Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
ihren Blick bemerkt hatte. »Bisher hat mir die Zeit gefehlt, mich häuslich einzurichten.«
    »Das Haus seines Vaters war ihm zu fein«, fügte Westermann hinzu. »Nachdem der alte Doktor Johannsen letztes Jahr gestorben war, kam Jo aus Berlin zurück. Aber er hat sich lieber in den zwei Zimmern direkt hier neben der Praxis eingemietet. Ist eben ein bescheidener Kerl, unser Jo.«
    Oder er war der Meinung, ein schickes Arztdomizil habe er nicht verdient, überlegte Hanna.
    »Was wollt ihr zuerst hören?«, fragte Johannsen. »Warum ich keinen Dr. med. vor meinem Namen habe oder warum ich den jungen Grafen verdächtige?«
    Er schaute zu Hanna.
    Ohne Wärme.
    Dann zu Westermann.
    Der entschied schnell. »Erst den Doktor. Und dabei ganz viel Kaffee. Dann bin ich für unsere Leiche wieder munter. Also?«
    Johannsen hob die Schultern. »Ob ihr es glaubt oder nicht, ich war fest entschlossen, meine Doktorarbeit zu schreiben. Nur haben sich meine Forschungen dazu in die Länge gezogen.«
    Johannsen trank einen Schluck Kaffee und führte dann aus, dass sein Berufsziel der Facharzt für Orthopädie gewesen war. Dazu wollte er eine neue Methode entwickeln, um gerissene Kreuzbänder zu nähen. »Ich habe ein Jahr lang an Schweineknien geforscht. Die habe ich immer frisch von einem Metzger bekommen.«
    »Igitt«, meinte Westermann.
    Hanna schwieg und wartete ab.
    »Es war zum Verzweifeln. Ich fand einfach nicht den richtigen Dreh heraus. Schließlich habe ich daran gedacht, ein anderes Forschungsfeld zu finden, aber dann starb plötzlich mein Vater, und ich musste schnell eine Entscheidung treffen.«
    »Da bist du aus lauter Pflichtgefühl heimgeeilt und hast die Landarztpraxis übernommen.«
    »Ja und nein. Einerseits fühlte ich mich in der Verantwortung, andererseits war es wohl auch eine willkommene Flucht vor dem möglichen Scheitern.«
    »Ehrlich bist du ja. Wenigstens jetzt.«
    Johannsen hob nur die Schultern.
    »Und wieso hast du nicht von Anfang an allen reinen Wein eingeschenkt?«, fragte Westermann. »Wir fressen hier keinen, bloß weil er kein Professor Brinkmann ist.«
    Ein schmales Lächeln umspielte Johannsens Lippen. »Wollte ich ja, aber ihr habt mir keine Chance gelassen.«
    »Wie das?«
    »Ich war noch gar nicht aus dem Auto gestiegen, da haben die Leute schon ›Herr Doktor‹ hier und ›Herr Doktor‹ da gerufen. Allen voran dein Vater, Fritz. Der war vom Mähdrescher gefallen und hatte sich das Handgelenk gebrochen. Da war keine Zeit für große Aufklärung über meinen Berufsstand.«
    Hanna räusperte sich. »Und bequemerweise stand auf dem Praxisschild auch schon Dr. med. Johannsen.«
    Diesmal lag in seinem Blick pure Abneigung.
    »So war es wohl.«
    Die Luft zwischen ihnen wurde spürbar kälter.
    Nur Westermann bekam nichts davon mit. »Na gut, Jo. Das wäre also geklärt. Ich denke, wir überlassen es dir, wann und wie du die Leute informieren willst. Hanna und ich werden jedenfalls nichts verraten, oder, Hanna?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Für Johannsen machte ihr Versprechen die Sache nicht leichter, das war ihm anzusehen. »Ich werde mich darum kümmern«, murmelte er.
    Hannas innere Stimme meldete sich zu Wort: Warum setzt der sich nicht einfach auf den Hosenboden und schreibt eine neue Doktorarbeit?
    Gute Frage, dachte Hanna. Muss er wohl von selbst drauf kommen.
    »Und jetzt mal fix zu unserem Mordfall«, schlug Westermann vor. »Was hast du denn nun gegen den jungen Fallersleben?«
    Johannsen nahm sich einen Moment Zeit. Er trank mehr Kaffee, schluckte eine Tablette, strich sich übers Haar.
    Hanna ließ ihn nicht aus den Augen.
    Endlich begann er zu reden. Zögernd.
    »Vielleicht ist es ein Fehler. Ich will den Jungen nicht ins Unglück stürzen.«
    »Mach hinne, Jo.«
    »Aber möglicherweise täusche ich mich, und dann ist der Schaden angerichtet.«
    Westermann zog eine Grimasse, als wollte er Johannsen die Kaffeekanne an den Kopf werfen. »Erzähl uns, was du weißt, und überlasse es uns, die Sache zu beurteilen.«
    »Aber der Junge ist erst siebzehn.«
    »Jo! Rede!«
    Johannsen hob abwehrend die Hände. »Ist ja gut. Ich möchte nur nicht, dass unsere Kommissarin hier voreilige Schlüsse zieht.«
    Danke für dein Vertrauen, dachte sie.
    »Außerdem bin ich an meine ärztliche Schweigepflicht gebunden.«
    »Ist hiermit aufgehoben«, erklärte Westermann großzügig. »Hätte der Karl auch so gemacht.«
    Hanna beschloss, so zu tun, als sei sie nicht da. In Hasellöhne galten eben

Weitere Kostenlose Bücher