Mord nach Drehbuch
Recht auf seine eigene Meinung. Das heißt längst nicht, dass er recht hat, aber …«
Honey hätte vor Überraschung tot umfallen können. Der Kerl log wie gedruckt! Er war ein toller Koch, aber Mannomann, mit der Wahrheit nahm er’s nicht so genau.
»Wagen ist unterwegs«, sagte die Stimme vom Notruf. »Legen Sie den Mann in die stabile Seitenlage, bis die Sanitäter kommen. Versuchen Sie, ihn nicht aufzuregen.«
»Du hättest nicht so heftig zuschlagen sollen«, flüsterte Honey Smudger zu.
Kapitel 40
Etwa eine Woche später tauchte am Hotelempfang ein riesiger Blumenstrauß auf. Um das Bouquet geschlungen waren eine schicke rote Schleife und die Arme von Steve Doherty.
»Für dich«, sagte er.
Honey war bereit zum Abheben – das heißt, sie wollten essen gehen, waren fein angezogen und hatten bereits das Taxi bestellt. Nichts sollte ihr Vergnügen trüben, nur weil auf der Rücktour einer von ihnen ans Steuer musste!
»Die sind wunderschön!«, sagte sie und vergrub ihre Nase in der herrlichen Mischung exotischer Blüten, die sie den Winter vergessen ließen.
»Du aber auch«, erwiderte Doherty und küsste sie sanft auf die Wange. Er verschlang sie mit seinen meerblauen Augen wie ein hungriger Hund.
Sie trug ein eng geschnittenes blaues Seidenkleid, ein schmales Nichts, das bei jedem Schritt gegen ihre Beine raschelte wie Wellen am Strand.
Darunter passte blendend das sehr sexy wirkende viktorianische Korsett. Weil es so eng war, betonte es wunderbar ihre Oberweite, während es gleichzeitig den Bauch flach hielt. Verlockend wölbten sich ihre üppigen Brüste über dem Spitzenbesatz, der aus dem Ausschnitt des Seidenkleides blitzte.
»Wie Täubchen auf der Servierplatte«, merkte Lindsey an.
Nach Steve Dohertys hungrigen Blicken zu urteilen, war sie der Wahrheit ziemlich nah gekommen.
»Heute Abend ist es also endlich so weit«, mutmaßte Lindsey, als Honey ihr die Blumen in die Hand drückte, damit sie sie ins Wasser stellte.
»Darauf kannst du wetten«, flüsterte Honey zurück.
Die Arbeit war getan. Man hatte Ryker und Coleridge verhaftet. Coleridge war auf Kaution frei gekommen. Sein Partner, der Profikiller, musste wieder einmal für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen und hatte Sheherezade für ihn »erledigt«. Es war ihm eine große Hilfe, dass er sich die besten Anwälte leisten konnte, die für Geld zu haben waren.
Ryker andererseits hatte man wegen Mordes angeklagt. Smudger hatte mit seiner Vermutung recht gehabt, warum Martyna Manderley ermordet worden war. Ryker war eben außerordentlich empfindlich, wenn es um seine Kochkünste ging. Bekam er Kritik zu hören, so packte ihn im Handumdrehen die Wut, und er wurde ausgesprochen aggressiv. Wie viele Köche konnte er keine Kritik vertragen. Allerdings führte in seinem Fall eine abfällige Bemerkung nicht nur zu einer üblen Schimpfkanonade.
Wer weiß, vielleicht wäre auch er mit einer leichteren Anklage davongekommen, wenn er sich nicht solche Mühe gemacht hätte, die Spuren zu verwischen. Mit dem blutbesudelten Drehbuch hatte er versucht, die Schuld jemand anderem in die Schuhe zu schieben. Außerdem hatte er absichtlich den Luftbefeuchter aus dem Schlafzimmer herübergetragen, damit der Duft des zerstäubten Parfüms den Geruch des Bratfetts übertönte. Sein Berufsrisiko bestand ja sozusagen darin, dass er wie eine Fritteuse mit extra viel Knoblauch stank.
Honey war wirklich ziemlich zufrieden mit sich. Diesmal war sie Steve Doherty bei der Lösung des Falls zuvorgekommen. Ihre Mutter hatte ihr auch zu dem Sieg gratuliert, hatte dann allerdings erstaunlicherweise Doherty eine Flasche Schaumwein geschickt, die er genießen sollte, ehe er Honey abholte.
Honey runzelte ungläubig die Stirn, als er ihr am Telefon davon erzählte. »Weißen Schaumwein. Keinen Champagner? Bist du da ganz sicher?«
»Natürlich. Ich bring das Zeug für uns beide mit. Ich bin schon unterwegs.«
Wie versprochen, hatte er die Flasche dabei.
»Und du bist ganz sicher, dass meine Mutter dir das geschickt hat?«
»Natürlich. Was soll denn damit sein?«
»Erstens ist es Schaumwein und kein Champagner. Und zweitens hat die Flasche einen Schraubverschluss. Meine Mutter ist nicht gerade übermäßig spendabel, aber trotzdem würde sie nie im Leben etwas mit einer Flasche Schampus zu tun haben wollen, in der kein echter Champagner ist. Und Schaumwein mit Schraubverschluss? Da stimmt was nicht!«
»Sie ist doch Rentnerin. Vielleicht muss sie aufs
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