Mord ist kein Metier für Mädchen
kassieren sind, stimmt’s? «
»Sie hat uns eine Telefonnummer
gegeben«, krächzte Lonny. »Wir sollten eine Miss Smith verlangen .« Er nahm sein Glas und trank es halb aus, dann holte er
tief Luft. »Gib ihm schon die Nummer, du Idiot .«
Dean holte seine Brieftasche
hervor, suchte einen Papierstreifen heraus und reichte ihn mir. Es war eine
Butterfield-Nummer, die mit 8 begann, der Apparat stand demnach irgendwo in den
siebziger oder achtziger Straßen im Osten.
»Wie hat sie euch genannt ?« fragte ich. »Mit Namen, meine ich ?«
»Nur Dean und Lonny«, sagte
Dean. »Unser Mittelsmann verrät nie mehr als die Vornamen. Das erspart einem
mitunter eine Menge Ärger .«
Ich zog Sharon mit mir zum
Telefon und hielt den Revolver ständig weiter auf die beiden gerichtet, während
sie die Nummer wählte. Dann reichte sie mir den Hörer. Der Ruf ging vier- oder
fünfmal durch, dann meldete sich eine klare tiefe Stimme. »Hallo?«
»Miss Smith ?« forschte ich.
»Hier spricht Miss Smith .«
»Und hier spricht Lonny .« Ich gab meiner Stimme einen rauhen Klang und sagte mir, über Telefon würde sie mich vielleicht für Lonny halten,
da sie ihn ja erst einmal im Leben gehört hatte.
»Ja?«
»Ich und Dean, wir sind jetzt
in Boyds Apartment«, fuhr ich fort. »Wir haben ihn und die O’Byrne fix und
fertig für eine kleine Landpartie .«
»Sehr schön.«
»Aber wir stehen auch vor einem
Problem .« Ich wartete ein paar Sekunden, aber sie
sagte nichts. »Vier Mille für den ganzen Job, sagten Sie doch, nicht? Die
O’Byrne behauptet, daß Sie für einen Kerl namens Renz arbeiten, der sie daran
hindern will, nach Europa zu fliegen und etwas Antikes zu kaufen. Aber weiter
sagte sie auch, ihr Kunde sei in New York, und er würde zehn Mille bar auf den
Tisch des Hauses zahlen — heute abend —, wenn wir nur still verschwinden und
die beiden morgen ihr Flugzeug kriegen lassen.«
»Oh?« Die Stimme klang nicht
besorgt. »Und was haben Sie nun beschlossen, Lonny ?«
»Well, ich hab’ mir gesagt, daß
Sie ja schließlich unser erster Kunde waren«, sagte ich. »Und da scheint’s mir
nicht mehr als recht und billig, daß Sie wenigstens die Chance bekommen, dabei
mitzubieten. Wenn Sie gleich hier herfahren und acht Mille mitbringen, dann
werden Boyd und die O’Byrne wie vorgesehen ihre Landpartie machen .«
Eine lange Pause folgte, dann
lachte sie leise. »Das haben Sie wirklich nett gesagt, Mr. Boyd. Sie sind doch
Mr. Boyd, nicht wahr? Ich habe auch nie im Ernst geglaubt, daß die beiden
Tölpel mit ihrer Aufgabe fertig werden könnten. Aber betrachten Sie es immerhin
als Warnung, daß wir nicht spaßen, Mr. Boyd. In Europa sind wir weitaus besser
organisiert .«
»Sie und Mr. Renz sind drüben
besser organisiert ?« fragte ich.
»Ich kenne Mr. Renz kaum, bis
jetzt«, erwiderte sie kühl. »Aber das wird sich gewiß bald ändern. Sagen Sie
Ihrer Miss O’Byrne, sie soll es sich noch mal überlegen. Das nächste Mal werden
es nicht zwei solche Clowns wie Dean und Lonny sein .«
»Ich will’s gern ausrichten,
aber viel Eindruck macht es ihr bestimmt nicht«, sagte ich. »Es war nett, sich
mal mit Ihnen zu unterhalten, Miss Smith .«
»Ganz meinerseits, Mr. Boyd.«
Ihre Stimme klang jetzt ein wenig geringschätzig. »Und geben Sie sich bitte
keine Mühe wegen der Telefonnummer. Ich befinde mich hier in einem möblierten
Apartment, das jemand anders unter falschem Namen gemietet hat. Ich verlasse
es, sobald ich aufgelegt habe, und komme auch nicht zurück... Falls Sie und
Miss O’Byrne allerdings darauf bestehen, nach London zu fliegen, ist es
durchaus möglich, daß wir uns dort treffen — allerdings nur einmal .« Dann legte sie auf.
Ich tat’s ihr nach und sah zu
den beiden Kriminalstudenten auf der Couch hinüber. »Okay«, sagte ich. »Haut ab !«
Lonny rappelte sich hoch,
packte die rechte Schulter fest mit der linken Hand und schlich zur Tür. Dean
folgte ihm, dann blieb er einen Augenblick stehen.
»He, Boyd?« Er fuhr sich mit
der Zunge über die Lippen und grinste verlegen. »Wie wär’s, wenn Sie uns die
Eisenwaren zurückgäben ?«
»Sie wollen Ihren Revolver
haben ?« fragte ich höflich, und dann zog ich ihm den
Lauf über den Scheitel — so hart, daß es gewiß höllisch schmerzte, aber doch
nicht so hart, daß es dauernden Schaden angerichtet hätte.
Er brüllte auf und stolperte in
die Diele, wo Lonny schon auf ihn wartete.
»Er ist so kindisch, daß er
noch an den Weihnachtsmann
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