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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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war. Und schwieriger als die Polizei, insbesondere Doherty, ging’s ja wohl kaum. Und unangenehmer als Mord auch nicht.
    Honey strahlte erwartungsvoll und grüßte die Mitarbeiter so überschwänglich wie draußen die Bauleute und Gärtner. Kein einziges Gesicht kam ihr bekannt vor.
    »Oh! Sie sind ja alle neu! Wo ist denn das alte Team?«
    Die Gesichter blieben ungerührt. Doch Honey meinte zu spüren, dass ihr Kommentar die Leute ein wenig aus der Fassung gebracht hatte. Dem Team am Empfang fiel stets die Aufgabe zu, den bestmöglichen ersten Eindruck zu vermitteln. Obwohl alles auf dem Kopf stand – überall Schonüberzüge und Abdeckplanen, Teppiche aufgerollt, Eichendielen freigelegt und staubig –, hatten sich die Mitarbeiter, die sie bei ihrem früheren Besuch angetroffen hatte, bestens geschlagen.
    Nun schien hier eine hübsche blonde junge Frau mit beneidenswerten Zähnen und einem wie poliert wirkenden Gesicht die Chefin zu sein. Sie lächelte strahlend und fragte, wie sie Honey helfen könnte. Die war sich sicher, dass die Empfangschefin so neu war wie alle anderen, und doch schien sie besonders selbstbewusst zu sein. Honey erinnerte sich daran, dass auf dem Namensschild der Vorgängerin auf diesem Posten »Tanja« gestanden hatte.
    »Sind Sie neu hier?«, fragte Honey.
    Das hatte zwar nichts mit ihren Erkundigungen zu tun, aber normalerweise wurde nicht so rasch das gesamte Hotelteam in einem ganzen Arbeitsbereich komplett ausgetauscht. |143| Ein oder zwei Gesichter konnten schon mal von Schicht zu Schicht wechseln, aber doch nicht alle.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte die junge Frau, ohne Honeys Frage beantwortet zu haben.
    Honey rang mit sich, ob sie sie einfach noch einmal stellen sollte. Zum Teufel, nein, beschloss sie. Dazu war sie nicht hergekommen.
    »Ich würde gern mit dem Manager sprechen.«
    Ein bedauernder Ausdruck erschien auf den wunderschönen Zügen. »Leider hat Mr. Parrot sehr viel zu tun. Es gibt einiges zu organisieren.«
    »Das habe ich schon bemerkt. Aber ich denke doch, dass er mich sehen möchte.«
    »Das glaube ich nicht …«
    »Ich aber schon!« Honey vergaß alle Vorsicht und entschied sich, ihrem Auftreten eine gewisse Autorität zu verleihen. »Ich bin an der Untersuchung eines Mordes beteiligt, der hier begangen wurde. Ich arbeite mit der Polizei zusammen. Ich habe einige Fragen zu stellen.«
    Die junge Frau wirkte verdutzt. Sie hauchte nur: »Oh!«
    Das sprach nach Honeys Meinung Bände. Nun würde sie Mr. Parrot sicher zu sehen bekommen. Na gut, sie hatte vorsichtig formuliert, nur indirekt angedeutet, dass sie bei der Polizei arbeitete. Sie hatte nicht direkt gelogen. Die andere Option wäre gewesen, der jungen Dame zu erklären, dass sie für den Hotelbesitzerverband arbeitete. Aber Polizei, das machte sich irgendwie besser.
    Es funktionierte. Das Lächeln der jungen Frau wurde noch verkniffener.
    »Mit der Polizei?«
    Sie sah nervös aus.
    »Ja. Im Zusammenhang mit dem Mord. Ich würde gern mit dem Manager des Hotels sprechen. Mr. Parrot?«
    Die junge Frau nickte. »Mr. Parrot. Ich frage mal nach, ob er Zeit für Sie hat.«
    Bildete sich Honey das nur ein, oder zitterte der Finger |144| der jungen Frau wirklich, als sie die Tasten des Telefons berührte?
    Honey wandte sich lässig ab, während die Empfangschefin telefonierte. Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tresen und gab vor, sich ganz genau anzusehen, was hier alles vor sich ging. In Wirklichkeit gratulierte sie sich zu ihrem erfolgreichen Auftritt. Das war richtig gut gelaufen. Sie fühlte sich wie eine Hauptperson in einem Krimi von Mickey Spillane, aus der guten alten Zeit, als Privatdetektive noch im
Film Noir
vorkamen, Trenchcoats trugen und Hüte mit breiten Krempen, die ihre Augen beschatteten. Sie hatte überhaupt kein Problem damit, in diese Charakterrolle zu schlüpfen. Jetzt war sie nicht mehr Honey Driver, die Hotelbesitzerin, die in ihrer Freizeit ein bisschen herumschnüffelte. Jetzt war sie dem Mörder auf der Spur, und der Fall gehörte ihr. Ihr Hirn schaltete vollends auf logisches Denken um.
    Tatsächlich war sie sich aber keineswegs sicher, dass Miss Camper-Youngs Probleme mit den Überwachungskameras irgendetwas mit dem Mord zu tun hatten. Aber andererseits, was war, wenn man die Kabel durchtrennt hatte, weil ein Mord geplant war? Was war, wenn man einen Täter von außerhalb angeheuert hatte und Miss Camper-Youngs Kabel unmittelbar vor Philippe Fabieres verfrühtem Ableben

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