Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
aufgetaucht bist.«
Hanna grinste schwach. »Für den Mord kann ich aber nichts. Das war Zufall.«
»Wer weiß, wer weiß. Manche Menschen ziehen das Unheil an wie das Licht die Motten. Hat meine Oma immer gesagt.«
Sie wollte ihm einen Vogel zeigen, erwischte dabei die verletzte Schläfe und zuckte zusammen.
»Du solltest auch nur noch ein Schmerzmittel einwerfen und dann schlafen gehen«, meinte Westermann. »Siehst nicht besonders gut aus, Chefin.«
»Schmerzmittel ja, schlafen nein«, entgegnete sie mit fester Stimme. Sobald Johannsen kommt, lassen wir uns etwas geben, aber jetzt musst du wissen, was ich vorhin erfahren habe.«
»Von wem eigentlich?«
»Ist jetzt unwichtig.«
»Finde ich nicht.«
»Es kommt auf die Informationen an, nicht auf den Informanten.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Hanna knirschte mit den Zähnen. »Du bist ein verdammt hartnäckiger Heidjer, Westermann.«
»Ja, und darauf bin ich auch stolz.«
Sie gab es auf. Gegen Westermanns Sturkopf kam sie nicht an. »Hendrik März.«
»Hä? Deine Liebesleiche? Ist jetzt nicht wahr, oder? Will er sich etwa bei dir einschmeicheln, indem er den Sherlock Holmes gibt?«
Genau wegen dieser Reaktion hätte sie Westermann den Namen ihres Informanten gern verschwiegen.
»Hat er behauptet, er hat den Banker erschossen, damit du jetzt ganz viel Zeit mit ihm verbringen musst?«
»Sei nicht albern.«
»Chefin, ich mache mir nur Sorgen um dich.«
Hanna wollte ihm gerade eine gepfefferte Antwort geben, da ging die Tür zum Salon auf, und Johannsen trat ein.
Schlechtes Timing, überlegte sie.
Westermann war da offenbar anderer Ansicht. »Endlich, Jo! Ich komme um vor Schmerzen. Aber kümmere dich lieber erst um Hanna. Ich glaube, sie hat eine Gehirnerschütterung. Mindestens.«
Johannsen hob die Augenbrauen.
»Hör nicht auf ihn«, sagte Hanna schnell. »Mir geht es gut. Aber ich könnte ein Schmerzmittel gebrauchen.«
»Ist dir übel? Warst du bewusstlos? Ist dir schwindelig?«
»Nein, nein und nein.«
Er kam zu ihr und begann, behutsam ihren Kopf abzutasten. Seine Finger bewegten sich sanft, sein Atem strich über ihr Haar.
Ein bisschen schwindelig war ihr jetzt doch.
Schließlich nickte er und holte ein Röhrchen mit Tabletten aus seiner Arzttasche. Er ließ zwei weiße Pillen in ihre Handfläche gleiten und reichte ihr dazu ein Glas Wasser.
»Damit wird es dir gleich besser gehen. Die machen ein bisschen müde, aber du musst sowieso schlafen.«
»Danke«, murmelte Hanna und warf sich die Pillen in den Mund. Als Johannsen sich zu Westermann umdrehte, spuckte sie sie schnell wieder aus.
Lieber Schmerzen als nicht mehr funktionieren können, entschied sie.
»Autsch! Scheiße!«, rief Westermann.
»Ist ja gut, Fritz. Bin schon fertig.« Johannsens Körper verwehrte Hanna den Blick auf Westermanns teilweise entblößten unteren Rücken.
Schade eigentlich, murmelte es in ihr. Aha. Ihre innere Stimme war auch noch wach.
»Scheint nichts gebrochen zu sein.«
»Und wenn doch? Kriege ich dann etwa den Arsch in Gips?«
Johannsen schüttelte den Kopf. »Unsinn. Zur Sicherheit schicke ich dich morgen früh zum Röntgen. So oder so muss das Steißbein von selbst heilen. Das braucht seine Zeit.«
»Na, toll. Gibt’s jetzt endlich ’ne Spritze? Hättest du mir nämlich schon geben können, bevor du da unten rumgefummelt hast. Du bist eben ein Sadist, Jo. Und du, Chefin, starrst gefälligst woandershin.«
Gehorsam drehte Hanna sich weg und lächelte, als Westermann erneut fluchte.
»Wegen so einem kleinen Piekser«, sagte Johannsen. »Da ist jedes Kleinkind bei einer Impfung tapferer als du.«
Westermann erwiderte etwas Unverständliches, und Johannsen lachte laut.
Hanna fühlte sich auf eine schwer fassbare Art und Weise ausgeschlossen. Sie dachte an die vergangene Nacht, als sie drei noch so etwas wie eine Einheit gebildet hatten. Wenigstens für kurze Zeit.
Seitdem war viel passiert. Wenig Gutes.
»Kannst wieder gucken, Chefin«, sagte Westermann. »Und ich kann gleich wieder sitzen, hat Jo versprochen. Wenn ich zwei feste Kissen rechts und links unter die Pobacken schiebe, müsste es gehen. Aber vielleicht warte ich noch ein bisschen.«
»Morgen besorge ich dir ein Ringkissen«, versprach Johannsen. »Damit wird es einfacher sein.«
Er schloss seine Arzttasche und sagte, er wolle noch einmal nach Fallersleben schauen.
»Wir müssen dringend mit ihm reden«, erwiderte Hanna schnell. »Bitte gib ihm kein
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