fragen?«
    Honey hinderte sie mit einer raschen Handbewegung daran. »Wir wollen doch keine schlafenden Hunde wecken, oder?«
    Gerade wollte sie sich wieder zu ihrer Mutter gesellen, als sie etwas anderes bemerkte. Im Hotelgewerbe brachte jeder Tag ein neues Problem. Das Geheimnis war, dass man Probleme erahnen musste, ehe sie auftauchten, oder dass man zumindest versuchte, sie ein wenig abzumildern. Und jetzt sah sie ein Problem, das soeben vor ihren Augen entstand.
    Zwei Männer waren gerade dabei, einen Kristallleuchter aufzuhängen. Auf dem Weg in den Wintergarten hatte ihre Mutter eine kleine Pause eingelegt und sich daran gemacht, den Herren genaue Anweisungen zu geben.
    Im Augenblick stand sie unmittelbar unter dem glitzernden und sicher sehr schweren Gegenstand. Am Gesichtsausdruck der

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