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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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alter Junge«, sagte er so beschwichtigend, wie er nur konnte.
    |139| Das große kastanienbraune Pferd schaute ihn mit drohenden Augen an. Gleichzeitig schnaubte es aus geweiteten Nüstern, machte einige Schritte zurück, fuhr in der Box herum und kam rasch wieder auf das Gatter zu.
    Zum Glück waren die Gitterstäbe massiv und aus galvanisiertem Stahl. Das Tor bebte in den Scharnieren, gab aber nicht nach.
    Er versuchte es noch einmal mit beruhigenden, leisen Worten.
    »Ho, alter Junge. Nur ruhig, nur ruhig!«
    Das Pferd schien nicht beeindruckt zu sein. Der Hengst verdrehte die Augen, scharrte unruhig mit einem Huf auf dem Boden.
    »Du Mistvieh«, murmelte Ferdinand und schaute misstrauisch zu dem übellaunigen Biest.
    Deirdre hatte ihn beschuldigt, eine harsche Stimme zu haben. Er hatte ihr erwidert, bisher hätte sich niemand sonst darüber beklagt. Darauf hatte sie gekontert, er hätte es hier mit einem Pferd zu tun, also mit einem empfindsamen Wesen, und nicht mit den Schlampen, denen er sonst zärtliche oder lustvolle Worte in die Ohren gurrte.
    Verschiedenes Reitzubehör hing hinter ihm an Haken an der Wand – Halfter, Führstricke und Longierpeitschen. Er nahm eine der Peitschen, hielt die feine Lederschnur zusammen mit dem Griff in der Hand und richtete die Peitsche auf das Pferd.
    »Also, du Vieh! Geh zurück, wenn ich es dir sage!«
    Das Pferd schnaubte und bäumte sich halb auf, zog sich aber in die Box zurück.
    »Schon besser …«
    Das Gefühl der Macht sollte aber nicht von langer Dauer sein. Die Hinterhufe des Pferdes berührten etwas, das zunächst nur wie eine zusammengelegte Pferdedecke hinten in der Box ausgesehen hatte. Nun verfing sich ein Huf darin und zerrte das Ding nach vorne. Je mehr das Pferd an der Decke zog, desto unruhiger wurde es. Es schnaubte und |140| schlug mit den Hinterbeinen aus, um sich aus dem Gewirr zu befreien.
    Ferdinand knallte mit der Peitsche. »Du dämliches Viech!« Das Pferd bäumte sich auf und krachte mit den Vorderhufen auf das Gitter der Tür. Nun lagen die Vorderbeine über der Oberkante, während die Hinterläufe immer noch in die Decke verstrickt waren.
    Da sah Ferdinand das hellblonde Haar und das schwarze Samtband. Er kam gar nicht dazu, einen Schrei auszustoßen. Die strampelnden Hufe des Hengstes krachten ihm auf den Kopf. Er verlor das Bewusstsein, spürte die weiteren Tritte gar nicht mehr, die andauerten, bis das Pferd in seiner Panik die Gittertür der Box eingetreten hatte und auf die Weide galoppiert war.

|141| Kapitel 22
    Das St. Margaret’s Court Hotel sah inzwischen immer noch wie eine Großbaustelle aus. Überall waren Handwerker zugange: Steinmetze, Glaser und andere Männer in gelben Jacken mit dazu passenden gelben Schutzhelmen. Letztere trugen meist zusammengerollte Pläne unter dem Arm, gestikulierten wild und deuteten auf das Gebäude, während sie den Fortschritt der Arbeiten besprachen.
    Gärtner waren außerhalb des Hotels beschäftigt, wo man kein Gerüst errichtet hatte. Honey wünschte ihnen guten Morgen. Sie antworteten mit einem Nicken und schauten sie mit gerunzelter Stirn misstrauisch an. Ihre eifrigen Hände standen nie still, und obwohl niemand Honey daran hinderte, um Steinblöcke, Sandhaufen und Zementsäcke herum auf das Haus zuzugehen, hatte sie doch den Eindruck, dass man ihre Anwesenheit zwar tolerierte, sie aber nicht willkommen war.
    Das alte Gemäuer wirkte trotz all dieser emsigen Geschäftigkeit nicht minder großartig. Die Fassade atmete Vergangenheit. Es war eines jener Gebäude, das eine außergewöhnliche Geschichte erzählen würde, wenn es nur sprechen könnte.
    Ich wünschte, es wäre meines, dachte Honey und seufzte neidisch, als sie durch das herrliche Portal trat. Riesige, im Laufe der Jahrhunderte verwitterte Eichentüren wurden vom Bogen des Eingangs eingerahmt. Zumindest hatte kein modernistischer Designer vorgeschlagen, das Holz in Magnolienrosa oder Elfenbeinfarben zu streichen. Bisher nicht.
    Jenseits des Windfangs war das warm einladende Interieur |142| des Hotels zu sehen. Bernsteinfarbenes Licht schimmerte, ja, es schien über den polierten Glasflächen zu schweben.
    Die Veränderungen im Hotel brachten Honey ein wenig aus dem Gleichgewicht. Sie erinnerte sich, dass hier selbst unter schwierigsten Umständen noch eine Rumpfmannschaft am Empfang gearbeitet hatte. Es war ein typisches Hotelteam gewesen; jeder war darauf bedacht, jedem zu helfen, ganz gleich, wie unangenehm und schwierig der Gast

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