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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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irgendwelche Forderungen zu diktieren.«
    »Wie will er denn das Dorf beschwichtigen?«
    Der Blick in Miss Camper-Youngs stahlgrauen Augen war schwer zu deuten. Vielleicht lag ein wenig Niedertracht darin, unter Umständen sogar ausgesprochene Boshaftigkeit. Jedenfalls hatte Honey den Eindruck, dass die verschossenen, hässlichen Kleider einen sehr viel flinkeren Geist und Körper verbargen, als der erste Eindruck vermuten ließ.
    »Das wird er gar nicht erst versuchen. Er wird alles so machen, wie er will. Er zerstört dieses Dorf und jeden, der hier wohnt, wenn ihm danach ist. Die im Dorf würden das Herrenhaus lieber abbrennen, als es von einem Haufen ausländischer Bauernlümmel zerstören zu lassen.«
    Die Worte, die sie benutzte, und der Tonfall, mit dem sie sie sagte, ließen Honey die Haare zu Berge stehen. Das war starker Tobak von einer alten Dame, die Katzen liebte und Kleider mit Blümchenmuster trug. Englische Rosen und Veilchen würden nie wieder so unschuldig und freundlich wirken.
    »Sie scheinen Ausländer ja nicht sehr zu mögen.«
    Miss Camper-Young musterte sie misstrauisch. »Ich habe in meinem Leben viele Ausländer kennengelernt. Ich habe sie auch damals schon nicht sonderlich gemocht. In dieser Hinsicht bin ich ein bisschen wie meine Perserkatzen. Ich bin wachsam, wenn jemand anders aussieht und ein bisschen anders handelt als ich.«
    Honey fühlte sich versucht, ein wenig weiter in Miss Camper-Youngs Vergangenheit einzudringen, hielt aber ihre |170| Zunge im Zaum. Es wäre doch ziemlich enttäuschend, wenn sich schließlich herausstellte, dass sie ihr Leben lang immer nur an einer Schreibmaschine im Verteidigungsministerium gesessen hatte.
    Honey fragte sie über das Treffen im Gemeindezentrum aus. »Ich nehme an, der Hotelmanager war auch da?«
    Plötzlich stürzte sich die Siamkatze vom Fensterbrett herab auf die anderen beiden.
    »Ja, zeig’s ihnen, Susie! Zeig ihnen, was deine Krallen können!«
    Die Katzen fauchten einander an. Eine Perserkatze ging unter einem Stuhl in Deckung, die andere sprang in einen Kohleneimer und schaute wie eine nervöse Schildkröte daraus hervor.
    Die Siamkatze hatte die Krallen ausgefahren und ließ ihr schreckliches Fauchen hören, das anders klang, als es Honey je von einer Katze gehört hatte.
    Honey war verdutzt.
    »Miss Camper-Young?«
    Die ältere Dame ignorierte sie. Sie murmelte etwas vor sich hin, während sie die Siamkatze in einen Katzenkorb setzte und den Deckel fest schloss. Drinnen protestierte die Katze lautstark gegen die plötzliche Finsternis und Gefangenschaft.
    Die stahlgrauen Augen blinzelten Honey unter faltigen Lidern hervor an. »Ich hatte Ihren Besuch nicht erwartet«, meinte die alte Dame vorwurfsvoll.
    Honey schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Ich bin auf gut Glück vorbeigekommen.«
    Nun starrte die alte Dame sie an, als müsste sie erst verarbeiten, was Honey gesagt hatte.
    »Sie sollten nicht unaufgefordert die Häuser anderer Leute betreten.«
    Honey wollte gerade protestieren, sie hätte das Haus nicht unaufgefordert betreten, sondern Miss Camper-Young hätte sie persönlich hereingelassen. »Wird es der Katze da drin |171| gut gehen?«, fragte sie, um ein wenig vom Thema abzulenken. Sie deutete auf den Katzenkorb.
    Mit gerunzelter Stirn schaute Miss Camper-Young sie vorwurfsvoll an. »Sie hatten nicht das Recht, meine Katze dort hineinzusperren!«
    »Das habe ich doch gar nicht getan. Sie haben sie …«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.« Sie holte die Katze wieder aus dem Korb heraus und streichelte sie.
    Honey versuchte, zu begreifen, was Miss Camper-Young gerade gesagt hatte, beschloss aber, dass ihr dazu die nötigen Fähigkeiten fehlten. Sie entschied sich, ein wenig zurückzurudern. Sie fragte Miss Camper-Young erneut, ob der Hotelmanager auch beim Dorftreffen gewesen war.
    Die Falten im Gesicht der alten Dame vertieften sich, während sie in ihrem Gedächtnis kramte. »Ich weiß es nicht mehr genau … aber
er
war da«, sagte sie plötzlich, und ihre Miene erhellte sich. »Der oberste Boss. Der Russe. Der Verbrecher. Der
Oligarch
, wie man die wohl heutzutage nennt. Eher KGB, meine ich. Ich habe sein Auto draußen gesehen.«
    »Er saß im Auto?«
    »Ja, aber er wusste genau, was drinnen vor sich ging.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Der war auf eine Zigarette ausgestiegen. Die haben diese üblen Angewohnheiten noch immer, diese Russen, wissen Sie.«
    Honey war angemessen von Stolz erfüllt, weil sie Britin

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