Mord nach Drehbuch
schickte ein kleines Stoßgebet zum Gott aller Küchenhelfer. Wenn sie auch nur ein bisschen Glück hatte, war die Messerabteilung des Geschäfts irgendwo in ihrer Nähe. Sollten die scharfen Klingen sich allerdings eher in Rykers Reichweite befinden, dann war Honey so gut wie tot.
Obwohl sie von Regalen und allerlei Küchengerätschaften umgeben war, ging Honey rückwärts, bis ihr irgendwas Metallisches in den Rücken stupste. Über ihr hingen Dinge von der Decke, die hin und her schwangen und leise klingend gegeneinander schlugen. Schlimmer war, dass sich der Stiel einer Kasserolle in ihrem Rock verfangen hatte. Mist und noch mal Mist! Das hatte man nun davon, dass man schräg geschnittene Röcke trug, die wirbelten einfach mehr. Die Stieltöpfe waren auf einem hohen Gestell aus Schmiedeeisen ausgestellt. Und schon brachte Honey mit ihrem Rock das Gestell samt Töpfen zu Fall. Gusseisen krachte auf den Boden und übertönte die Schritte rennender Menschen. Nun verließen auch die wenigen Angestellten, die ursprünglich hatten bleiben und zuschauen wollen, eilig das Gebäude.
Ryker packte einen riesengroßen Bratenwender und hieb ihn durch die Luft, dass es nur so zischte. Mit der gleichen sausenden Bewegung enthauptete er eine Schaufensterpuppe, die die neuesten schwarzweiß karierten Kochhosen und eine auf Figur gearbeitete Jacke trug. Dann flackerten seine Augen von der Puppe zu Honey. Es war unschwer zu erraten, wem es nun an den Kragen gehen sollte!
Das Ende war nah! Honey stand mit dem Rücken zur Wand, vielmehr zu einem mobilen Gasgrill. Sie blieb mit dem Absatz in einer besonders schön gestalteten Grillpfanne hängen, die mit den Stieltöpfen zu Boden gekracht war.
Sie überlegte, ob sie sich nach unten beugen und einen der dort liegenden Gegenstände aufheben und als Waffe benutzen sollte. Wenn sie fix genug war, konnte sie ihm das Ding überden Kopf ziehen. Wenn nicht, mochte es als Schutzschild dienen. Da würde es ihr allerdings nicht sonderlich viel nutzen. Die Pfanne war recht klein und würde wahrscheinlich höchstens eine Brust abdecken. Der Rest ihres Körpers wäre immer noch Ryker auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Wo war bloß Smudger geblieben?
Nicht nachsehen, dafür war keine Zeit. Positiv denken! Selbstverteidigung!
Hatte sie Zeit, sich zu bücken? Konnte sie an die Pfanne herankommen?
Als sie den Arm ausstreckte, schien ihr der ungewöhnlich schwer zu sein. Sie schaute auf ihren Ellbogen. An ihrem Ärmel hatte sich ein Baumwollsack mit Gewichten für eine altmodische Küchenwaage verfangen.
Verdammt und zugenäht! Warum geriet einem so viel Küchengerät in den Weg, wenn man nicht einmal danach suchte?
Wenn sie ihm mit diesem Arm eins verpasste …
Sie würde ihn nicht hoch genug heben können. Aber das Nudelholz war auf der richtigen Höhe! Da hob die als Koch verkleidete Puppe auf dem Podest ihren Plastikarm. Das Nudelholz bewegte sich in die Höhe. Dann schwang es nach unten.
Honey hörte, wie Hartholz auf Knochen krachte, als das Nudelholz auf Rykers Hinterkopf prallte. Der stöhnte, wankte, ging aber nicht auf die Bretter.
Smudger versuchte es noch einmal. Ryker war geistesgegenwärtig genug, den Schlag mit seinem Bratenwender abzublocken.
Honey betete, dass er nicht wieder zu Kräften kommen würde – doch dieses Gebet wurde anscheinend nicht erhört.
Aber Smudger war noch längst nicht fertig mit ihm. Er entriss seinem Plastikkollegen nun auch noch den gigantischen Schneebesen und schrie:
» En garde
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Die beiden Männer umkreisten einander, der eine mit einem Bratenwender bewaffnet, der andere mit dem unfairen Vorteil, außer dem Nudelholz noch einen Schneebesen zu führen.
Ryker schwang den Arm.
Smudger parierte.
Rykers Gesicht verzerrte sich brutal. Er schnappte sich eine Stielkasserolle. Damit konnte man zwar einen gewaltigen Schlag landen, aber das Ding hatte auch seine Nachteile. Das merkte Ryker, als der an einem Scharnier befestigte Stiel zusammenklappte und ihm die Finger einklemmte.
Smudger erwischte Ryker mit dem Schneebesen am Ohr.
Honey drückte sich, so flach sie konnte, gegen den Gasgrill. Gleichzeitig schoss ihr die Frage durch den Kopf, was Smudger nur mit Schneebesen hatte. Es war nicht das erste Mal, dass er dieses Küchengerät als Angriffswaffe benutzte. 2
Ted Ryker, der König der Verpflegungswagen, schaute aus wütend zusammengekniffenen Augen. Sein Teint hatte eine sehr ungesunde Röte angenommen. Er fletschte die Lippen wie ein
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