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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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vorgestellt hatte, tirilierten die Vögel.
    Mary Jane nahm ein kleines Papiertütchen aus der Tasche, drehte es auf und schüttete den pulvrigen Inhalt in ihre Tasse.
    Honey sah ihr misstrauisch zu. »Was ist das für ein Pulver?«
    »Oh, das«, erwiderte Mary Jane, nachdem sie ein, zwei Schlucke Tee getrunken hatte. »Belladonna. Hilft gegen die Hitzewallungen. Es beruhigt mich. Man muss immer Gleiches mit Gleichem bekämpfen. Das weißt du doch bestimmt?«
    Nein. Honey wusste nicht, dass Belladonna gut gegen Hitzewallungen war. Es erschütterte sie, auch nur daran zu denken, dass Mary Jane in ihrem Alter immer noch so was brauchte. Was ihr aber die größte Sorge bereitete, war, dass Mary Jane seelenruhig und freiwillig etwas trank, das Honey für ein tödliches Gift hielt. War ihre Obsession mit den Stricknadeln nur ein Anzeichen für etwas viel Schlimmeres? Etwas viel Beunruhigenderes? Verlor Mary Jane den Verstand?
    Sie packte Mary Jane beim Handgelenk. »Das ist doch Tollkirsche! Das ist Gift!«
    Mary Jane konnte sie gerade noch daran hindern, ihr die Tasse aus der Hand zu schlagen. Sie schaute Honey an, als wäre die gerade mal sieben Jahre alt.
    »Honey, so beruhige dich doch. Belladonna oder Tollkirsche, wie man es auch nennt, ist wesentlich mehr als nur ein Gift. In sorgfältig berechneter Dosierung hat es eine ausgesprochen interessante therapeutische Wirkung und wird in der homöopathischen Medizin eingesetzt. Ein kleines bisschen davon kann einem guttun, kann einen beruhigen und einem zu dringend benötigtem Schlaf verhelfen.«
    Honey zitterte. Sie hatte sich schon vorgestellt, wie Mary Jane ins Koma fiel – oder schlimmer noch – mausetot auf den Boden sackte.
    Mary Jane wiederholte noch einmal, was sie gesagt hatte.
    |102| »Honey, es ist nicht nur ein Gift. Es ist ein sehr nützliches Arzneimittel, ein Heilkraut, wenn man es richtig verwendet.«
    Honey fächelte sich mit der Hand Kühlung zu und versuchte, ihr Herzrasen in den Griff zu bekommen. Die frische Brise, die zur geöffneten Verandatür hereinströmte, half ein wenig.
    »Nimm dir auch ein bisschen, das ist wirklich gut gegen Hitzewallungen«, riet ihr Mary Jane.
    Honey schüttelte den Kopf. »Geht schon wieder, danke.«
    Sie wollte gerade Mary Jane noch weiter ausfragen, als Anna hereingestürmt kam.
    »Oh, Mrs. Driver, es tut mir so leid. Ich habe mit meiner Kusine in Swindon telefoniert und ganz die Zeit vergessen. Sie hat Probleme mit ihrem Mann, müssen Sie wissen. Ich habe versucht, ihr Ratschläge zu geben. Ich hoffe, Bronica hat Ihnen nicht zu viel Arbeit gemacht.«
    Honey sprang entsetzt auf. Sie hatte doch das Kind bei sich gehabt. Wo war es denn jetzt bloß?
    »Oh, Anna. Es tut mir so leid. Ich habe sie vergessen.«
    »Ich hole sie aus dem Wäscheschrank«, sagte Anna.
    »Oh, da ist sie nicht mehr«, erwiderte Honey. »Ich habe sie mit in die Zimmer genommen …«
    Die Stimme versagte ihr, als ihr dämmerte, dass sie keine Ahnung hatte, in welchem der Zimmer sie Bronica zurückgelassen hatte.
    »In welchem Zimmer ist sie?«, fragte Anna.
    Honey stand der Mund offen. »Ah. Ja, lass mich mal überlegen …« Sie spielte auf Zeit. Sie hatte keinen blassen Schimmer.
    Ehe Anna Gelegenheit gehabt hatte, die Treppe hinaufzurasen, kam schon Lindsey mit der Tragetasche und der selig schlummernden Bronica darin herein. Sie lächelte.
    »Mr. und Mrs. Stopes meinten, sie hätten nur ein Zimmer mit eigenem Bad und Dusche angemietet, nicht mit eigenem Kind.«

|103| Kapitel 14
    »Siehst du das hier?«
    Honey guckte. Smudger zeigte ihr ein kleines Porzellanteil – irgendein Schälchen für Süßigkeiten, so wie es aussah.
    »Ist das Spode?«, fragte Honey.
    Smudger wusste genug über Sammlerstücke, um das Schälchen umzudrehen und nachzusehen.
    »Jawohl! Steht hier.«
    »Das ist sehr hübsch. Lass mich mal raten, was du dafür bezahlt hast. Fünfzig Pfund?«
    »Ach, komm! Natürlich nicht.«
    »Los, sag schon.«
    Er strahlte so selbstzufrieden, wie nur Chefköche und erfolgreiche Schnäppchenjäger strahlen.
    »Zehn!«
    »Zehn Pfund?« Honey war wirklich überrascht. »Wo hast du denn so einen Fang gemacht?«
    »Privater Flohmarkt. Hübsch, nicht?«
    Honey sah sich das Stück genauer an und kam zu dem Ergebnis, dass hier jemand einen sehr großen Fehler gemacht hatte. So was fand man normalerweise nicht auf privaten Flohmärkten, bei denen Leute allen möglichen Hausrat verscherbelten.
    »Sehr hübsch. Irgendjemand hat keine Ahnung vom wahren

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