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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ich schnalzte mit dem Zeigefinger und war im nächsten
Augenblick von einem Dutzend Kellner umgeben. »Wollen Sie was trinken ?«
    »Wie nett Sie das sagen«,
erwiderte sie kühl.
    »Nur Ambrosia darf Ihre süßen
Lippen netzen, Cicilia «, sagte ich in bestem Oxford-Englisch.
»Aber mir genügt es vollkommen, mich an der Schönheit Ihrer Augen zu laben !«
    Ihr Mund blieb offen. »Wie war
das ?«
    »Was es bedeutet, weiß ich auch
nicht«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Es ist ein Zitat aus einem englischen
Film, den ich mal in einer Spätvorstellung gesehen habe. Was möchten Sie nun
trinken ?«
    »Einen Martini.«
    »Zwei Martini, und bitte keine
Wrackteile und kein Strandgut«, erklärte ich einem Kellner. » Very dry!«
    »Yes, Sir .« Er seufzte ergeben. »Das Glas innen mit Wermut benetzen und dann den Gin
behutsam hineinfließen lassen, damit nichts beschädigt wird .« Seine Lippen zuckten plötzlich. »Und, wie Sie befahlen, Sir, keinen Müll. Das
heißt wohl, weder Obst noch Gemüse ?«
    »He!« Ich sah bewundernd zu ihm
auf. »Sie müssen schon in New York gearbeitet haben .«
    »Nein, Sir, aber ich habe mal
einen amerikanischen Film gesehen .« Er ging.
    Ich brannte mir eine Zigarette
an und überhörte das alberne Kichern auf der anderen Seite des Tisches.
    »Also, was fangen wir mit dem
Nachmittag an ?« knurrte ich.
    »Ich habe noch nicht darüber
nachgedacht«, sagte Sharon leichthin. »Möchten Sie nicht ein paar
Sehenswürdigkeiten besuchen ?«
    Ich deutete in den Nebel hinter
den beschlagenen Fenstern. »Bei diesem Wetter?«
    Darauf war keine Antwort nötig,
und ich bekam auch keine.
    »Was wird mit den Antiquitäten
und diesem Kerl namens Donavan ?« fragte ich.
    »Im Augenblick können wir noch
gar nichts unternehmen«, sagte sie gleichgültig. »Er weiß, daß ich hier bin,
und wird mich schon benachrichtigen, wo und wann die Versteigerung stattfindet
— sobald er seine Vorbereitungen getroffen hat. Wir können also wirklich nur
warten .«
    »Das kommt mir einigermaßen
langweilig vor, nach dieser letzten Nacht in New York«, sagte ich versonnen.
    »Ich gebe zu, daß der letzte
Abend in New York sehr aufregend war .« Sie lächelte
süß. »Aber die Nacht war ausgesprochen friedvoll. Jedenfalls für mich im
Hotel.«
    Der Kellner servierte schon die
zwei Martinis, als ich mir noch den Kopf darüber zerbrach, welche Laune der
Natur wohl einem Eisberg wie Sharon O’Byrne diese irreführend sinnliche
Unterlippe verliehen hatte. Ich wollte sie gerade danach fragen, als jemand
sich ein Stückchen über meinem Kopf räusperte. Ich blickte auf und sah ein
menschliches Skelett neben dem Tisch stehen. Auf einer Seite war es von einer
voluminösen Blondine flankiert, auf der anderen von einem Kerl, der aussah, als
habe ihn die Mafia wegen Brutalität fristlos entlassen.
    »Bitte verzeihen Sie«, sagte
das Skelett, »aber habe ich die Ehre mit Miss Sharon O’Byrne ?« Sein Englisch war makellos, fast klassisch.
    »Ich bin Sharon O’Byrne .« Sie sah ihn verständnislos an.
    »Oh, dann sind wir Rivalen !« Er lächelte und entblößte dabei Zähne, die an eine Reihe
alter Grabsteine auf einem verwilderten Friedhof erinnerten. »Erlauben Sie, daß
ich mich vorstelle. Mein Name ist Ludwig Renz .«
    »Mr. Renz.« Sharons Kopf neigte
sich um ein Millimeterchen. »Dies ist mein Teilhaber, Mr. Boyd .«
    »Freut mich außerordentlich,
Mr. Boyd .« Renz nickte voller Würde. »Wenn ich meine Geschäftspartner
vorstellen darf — Miss Anna Heine und Mr. Paul Ballard .«
    »Hallo«, sagte die umfangreiche
Blondine mit starkem deutschen Akzent.
    » How do you do «, sagte der entlassene Mafioso in
bestem Englisch.
    Das Ganze war ein bißchen
verwirrend. Ich hätte die Dame für eine Engländerin und den Kerl für einen
Italiener gehalten. Andererseits war die Blondine mit jedem Akzent durchaus
erfreulich, und der Kerl war ein Alptraum, selbst wenn er mit Engelszungen
geredet hätte.
    »Dürfen wir Ihnen einen
Augenblick Gesellschaft leisten ?« fragte Renz höflich.
    Sharon warf mir einen schnellen
Blick zu, dann zuckte sie die Schultern. »Warum nicht?«
    Die Phalanx der Kellner zog
wieder auf, diesmal mit Stühlen, und einen Moment darauf saßen alle drei an
unserem Tisch, die Herren zu beiden Seiten Sharons, die Blondine neben mir.
Anders hätte ich’s auch gar nicht haben wollen. Anna Heine war ein klassisches
Beispiel für das erfreuliche Wunder, das sich über Nacht mit Deutschlands
Mädchen ereignet

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