Mord ist kein Metier für Mädchen
kann er es doch auch
Renz oder Ballard weitererzählen«, meinte ich. »Und dann bin ich aus allem raus .«
»Stimmt .« Sie lächelte spöttisch. »Wenn ich es Bill berichte .«
»Was soll das heißen — wenn ?« schnauzte ich.
»Das soll heißen, mein Lieber,
daß wir keinerlei Wert drauf legen, Sie aus allem rauszuholen«, sagte sie
gelassen. »Renz wird so lange nichts für die Weinkrüge bieten, wie er seine
vielgeliebte Anna nicht zurückbekommt. Und wenn Sie erst aus allem raus sind,
dann würden Sie ja nicht mehr nach ihr suchen, stimmt’s ?« Sie zuckte bedauernd die Schultern. »Bill und ich möchten aber, daß Sie
weitersuchen, Danny-Boy. Wir möchten, daß Sie das Mädchen finden, damit wir
unsere Versteigerung steigen lassen können .«
»Sie... Sie...« Ich blitzte sie
an und suchte nach Worten.
»Mithin sieht es aus, als
hätten wir eine lange Nacht vor uns .« Sie schwang die
Beine von der Couch. »Sie, mein lieber Freund, zerbrechen sich jetzt mal hübsch
den Kopf, wo wir als nächstes zu suchen anfangen, und ich ziehe mich derweil
ein bißchen um. Ein Jagdkostüm wäre wohl das richtige, meinen Sie nicht ?«
Sie verschwand — im
Schlafzimmer, nahm ich an — mit jenem beschwingten und aufreizenden Schritt,
und ich saß da, ziemlich blöde und mit zusammengebissenen Zähnen. Aber dann war
sie im Handumdrehen wieder da.
»Danny ?« sagte sie verlegen. »Könnten Sie mal einen Augenblick herkommen, bitte ?«
»Ich dachte, Sie hätten gesagt: no nooky ?« bemerkte
ich, aber dann erkannte ich an ihrem gespannten Gesichtsausdruck und den aufeinandergepreßten Lippen, daß etwas nicht in Ordnung war.
Ich stand auf und folgte ihr ins Schlafzimmer. Es war in Pfirsichrosa und Weiß
gehalten, ausgesprochen feminin, und in der Mitte stand ein Bett, dessen Form
an einen Schwan erinnerte. Wortlos wies Laura auf die reglose Gestalt auf dem
Bett, und dann begann sie am ganzen Körper zu zittern.
Ich erkannte den Pullover und
die weißen Hosen wieder und spürte in meinem Magen urplötzlich ein verdammt
flaues Gefühl — noch ehe ich nähertrat und das Gesicht erblickte. Sie lag auf
dem Rücken, ihr einstmals vielversprechender Mund war schmerzverzerrt, und die
einst so lebendigen blauen Augen starrten apathisch zur Decke — mich sahen sie
nicht mehr. Ihre Haut war kalt, als ich den Kopf sanft zur Seite drehte und die
häßliche schwarze Schußwunde unmittelbar hinter dem rechten Ohr entdeckte.
»Danny«, sagte Laura mit
brüchiger Stimme. »Ich schwöre, daß ich nicht...«
»Aber ja doch«, knurrte ich.
»Sie hatten keinerlei Grund, Anna Heine umzubringen, und Sie hatten ja auch gar
keine Gelegenheit dazu. Sie saß hinten in dem Wagen bei Miss Smith, als die
beiden Gangster die Privatpension verließen — erinnern Sie sich? Und seit acht
Uhr heute abend sind Sie mit mir zusammengewesen .«
Die rechte Hand des toten
Mädchens hing schlaff und offen, aber die Linke war geballt, bemerkte ich
plötzlich. Als ich sie vorsichtig öffnete, sah ich die langen, rotbraunen
Haare, die unter den Fingernägeln steckten.
Draußen im Wohnzimmer begann
das Telefon zu klingeln.
8
Laura hielt mir den Hörer hin
und sagte mit immer noch brüchiger Stimme: »Es ist Bill, er möchte Sie sprechen .«
Ich nahm den Hörer und meldete
mich.
»Was ist denn mit Laura los ?« fragte Donavan scharf. »Es hört sich an, als sei sie
gerade von einem Lastwagen überfahren worden .«
»Es geht ihr ausgezeichnet«,
sagte ich. »Es war ein langer und harter Abend, das ist alles. Weswegen wollten
Sie mich sprechen ?«
»Ballard hat mich vor einer
Viertelstunde angerufen«, sagte er langsam. »Er hat versucht, Sie in Ihrem
Hotel zu erreichen, leider vergeblich. Weil Sie aber hier mit Laura zusammen weggefahren
sind, dachte er, ich könne für ihn Verbindung mit Ihnen aufnehmen — über Laura .«
»Okay — nehmen Sie auf«, sagte
ich.
»Er sagt — und ich zitiere
jetzt: >Sagen Sie Boyd, wir hätten die O’Byrne und wären jederzeit zum
Austausch bereit. Sharon O’Byrne gegen Anna Heine<. Er wollte Lauras Nummer
haben, um es Ihnen selbst zu sagen, aber ich hab’ sie ihm nicht gegeben. Ich
traue diesem hinterlistigen Kerl nicht über den Weg .«
»Ich ebensowenig «,
sagte ich langsam.
»Also?« Er wartete einen
Augenblick, dann fügte er hinzu: »Was soll ich dem Strolch antworten ?«
»Sagen Sie ihm...« Ich hielt
inne und dachte ein paar Sekunden verzweifelt nach. »Hören Sie zu, Bill. Sie
wollen
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