Mord mit Gruener Soße
ist?“
„ Sicher, Grüne Soße Frankfurter Art dürfen sie sagen, das ihre Sache.“
Er hatte mit Stolz und Wärme in der Stimme gesprochen , so als handele es sich um seltene Kunst und nicht um ein Gericht. Jenny wurde immer klarer, welche Bedeutung und welcher Stolz der Herstellung dieses alten Gerichts anhaftete. Sie war tief beeindruckt. Anders als auf Hölzels gammeligen Hof oder in Volks schickem Konzern spürte sie hier die Liebe, die diese Gärtner zu ihrem Produkt fühlten. Plötzlich war sie stolz, als Frankfurterin ein Teil davon zu sein. Ein Seitenblick zu Sascha zeigte, dass auch er fasziniert war.
Sie musste sich zwingen, wieder zur Sache zu kommen. „Was haben Sie sich von dem Termin versprochen?“
Er dachte lange nach. Unschlüssig meinte er dann. „Nicht viel, ehrlich gesagt. Ich habe erwartet, dass Ammerland mich beeinflussen will, den Prozess aufzuhalten. Allerdings könnte ich mir keine Möglichkeit zur gütlichen Einigung vorstellen. Wir werden nicht von unseren Forderungen abweichen. Ich wüsste nicht, was die Firma uns bieten sollte.“
„ Eine Zusammenarbeit?“
„ Da sehe ich keine Chance. Wir produzieren zu wenig, um zu exportieren. Da hätte er sich schon an Volks wenden müssen.“
„ Vielleicht wollte er Sie bestechen?“
Verblüfft schaute er sie an dann lachte er plötzlich schallend. Mit dem Handrücken wischte er sich die Augen. „Bestechen. Der war gut. Hier geht’s um die Ehre. Sowas wie Beste chung gibt’s da nicht. Wir sind ja keine Politiker. Wir kämpfen für das, was uns am Herzen liegt.“
Jenny musste schmunzeln. „Gut, noch eine Frage. Was halten Sie von Hölzel?“
Schlagartig verfinsterte sich Sigismunds Gesicht. „Der Mann ist eine Plage. Was der uns mit seinem Rumgeschrei in der Presse für Ärger macht. Absolut kontraproduktiv. Dass den noch niemand zum Schweigen gebracht hat, wundert mich wirklich.“
„ Kämpft er nicht auch für die Grüne Soße?“
„ Nicht sachlich, wie es nötig wäre. Es dürfte ihm mehr darum gehen, beachtet zu werden. Vielleicht hofft er sogar auf ein Angebot von Frosti. Damit er den Mund hält.“
„ Ich brauche wohl nicht zu fragen, warum er nicht in Ihrem Verein ist …“
„ Den hat keiner eingeladen. Wird auch nie jemand tun.“
„ Und sein Nachbar, Bambach?“
„ Den kennt hier keiner. Hält sich von allem fern.“
„ Danke Herr Sigismund, das war alles sehr interessant!“
„ Ich hoffe, Sie essen wenigstens gerne Grüne Soße?“
„ Sehr gerne, besonders mit T afelspitz.“ Sascha nickte begeistert dazu.
Er lachte jovial und stand auf. „Kommen Sie, ich geb Ihnen noch was mit.“
Sie folgten ihm aus dem Haus und über den Hof in ein kleines Gewächshaus, das als Verkaufsraum eingerichtet war. Er drückte jedem von ihnen zwei der klassisch rollenförmig in Papier eingewickelten Kräuterpakete in die Hand. „So frisch bekommen sie sie nie mehr!“ Er strahlte.
Sie bedankten sich und trugen ihr Präsent zum Auto. Sigismund winkte ihnen nach, als sie vom Hof fuhren.
„ Endlich bekomm ich mal ein G efühl für diese Grüne Soße-Geschichte“, meinte Jenny. „Bislang war das alles so abstrakt, sogar für mich als Frankfurterin. Jetzt kapier ich erst, was das bedeutet.“
Sascha lächelte breit. „Siehste. Ich wusste, dass das noch bei dir ankommt. Nur Logo ist ein hoffnungsloser Fall. Aber der kommt ja auch von auswärts.“
Jenny lachte fröhlich, das erste Mal seit längerer Zeit. Sie stellte das Radio lauter. „Jetzt haben wir noch Zeit, uns um meine Reisegefährten zu kümmern.“
Sascha schwieg und trommelte den Takt des Hardrocks, der aus den Lautsprechern schallte, bis sie aus der Stadt heraus waren. „Zu wem fahren wir?“
„ Wolfi. Also Wolfgang Dörmer “, verbesserte sie sich. „Lebt in Oberursel und arbeitet in der elterlichen Gärtnerei.“
Sie fanden die Gärtnerei nach längerem Suchen in einer kleinen Straße neben dem Oberurseler Hauptfriedhof. Nur ein alter Kombi stand auf einem der drei betriebseigenen Parkplätze. Dahinter führte eine gläserne Tür in eine Art Verkaufsraum, in dem Topfpflanzen und einige wenige Eimer mit Schnittblumen präsentiert wurden. Durch ein großes Zwischenfenster konnte man in ein langgezogenes Gewächshaus schauen, in dem der Jahreszeit entsprechend hauptsächlich Erika wuchsen.
Eine dicke, ältere Frau mit einer grünen Schürze erschien durch eine Hint ertür. Freundlich begrüßte sie Jenny und Sascha: „Was kann ich für Sie
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