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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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und so gesundheitsbewusst war, und nickte.
    Miss Camper-Young fuhr fort. »Ich war nach draußen gegangen, um Luft zu schnappen – und mir den Kerl mal anzusehen. Bei Dingen dieser Größenordnung ist es unerlässlich, dass man weiß, mit wem man es zu tun hat. Die waren alle ›verdrahtet‹, ich meine technisch verkabelt. Als die Autotür aufging, habe ich die Ausrüstung und den Knopf in seinem Ohr gesehen. Er hat sich über Bluetooth draußen mit angehört, was drinnen gesagt wurde.« Plötzlich nickte sie. »Das war’s. Er war draußen. Der Hotelmanager war |172| drinnen, und dieser schmierige Olsen hat geredet. Ja, und der Mann, der getötet wurde, war während der ersten Hälfte der Versammlung auch da. Der ist aber nicht lange geblieben. Ich erinnere mich, dass er ein paar Sachen gesagt hat, die seinen Partnern überhaupt nicht gefallen haben. Sie haben sich da oben auf dem Podium richtig in die Wolle gekriegt. Der Kerl war sowieso ziemlich seltsam: dunkle Haut, blonde Haare. Wie lächerlich, solche Haare zu haben, wenn die Haut so dunkel ist. Es ist ja nicht, als ob das irgendwas ändern würde, oder?«
    Honey konnte nicht ganz ausmachen, wohin Miss Camper-Youngs Gedanken wanderten. Und sie wollte es auch lieber nicht wissen. Die alte Dame war ein Kind einer völlig anderen Zeit und hatte daher sehr altmodische Ansichten. Alles, was Honey hier interessierte, war, dass Philippe sich mit anderen Mitgliedern des Projektteams in die Wolle bekommen hatte. Sie wusste, wie sehr Philippe Antiquitäten und historische Gebäude geschätzt hatte. Aber er hatte sich doch nicht in die illegale Umgestaltung eines denkmalgeschützten Hauses hineinziehen lassen? Ganz sicher war er nicht der Typ, sich in eine Fehde zwischen seinen Arbeitgebern und den Dorfbewohnern einzumischen.
    »Kennen Sie die Leute aus dem Dorf gut?«, fragte Honey.
    »Natürlich. Ich behalte alles, was im Dorf geschieht, im Auge. Und ich achte darauf, dass jeder, der vom rechten Weg abkommt, sofort wieder auf den Pfad der Tugend gebracht wird! Hier, das ist der Beweis!«
    Große, maskulin wirkende Hände hielten Honey einen dicken Ordner vor die Nase, der mit Papieren vollgestopft war.
    Honey musterte den Ordner mit außerordentlich gemischten Gefühlen. Cybil Camper-Young, die Dame mit den Laura-Ashley-Kleidern im Rosenmuster, stellte sich allmählich als neugierige und intrigante Ziege ersten Ranges heraus. Da waren Beschwerdebriefe an das örtliche Planungsamt, an Nachbarn und den Pächter des Pubs am Ort. |173| Honey fand, dass jetzt ein kleiner Themawechsel angesagt war.
    »Die Versammlung, hat sie was gebracht?«
    Miss Camper-Youngs Schultern, die so breit und eckig waren wie ein hölzerner Kleiderbügel, zuckten geringschätzig. »Ich bin nur geblieben, bis ich alles gehört hatte, was ich hören wollte, und dann bin ich weggegangen, um meine Beobachtungen fortzusetzen.«
    »Den Russen observieren.«
    »Nein. Die Marsmännchen. Die kommen nur nachts. Ich sehe sie immer auf der nördlichen Weide. Das ist die hinter meinem Haus, wenn sie auch manchmal in den Büschen gegenüber herumsuchen.«
    »Marsmännchen!«
    Die Katzen schnurrten, als ihre Besitzerin sie mit zuckersüßen Worten streichelte und mit Streifen Räucherlachs fütterte. Den Fisch hatte sie aus einer silbernen Butterdose auf dem Tisch genommen.
    »Da, meine schönen Schätzchen«, sagte sie zu den Tieren, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Honey zuwandte. »Die sind gekommen, um uns alle umzubringen. Die Polizei sollte sich lieber um die Marsleute kümmern. Die sind mit den Russen im Bunde. Bösartige Ausländer, alle miteinander.«
    Honey kam mit überaus gemischten Gefühlen aus dieser Begegnung. Als sie den Hotelmanager aufgesucht hatte, hatte sie noch das Feuer der Wut im Bauch gehabt. Wie konnte der Mann eine alte Dame so behandeln! Nun, ehrlich gesagt, verstand sie ihn inzwischen gut. Miss Cybil Camper-Young war eine neugierige alte Schachtel, die ihre Nase in alles steckte, die leicht verschroben war und die Muskeln eines weltmeisterlichen Gewichthebers hatte, wenn man nach dem Brennholzkorb gehen konnte. Es hatte sich herausgestellt, dass sie auch eine Person war, die Beschwerdebriefe an die Ämter schrieb, wenn ein Nachbar sich erdreistete, die Mülltonne zur falschen Zeit herauszustellen, oder wenn in einem Speicher ein neues Fenster ohne vorherige Baugenehmigung |174| eingebaut worden war. Das wusste Honey mit Sicherheit. Miss Camper-Young hatte ihr die Briefe alle

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