Mord ist der Liebe Tod
Kaffee. Immer noch schnüffelnd setzte sie sich an den Tisch.
„ Wer macht sowas bloß ? Ich wusste gleich, dass sie sich nicht umgebracht hat. Ich war entsetzt. Wie kann man denn auf sowas kommen? Sowas würde mein Mädchen nie tun. Gerade, wo sie so glücklich war. Aber wer macht denn sowas, sie ermorden?“
„ Das versuchen wir herauszufinden, deshalb bin ich hier. Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?“
„ Hier? Wie meinst du das, deshalb bist du hier?“
„ Erinnern Sie sich denn nicht? Ich bin doch bei der Polizei, ich bin mit dem Fall betraut worden.“
„ Du? Aber schicken die denn keinen richtigen Polizisten? Also, ich meine, kommt denn da kein Mann? So einer, wie schon mal da war? Als sie dachten, sie hätte sich umgebracht?“
„ Ähm, also Frau Markgraf, das ist heute nicht mehr so. Ich bin Kommissarin der Mordkommission und Chef meiner eigenen Abteilung.“
„ Ach Gott, die Zeiten ändern sich ja. Also mir wäre wirklich lieber … War da nicht irgendwas mit dir in der Zeitung?“
Jenny erstarrte. „ Ja aber das tut jetzt nichts zur Sache. Frau Markgraf, ich hab Wilma in den letzten Jahren nicht mehr gesehen. Können Sie mir ein bisschen über sie erzählen? Was sie machte, mit wem sie zusammen war? Alles, was Ihnen einfällt.“
„ Naja, also mal sehen. Also sie hatte ja endlich ihre große Liebe gefunden. Und sie wollten bald heiraten, bestimmt. Also es gab noch keinen Termin, aber sie wollten. Ich bin ja vielleicht altmodisch, aber wenn man Kinder will….“
Jenny war jetzt völlig verwirrt. „Heiraten? Ja, wen denn?“
Frau Markgraf blickte sie entrüstet an. „Na, Mario natürlich. Das war die große Liebe zwischen denen. Für dich tut mir das ja leid. Aber sie wollten heiraten und Kinder. Wurde ja auch Zeit. Ich weiß ja, dass heut alle erst mal so zusammenleben, aber so lange.“
„ Ähm, also sie lebten noch zusammen. Und heiraten wollten sie auch und Kinder? Sie war aber doch fast so alt wie ich, fünfundvierzig.“
„ N a und? Der Frauenarzt hat gesagt, bis fünfzig geht das locker. Und sie hat mir Enkelkinder versprochen. Und warum fragst du immer nach Mario? Mit wem soll sie denn sonst zusammen gewesen sein? Sie fliegt doch nicht rum. Treue und Beständigkeit ist wichtig in einer Beziehung.“
Sie musste es ja wissen. Ihre Beziehung zu Wilmas Vater hatte ungefähr vier Wochen gedauert. Aber egal.
„ W ar Mario denn oft hier?“
„ Ach, der hat ja so viel gearbeitet. Er war schon lange nicht mehr hier. Er hat ja sogar extra Überstunden gemacht, damit sie sich nach der Heirat ein Haus kaufen konnten. Und Wilma war auch nicht oft da. Sie musste auch so viel arbeiten und hatte ja so viele Interessen nebenher.“
„ W elche denn?“
„ Ich weiß auch nicht genau, aber immer wenn sie angerufen hat, hat sie erzählt, sie sei so beschäftigt. Ich glaube, sie hat viel Kurse gemacht. Sie hat auch immer was von Computern erzählt. Ich finde das ja nicht gut, wenn eine Frau sowas macht, aber zum Glück konnte sie auch kochen und ihre Wohnung war immer tip-top. Kommst du eigentlich zur Beerdigung am Freitag? Wir gehen danach hierher zu Schnittchen. Du kannst gerne mitkommen.“
„ Äh, zur Beerdigung werde ich auf jeden Fall kommen. Ob ich hinterher noch Zeit habe, hängt von unserer Arbeit ab. Gut, wenn Ihnen jetzt nichts mehr einfällt, war‘s das auch schon.“
„ Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum jemand meinem Mädchen so etwas antun sollte.“ Dabei fing sie wieder an zu schnüffeln und nach ihrem mehrfach benutzten Taschentuch zu kramen. „Was meinst du, soll ich Thunfischschnittchen nehmen oder rohen Schinken? Aber der Schinken ist ja so teuer geworden.“
„ Ach , Thunfisch ist völlig in Ordnung. So, Frau Markgraf, nochmal mein Beileid, ich muss dann los.“
Geschickt vermied sie, Frau Markgraf die Hand zu drücken, und beeilte sich aus der Wohnung zu kommen. Puh, das zog einen herunter. Jetzt war sie aber besonders gespannt auf das Gespräch mit Mario. Ob ihm wohl auch bekannt war, dass er bald heiraten würde?
Obwohl sie es eilig hatte, hier wegzukommen, klappte sie doch ihren Stock aus, um die Hüfte zu entlasten. Sie merkte jetzt schon, dass sie keine körperliche Belastung mehr gewohnt war. Trotz der Krankengymnastik.
Als sie das Haus verließ, bewegte sich wieder der Vorhang in der Erdgeschosswohnung und Jenny winkte abermals freundlich, bevor sie sich ins Auto setzte.
Marios neue Adresse lag in Eckenheim, einem Stadtteil, in den es
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