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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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scharf nachzudenken, aber in dem Augenblick, da sie das Zimmer
verlassen hatte, wurde mein Gehirn von einer dumpfen Lethargie befallen, die
ihren Ursprung zu gleichen Teilen in körperlicher Müdigkeit und reiner Verwirrung
hatte. Ich wußte nicht, was zum Kuckuck vor sich ging, und das war vermutlich
so, seit ich aufgewacht und die Leiche von Gladys Pearson in jenem Motelzimmer entdeckt hatte.
    Louise kam ungefähr zehn
Minuten später zurück, mit einem schwarzen Wollpullover und lohfarbenen Hosen bekleidet. Sie hatte Gesicht und Haare zurechtgemacht und war wieder eine
leidliche Imitation des dreifach gefährlichen Mädchens.
    »Wahrscheinlich sollte ich mich
dafür entschuldigen, daß ich Sie um Ihren Nachtschlaf bringe, Rick .« Sie lächelte strahlend, während sie sich wieder neben
mich setzte. »Ich bin eine reine Egoistin und weiß es auch, aber ich glaube,
ich würde überschnappen, wenn ich hier allein sitzen und warten müßte .«
    »Sie können mir noch etwas zu
trinken geben .« Ich hielt ihr hoffnungsvoll mein
leeres Glas entgegen.
    »Gern.« Sie nahm das Glas aus
meiner Hand, beugte sich dann plötzlich vor und küßte mich züchtig auf die
Stirn. »Sie sind ein Schatz, Rick Holman . Wissen Sie
das ?« Dann tänzelte sie anmutig in die Küche.
    Bei aller Bescheidenheit,
überlegte ich düster, ich war in meinem Dasein allerhand geküßt worden, aber diese jungfräuliche Tantenmasche war
eine neue Erfahrung. Wie ich ihr schon zuvor erklärt hatte, pflegten wir
schwarzen Ritter auf etwas ausdrücklichere Äußerungen des Dankes zu hoffen.
Jedenfalls kam sie mit zwei frischen Drinks zur Couch zurückgetänzelt, und wir
machten es uns bequem, um weiter zu warten.
    »Sind Sie ganz sicher, daß es
die Stimme Ihres Bruders war ?« fragte ich, nur um
etwas zu sagen.
    »Seien Sie nicht albern !« fuhr sie mich an. Dann drehte sie den Kopf und
betrachtete mich mit plötzlich zweifelnden Augen. »Warum sollte er es nicht
gewesen sein ?«
    »Ich weiß nicht .« Ich zuckte die Schultern. »Vielleicht möchte irgend jemand Sie für eine Weile aus
dem Appartement entfernen, um da weiterzumachen, wo der Gorilla aufgehört hat?
Vielleicht möchte jemand, daß Sie...«
    Der Türsummer ertönte, und sie
zuckte krampfhaft zusammen. »Um Himmels willen, wer ist das denn ?«
    »Soll ich nachsehen ?« erbot ich mich.
    »Nein, ich gehe schon.
Vielleicht ist es Mike .« Sie stand auf, rannte zur Tür
und riß sie weit auf.
    Noch immer spielte er
Errol-Flynn-Szenen, die völlig passé sind. Als sie die Tür öffnete, torkelte er
über die Schwelle ins Zimmer, machte ein paar taumelnde Schritte und faßte sich
dann. Er trug eine blaue Jacke mit hellen Messingknöpfen, ein lavendelfarbenes Seidenhemd, das bis zum Hals hinauf
zugeknöpft war, und eine sehr englisch geschnittene graue Hose. Sein Haar war
leicht zerzaust, eine Zigarette ragte herausfordernd aus dem Mundwinkel, und er
hielt eine Pistole in der Hand. Er sah mich auf der Couch sitzen, und in seine
ehrlich blickenden blauen Augen trat ein Ausdruck der Ironie.
    »Na, ist das nicht richtig
gemütlich ?« Er kicherte boshaft. »Du und Holman , Baby, wie? Das paßt gut zusammen, glaube ich .«
    »Mike!« Louise schloß die Tür
und ergriff dann heftig seinen Arm. »Bist du wohlauf? Dieser Telefonanruf hat
mich halb verrückt gemacht !«
    »Das sehe ich, Baby .« Er packte ihr Handgelenk, riß ihre Hand von seinem Arm,
drehte sie ihr mit einem Ruck hinter ihren Rücken, so daß sie zu mir
herumwirbelte. Er gab ihr einen harten Stoß, der sie hilflos durchs Zimmer auf
mich zutrieb. Ich fing sie gerade rechtzeitig auf, bevor sie kopfüber auf die
Couch stürzte, und hielt sie fest, bis sie sich setzen konnte.
    »Mike !« jammerte sie. »Was ist denn in dich gefahren ?«
    »Nun geht mir ein Licht auf«,
sagte er bitter. »Sie mußte es irgendwo unterbringen, und sie hat mir nicht
getraut, deshalb hat sie es bei Ihnen gelassen .«
    »Ich weiß nicht, wovon du
redest«, sagte Louise mit zitternder Stimme. »Du gibst völligen Unsinn von dir,
Mike .«
    »Ich rede zum erstenmal völlig sinnvoll«, krächzte er. »Das schüchtert
dich vermutlich ein bißchen ein Baby, was? Ein Paket Dynamit wie dieses war
wohl ein wenig zu groß, als daß du selber damit fertig werden konntest? Du
brauchtest Hilfe, um die Sache zu bewältigen, und so hast du Holman aufgegabelt. Als du früher am Abend wegranntest,
konnte ich mir das eine Weile nicht zusammenreimen. Dann fiel mir ein, daß ich

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