Mord ist kein Metier für Mädchen

nichts weiter, als Ihre Weinkrüge an den Meistbietenden verkaufen,
stimmt’s ?«
    »Stimmt genau .« Er lachte gluckernd. »Das heißt, wenn ich jemals zwei Interessenten
zusammenbringe, die einander hochsteigern .«
    »Okay«, sagte ich rasch, »dann
schlage ich folgendes vor: Sie setzen Ihre Auktion für morgen abend an — sagen wir 20 Uhr. Teilen Sie das auch Ballard
mit, und wenn er und Renz Sharon O’Byrne mit zu Ihnen bringen, dann bringe ich
die Heine mit, und wir tauschen die Mädchen aus. Danach können beide Parteien
um die Weinkrüge bieten, ohne dabei unter Druck zu stehen. Wie wäre das ?«
    »Sie gerissener Halunke.«
Donavan kicherte. »Sie geben also zu, daß Sie das Mädchen die ganze Zeit
irgendwo versteckt hielten, während Sie die große Schau mit der geheimnisvollen
Miss Smith und ihren importierten Revolvermännern abzogen?«
    »So ungefähr«, murmelte ich.
»Wie ist es nun ?«
    »Was mich betrifft, so bin ich
einverstanden«, sagte er. »Ich werde Ballard gleich anrufen und es ihm sagen.
Ich bin sicher, daß er zustimmt .«
    »Prima«, sagte ich.
    »Nur eins noch, alter Junge:
Sagen Sie Laura, daß ich auch sie morgen abend hierhaben möchte, ja?«
    »Gern«, sagte ich und legte
auf.
    Laura sah mich ungläubig an.
Ich erzählte ihr, daß Ballard irgendwie Sharon O’Byrne in seine Gewalt gebracht
hatte und sie als Geisel für Anna Heine festhielt.
    »Ich hörte, wie Sie Bill baten,
die Versteigerung für morgen abend anzusetzen«, sagte sie. »Ich verstehe Sie
nicht, Danny. Wie wollen Sie denn Anna Heine gegen Sharon O’Byrne austauschen,
wenn das Mädchen hier tot ist ?«
    »Ich habe nur von Austausch
gesprochen«, knurrte ich. »Ich habe kein Wort davon gesagt, sie sei am Leben .«
    »Aber Renz und Ballard
werden...«
    »Darüber können wir uns morgen
abend den Kopf zerbrechen«, brummte ich. »Im Augenblick haben wir ganz andere
Sorgen .«
    »Was.. was fangen wir denn mit
der Leiche an ?« stammelte sie.
    »Wir lassen sie genau da, wo
sie ist«, sagte ich.
    »Ob wir nicht lieber die
Polizei anrufen ?«
    »Bilden Sie sich etwa ein, die
glauben uns die Geschichte von der geheimnisvollen Miss Smith und ihren
importierten Gangstern — wenn Sie selbst das von Anfang an für absolut
unglaublich hielten ?« rief ich aus. »Wir verschwinden
jetzt auf der Stelle — und wir sind nie hier gewesen, verstanden ?«
    »Was?« Sie starrte mich
verständnislos an.
    »Wenn wir nicht hier waren,
können wir keine Leiche gefunden haben«, sagte ich geduldig. »Und wenn wir
keine Leiche gefunden haben, können wir der Polizei auch nichts melden, oder ?«
    »Ich glaube kaum«, sagte Laura
wenig begeistert.
    »Und deswegen werden Sie jetzt
einen Koffer packen, mit allem, was Sie brauchen, um in meinem Hotel zu übernachten«,
sagte ich. »Je schneller wir hier rauskommen, desto besser .«
    Binnen fünf Minuten war sie
reisefertig, und bis dahin hatte ich auch die Gläser gespült und von
Fingerabdrücken befreit. Wir gingen in die Garage zum Wagen, und Laura fuhr
hinaus in die neblige Nacht.
    »Und daran denken, daß Vorsicht
die Mutter der Porzellankiste ist, ja ?« bat ich, als
das schwarze Monstrum vorwärtsschnellte. »Was wir im Augenblick am
allerwenigsten brauchen können, ist ein Unfall .«
    »All right .« Sie holte tief Luft. »In Ihrer Gesellschaft wird es einem nie langweilig, was ?«
    »Und nicht mal die Zeit für nooky bleibt .« Ich
schmunzelte.
    »Das arme Ding geht mir nicht
aus dem Kopf«, sagte sie ernst. »Warum mußten sie sie umbringen ?«
    »Das weiß ich auch nicht«,
gestand ich. »Und ich weiß ebenfalls nicht, weshalb man die Tote ausgerechnet
in Ihre Wohnung gebracht hat. Ich weiß ferner nicht, warum, zum Teufel, diese
Miss Smith sich solche Mühe gibt, alle potentiellen Käufer zu vergraulen. Wenn
sie so scharf auf diese Krüge ist, dann war’s doch viel einfacher, sie zu
kaufen — oder, was noch einfacher wäre, sie Ihrem Bruder zu stehlen .«
    Diesmal hielt sie, als eine
Ampel auf Rot sprang. »Bill ist so eine Art übriggebliebener Pirat — aber er
besitzt ein ausgeprägtes Talent für technische Spielereien des 20. Jahrhunderts .« Die Ampel wechselte, und die schwarze Limousine schob
sich auf die Kreuzung. »Ich will damit sagen: Es ist keinem Menschen möglich,
die Weinkrüge zu stehlen .«
    »Sie spinnen«, erklärte ich
rundheraus. »Das gibt’s nicht .«
    »Bill hat dafür gesorgt«,
erwiderte sie ruhig. »Er hat sich für die Krüge eine Spezialkassette aus