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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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andere Regeln. Sie machte sich klein und hörte einfach weiter zu.
    »Ich bin im Mai von Gräfin Iris zum Herrenhaus gerufen worden. Florian hatte sich verletzt. An der Wade.«
    »Ja, und?«, fragte Westermann ungeduldig, als Johannsen schon wieder zögerte.
    »Es war ein Streifschuss. Nicht besonders schlimm, aber die Gräfin hat mich schwören lassen, nie ein Sterbenswort darüber zu verlieren. Vor allem sollte ich dem Grafen nichts verraten. Ich habe die Wunde versorgt und dem Jungen eine Tetanusspritze gegeben. Dann habe ich ihn gefragt, wie er sich verletzt hatte. Die Gräfin war kurz ans Telefon gerufen worden.«
    Westermanns zigarrengroße Finger veranstalteten einen Trommelwirbel auf dem Couchtisch.
    »Komm zur Sache!«
    »Florian hat mir gestanden, dass er sich manchmal eine Flinte aus dem Waffenschrank nimmt und im Wald ein bisschen jagen geht.«
    Der Trommelwirbel hörte schlagartig auf.
    »Ist ja’n Ding!«
    Hanna beschloss, wieder anwesend zu sein. »Na und? Der Junge ist fast erwachsen. Warum sollte er so etwas heimlich tun? Kann er nicht mit seinem Vater zusammen auf die Pirsch gehen? Da gibt es doch bestimmt eine Familientradition.«
    Johannsen beachtete sie nicht. Er sprach nur mit Westermann. »Du weißt, Fritz, dass es einigen Stress zwischen Vater und Sohn gegeben hat. Florian ist schon zweimal von der Schule geflogen. Jetzt soll er in ein Schweizer Internat gehen, und er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Könnte mir vorstellen, dass er den Grafen ein bisschen ärgern wollte.«
    Westermann antwortete nicht sofort. Er runzelte die Stirn, wiegte den Kopf und entspannte mit einem lauten Knacken seine Nackenmuskulatur.
    Dann sprang er so plötzlich auf, dass der Boden unter ihnen vibrierte.
    »Scheiße! Ich habe den Fall gelöst!«
    »Fritz«, sagte Johannsen.
    »Westermann!«, rief Hanna.
    Dann zwang sie sich, ganz ruhig zu werden. »Bist du da nicht ein bisschen voreilig? Unsere Ermittlungen fangen doch gerade erst an. Wir müssen der Reihe nach vorgehen und alle Zeugen noch einmal hören.«
    »Brauchst gar nicht mit mir zu reden wie mit ’nem Spinner«, gab Westermann, noch immer grinsend, zurück. »Ich meine doch nicht den Mordfall.«
    Johannsen atmete hörbar aus. Auch er hatte sich offenbar um Westermanns geistige Gesundheit gesorgt.
    »Sondern?«, fragte Hanna.
    »Den Wilderer natürlich«, erklärte Westermann. Triumph stand in seinen Augen. »Ich habe zum allerersten Mal einen Fall ganz allein gelöst! Ohne Karl! Und ohne dich, Chefin!«
    »Äh … ja.«
    »Kapiert ihr nicht? Florian ballert im gräflichen Wald rum, und sein Vater erstattet bei mir viermal Anzeige wegen Wilderei. Zuletzt am Mittwoch. Weißt du noch, Hanna? War dein erster Arbeitstag.«
    Mittwoch. Schien Jahre her zu sein.
    »Der hat keine Ahnung, dass er seinen eigenen Sohn angezeigt hat. Na, das werde ich dem aber noch heute verklickern, und dann kriegt er von mir eine Verwarnung wegen seinem Waffenschrank. Der war ja rein zufällig gestern korrekt abgeschlossen. Aber ich weiß, was ich da schon gesehen habe. Und ich lass mich nicht für dumm verkaufen. Oh nein! Ich nicht!«
    Er redete sich immer mehr in Rage, während Hanna und Johannsen stumm zuhörten.
    Endlich ging ihm die Luft aus.
    Langsam nahm sich Hanna den letzten Schluck aus der Kaffeekanne. Die Stille, die nach Westermanns Ausbruch herrschte, war wohltuend. Trotzdem rasten ihre Gedanken wild durcheinander wie eine aufgeschreckte Herde von Heidschnucken.
    »Moment mal!«, rief sie.
    »Sag jetzt nicht, ich irre mich.«
    »Nein, das kann schon stimmen, aber mir wird gerade einiges klar.«
    »Nämlich?«
    Ihr Blick fiel auf Johannsen. Der Arzt hatte die Lider halb geschlossen, aber trotzdem wollte sie in seiner Anwesenheit nicht weitersprechen.
    »Lass uns zur Wache gehen, Westermann.«
    Johannsen merkte auf. »Die ärztliche Schweigepflicht wird mal eben ausgesetzt, aber die Herrschaften von der Polizei ermitteln lieber im Geheimen, korrekt?«
    »Red keinen Müll, Jo.«
    »Das geht nicht gegen dich, Johannsen«, sagte Hanna und stand auf. »Gehen wir.«
    Mit einem Knall schloss Johannsen die Wohnungstür hinter ihnen.
    »Ich glaube, Jo mag uns jetzt nicht mehr besonders«, meinte Westermann, als sie den Dorfplatz überquerten. »Aber der kriegt sich auch wieder ein.«
    Hanna hatte da so ihre Zweifel, und diese eine winzige Stelle in ihrem Herzen fühlte sich leer und kalt an.
    »Frierst du?« Westermann legte ihr einen Arm um die Schultern. Unter dem

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