Mord nach Drehbuch
einer großen Badewanne ausgestattet, hatte vergoldete Armaturen und eine separate Duschkabine. In regelmäßigen Intervallen sprühte ein Zerstäuber Wohlgerüche in den Raum. Es war ein tragbares Gerät, das sich neben einem Heizlüfter unter dem zwei Meter langen Schminktisch befand, dessen großer Spiegel von Make-up-Lampen umrahmt war. Auf dem Tisch standen Tuben, Tiegel und Parfümflakons in einem Meer von Blut.
Doherty nahm ein Foto aus dem braunen Umschlag undreichte es Honey. Darauf sah man Martyna Manderley, die auf ihrem Schminktisch zusammengesunken war.
»Mit einer Hutnadel erstochen.«
»Aua!«, meinte Honey. »Wir müssen herausfinden, wer dieses Drehbuch auf den Stuhl gelegt hat.«
Er nickte. »Stimmt. Da sind eine Menge Fragen zu stellen. Ich fange am besten mal bei dir an. Wen hast du in der unmittelbaren Umgebung des Stuhls gesehen?«
Honey runzelte nachdenklich die Stirn und versuchte, sich die Szene noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Sie erinnerte sich an leere Stühle auf der einen Seite und an eine Lücke dazwischen. In der Reihe vor ihr hatten ein paar Leute gesessen, ein paar hatten dahinter gestanden und sich gerade setzen wollen. Wer war da noch gewesen? Was war da noch gewesen?
»Wessen Fingerabdrücke waren denn auf dem Drehbuch? Außer meinen.«
»Natürlich die von Martyna Manderley. Den Rest haben wir noch nicht überprüft. Aber es werden bestimmt viele verschiedene sein. Drehbücher gehen von Hand zu Hand, und Martyna hatte auch eine Souffleuse, die ihr die Stichworte gab, während sie ihren Text sprach. Die saß manchmal beim Drehen an der Seite.«
»Haben wir – pardon, haben deine Leute – die Souffleuse schon befragt?«
»Mein Detective Sergeant hat das gemacht. Er ist sehr eifrig. Wie du vorhin gesehen hast«, meinte er mit einem schiefen kleinen Grinsen und lustig zusammengekniffenen Augen. »Martyna hatte sie dazu verdonnert, ihr das ganze Drehbuch vorzulesen. Nun lutscht sie Halsbonbons, während sie sich mit einer Tasse Kaffee an einen der Regieassistenten kuschelt. Sie konnte Martyna nicht leiden, beteuerte aber, sie hätte sie nicht umgebracht. Anscheinend hat Martyna viel herumgebrüllt. Ich habe mir sagen lassen, dass sie den heutigen Tag damit begonnen hat, dich anzuschreien. Worum ging es denn da?« Honey umriss noch einmal die Telefon-Szene.
Doherty nahm eine Ausgabe von
Hello!
in die Hand und blätterte zu dem Artikel, der von Martyna Manderley und ihrem Verlobten Brett Coleridge, dem Multimillionär und Lebemann, handelte.
WERDEN SIE MR UND MRS PERFECT? lautete die Schlagzeile.
»Na, das werden wir nun nie rausfinden«, meinte Honey. »Wirklich tragisch.«
Doherty schien ihr gar nicht zuzuhören. Er dachte laut nach. »Warum hat jemand das Drehbuch da hingelegt? Warum sollte man überhaupt ein blutbesudeltes Drehbuch mitnehmen?«
»Vielleicht hat es jemand in aller Eile fallen lassen. Jemand anderer hat es gefunden und dort hingelegt. Oder jemand hat es absichtlich dort platziert, um den Verdacht auf eine andere Person zu lenken.«
»Das ist ein bisschen weit hergeholt, aber zum Teufel, was haben wir sonst schon in der Hand?«, meinte Doherty.
Sie schnüffelten weiter herum. Doherty schnüffelte im wahrsten Sinn des Wortes.
»Es riecht irgendwie seltsam hier.«
»Das kommt von dem Ding da«, erklärte Honey und deutete auf den Zerstäuber mit dem Raumspray, der unter dem eingebauten Schminktisch umgefallen war. Daneben stand ein tragbarer Heizlüfter. »Der soll immer einen angenehmen Duft im Raum verteilen. Wenn auch der Platz neben dem Heizlüfter ein bisschen seltsam gewählt ist.«
»Käsefüße?«, schlug Doherty vor.
Honey nahm vor dem Schminkspiegel ein paar Starposen ein. Jean Harlow. Marilyn Monroe.
»Filmstars haben keine Käsefüße«, versicherte sie Steve mit Autorität, während sie sich das Haar richtete. »Die haben Mäzene, die ihnen jeden Luxus ermöglichen, den du dir nur wünschen kannst, damit sie immer absolut traumhaft aussehen, traumhaft gehen und traumhaft riechen. Das schließt auch Fußpuder mit ein.«
Dann steckte sie die Hände tief in die Taschen, damit sie nicht in Versuchung kam, irgendetwas anzufassen. Sie schlenderte von einem Ende des Wohnwagens zum anderen. Alles war ziemlich ordentlich, wenn man bedachte, dass hier kürzlich ein Mord geschehen war. Bücher gab es keine. Auch keine Zeitschriften, abgesehen von der, die sie sich gerade angeschaut hatten. Und kein Drehbuch.
»Es muss das einzige Drehbuch
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