Mord mit kleinen Fehlern
und Mary die Kraftprobe schweigend.
»Bennie, wenn du es der Polizei sagst, bin ich sofort hier weg.«
»Kind, wenn du auch nur einen Fuß vor die Tür setzt, bist du gefeuert. Und ich sage es den Cops trotzdem.«
Aua. Anne musste im Arme-Verschränken unbedingt besser werden, sonst war sie verloren. »Warte, ich habe eine Idee. Wie wäre es mit einem Kompromiss? Du erzählst den Cops, dass Kevin entflohen ist, aber du sagst ihnen nicht, dass ich noch am Leben bin. Während ich die Tote spiele, mache ich mich auf die Suche nach ihm. Und die Cops werden gleichzeitig auch aktiv. Auf diese Weise suchen alle nach Kevin, wir und die Cops!«
»Nein, das ist zu gefährlich«, erwiderte Bennie, wenn auch zögernd. »Die Verfolgungsjagd sollten wir den Profis überlassen. Die wissen, was sie tun.«
»Sie konnten ihn ja noch nicht einmal im Gefängnis ausfindig machen! Für die Polizei in Philly ist er ein Niemand! Du hast den Detective doch gehört! «
Mary nickte. »Wie Anne schon sagte, keine von uns kann das wirklich beurteilen, solange sie es nicht am eigenen Leib erfahren hat. Wenn ihr Leben in Gefahr ist, dann sollten wir es auch auf ihre Weise durchziehen und auf den Kompromiss eingehen.«
Schließlich meldete auch Judy sich zu Wort. »Das sehe ich genauso. Wir informieren die Cops, dass Satorno geflohen ist, aber gleichzeitig nehmen wir die Suche auf eigene Faust auf. Wir führen doch ständig unsere eigenen Mordermittlungen durch, parallel zu dem, was die Cops tun. Das ist nichts Neues für uns.«
Wau. Anne warf ihr einen überraschten Blick zu, sagte jedoch nichts. Judys Worte hatten eindeutig Gewicht bei Bennie, die ihre drei Partnerinnen wütend anfunkelte.
»Und was genau soll ich den Cops sagen, Mädels? Woher weiß ich denn, dass Kevin entflohen ist, wenn Murphy wirklich tot ist? Sie ist diejenige, die den Anruf vom Seelenklempner bekam, nicht ich.«
»Da fällt mir schon was ein«, meinte Anne. »Du hast auch meine Mutter gefunden, stimmt's? Los, mach schon, ruf die Cops an, aber lass mich wenigstens bis Dienstagmorgen tot sein.«
»Warum gerade Dienstag?«
»Am Dienstagmorgen wird über Chipster verhandelt.« Bennie sah Anne an, als ob sie verrückt geworden wäre.
»Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass du am Dienstag vor Gericht gehst? Bei all dem, was sich hier abspielt, bist du nie im Leben in der Lage dazu, und Gott weiß, es wäre ein Wunder, wenn die Cops Satorno so schnell finden. Murphy, ein Verfahren dieser Größenordnung ist eine komplizierte Sache. Lass uns den Termin verschieben.«
»Das kann ich nicht. Gil will den Prozess rasch hinter sich bringen, damit der Börsengang nicht länger gefährdet ist. In dem jetzigen Klima sieht jeder zu, wie er an Geld kommt, und wer in der Lage ist, neue Geldquellen aufzutun, kann sich glücklich schätzen. Der kleinste Zwischenfall verschreckt die Investoren. Darum haben wir uns in diesem Fall auch nicht vergleichen wollen - Gil braucht eine umfassende Entlastung von allen Vorwürfen, schon seinem Vorstand gegenüber, ebenso wie den Investoren. Wenn wir die Verhandlung jetzt verschieben, platzt der Börsengang. Das wäre das Ende von Chipster.«
»Dann verschieben wir die Verhandlung eben nicht, aber du tauchst auf keinen Fall vor Gericht auf. Nicht solange Satorno noch im Bild ist. Denk doch mal praktisch, Murphy!« Bennie glitt vom Sideboard. »Hör zu, ich verlege ein paar Termine und übernehme für dich.«
»Danke, aber ich verhandele den Fall selbst.« Anne war angesichts der Intensität ihrer Gefühle überrascht, bis sie deren Quelle verstand. »Kevin Satorno hat mir schon genug weggenommen. Eine neue Freundin. Mein neues Zuhause. Mein Gefühl der Geborgenheit. Meinen Seelenfrieden. Er wird mir nicht auch noch meinen Beruf nehmen. Das ist mein Fall und mein Mandant.« Wieder verschränkte sie die Arme, zumindest mental. »In diesem Fall habe ich das Sagen.«
Bennie seufzte. »Na gut, das ist nur fair. Du hast den Mandanten geholt, du triffst die Entscheidungen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Dann wollen wir mal loslegen. Ich muss die Cops anrufen. DiNunzio, du kümmerst dich um die Zeugenaussage. Die Gerichtsstenografin droht bestimmt gerade damit, unverrichteter Dinge zu gehen. Murphy, du bleibst hier, damit dich niemand sieht.«
»Danke.« Erleichtert wandte sich Anne an Mary, die vom Besucherstuhl aufstand. »Mary, du weißt, was du zu tun hast? Bonnard soll über den Vorfall im letzten Mai sprechen. Sie behauptet, Gil Martin
Weitere Kostenlose Bücher