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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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ein Feigling, ermahnte sie sich. Sie schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und wartete nur darauf, dass der Mann endlich gehen würde.
    Sie hörte Füße im Heu rascheln, in dem sie gewühlt hatte. Er schnappte sich, was er wollte.
    |253| Wieder spürte sie den Revolver im Nacken. »Zählen Sie bis hundert, ehe Sie aufstehen. Wenn Sie Ihre Nase eine Sekunde zu früh hier rausstecken, puste ich sie Ihnen weg. Kapiert?«
    Natürlich kapierte sie. Sie mochte ihre Nase. Nett und unauffällig saß sie mitten in ihrem Gesicht und hatte wirklich keinerlei chirurgische Verkleinerungsmaßnahmen nötig. Sie nickte.
    Wieder das leise Rascheln, dann Stille. Sie wollte es nicht drauf ankommen lassen, einen weiteren Schlag in den Nacken zu kriegen, hob also den Kopf nur sehr langsam. Nichts passierte. Wahrscheinlich war der Mann fort, aber sie wollte sicher sein. Sie rollte sich auf den Rücken, hielt die Luft an und lauschte. Sie hörte nichts als das Huschen einer Maus und das Gurren einer Taube, die sich vielleicht nun beide an dem vergrößerten Lebensraum erfreuten, da die Pferde und die Menschen fort waren.
    Ihre Mutter und Jane saßen noch im Auto. Sie blickten erstaunt auf, als Honey schnaufend und japsend und mit Heu im Haar angerannt kam.
    Ihre Mutter stieg kurz aus, sodass Honey auf dem Rücksitz Platz nehmen konnte. »Du wirkst erhitzt. Und in dieser Saison ist der Vogelscheuchen-Look völlig passé.«
    »Ja, mir ist warm. Und ich weiß deine Anmerkung zu meiner Frisur wirklich sehr zu schätzen.«
    »Irgendwas rausgefunden?«
    »Ja.«
    Ihre Mutter schaute sie erwartungsvoll an. »Ja und? Was hast du herausgefunden?«
    »Dass ich Revolver hasse!«
    Das hatte sie geschrien. Die beiden Damen fuhren auf ihren Sitzen herum.
    Inzwischen atmete Honey wieder normal. »Habt ihr jemanden weglaufen sehen, während ich da drin war?«
    Die beiden schüttelten den Kopf.
    »Nein, niemanden«, antwortete Mary Jane.
    |254| Das war eigentlich keine besondere Überraschung. Honey hätte sich in den Hintern treten können, dass sie nicht auf die Weide und das Feld dahinter hinausgeflitzt war. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie mit Lindsey zum Reiten hierhergekommen war. Damals hatten sie also doch den Mann gesehen, der im Wald Unrat verbrannt und sie beobachtet hatte. Ihnen war aufgefallen, dass die Kisten, die er verfeuert hatte, aus Frankreich stammten. Und sie hatten vermutet, dass einige davon aus Philippes Lagerraum kamen. Gewissheit darüber hatte sie erst gehabt, als ihr jemand einen Revolver in den Nacken gedrückt und sie damit am Boden gehalten hatte. Nun wusste sie es genau. Die Olsens hatten irgendwie mit Antiquitätenschiebereien zu tun. Philippe hatte es herausgefunden. Und jetzt waren sie alle tot.
    Sie erklärte all das ihrer Mutter und Mary Jane.
    Mary Jane verzog das Gesicht, bis es wie ein überreifer Holzapfel aussah, und schüttelte den Kopf.
    »Wenn sie alle tot sind, dann bedeutet das, dass noch jemand anderer in die Sache verwickelt war. Falls hier tatsächlich Antiquitäten verschoben wurden, heißt das.«
    »Nun, ich denke, es hat etwa so funktioniert: Philippes Sachen sind gestohlen worden. Er hat herausgefunden, was da geschehen war, und …« Honey wedelte mit den Händen, um anzudeuten, wie einfach die Logik ab jetzt war.
    Die beiden älteren Damen schauten einander an.
    Honey wusste, was sie dachten, ohne dass sie ein einziges Wort sagen mussten. Philippe hatte ja vielleicht herausgefunden, dass die Olsens ihn bestohlen hatten, aber er war ja schon tot. Der konnte sie unmöglich umgebracht haben.
    Mary Jane wiegte ein wenig verzweifelt den Kopf hin und her. »In meinen vielen Jahren der Erfahrung mit Geistwesen bin ich noch nie einem Gespenst begegnet, das jemanden umgebracht hat, selbst wenn ihm von dieser Person ein Unrecht zugefügt wurde.«
    Honey fand es schrecklich, in so einer Sackgasse zu stecken, wenn sie auch zugeben musste, dass es nicht ganz so |255| schlimm war, wie sich am falschen Ende eines Revolverlaufs zu befinden.
    »Was meinst du also, wer war der Kerl mit der Knarre?«, erkundigte sich Mary Jane.
    Honey zuckte die Achseln. Sie hatte keinen blassen Schimmer.
    »Wie wäre es, wenn wir uns mal umsehen? Ich habe auch eine hübsche kleine Pistole.«
    Sehr zu Honeys Überraschung klappte Mary Jane ihr Handschuhfach auf und zog eine Pistole mit einem langen Lauf heraus.
    »Das ist ein 45er Colt«, erklärte Mary Jane fröhlich. »Ein ziemliches Museumstück eigentlich, aber er

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