Mord nach Drehbuch
Durchsuchungsbefehl?«
»Ich brauche keinen. Ich will nur mit ihm reden.«
»Nein.«
»Gehört ihm das gesamte Gebäude?«, erkundigte sich Doherty plötzlich.
Die beiden Kerle tauschten verwirrte Blicke. Mit Hartnäckigkeit kamen sie klar, aber was sollte diese Frage? Was zum Teufel wussten die? Sie zuckten die Achseln.
»Wir arbeiten nur hier«, sagte einer der beiden.
Doherty trat einen Schritt vor und stand leicht breitbeinig vor ihnen. Honey hatte schon beobachtet, dass Männer diese Haltung einnahmen, wenn sie jemanden herausfordern wollten – als hätten sie eine Waffe in der Hose verborgen.
»Sagen Sie ihm einfach, dass wir mit ihm über Konstruktionen und starke Fundamente sprechen möchten. Besonders wenn es um Aussagen bei der Polizei geht. Da gibt es so etwas wie Meineid.« Seine Stimme klang grimmig und fest entschlossen.
Kleiderschrank Nummer eins streckte die Hand vor, um ihn aufzuhalten, seine Handfläche war nur noch Zentimeter von Dohertys Gesicht entfernt.
Die Luft war mit Wolken von Testosteron geschwängert. Honey schlich sich an Doherty heran. »Sollten wir nicht die Hilfstruppen rufen?«, zischte sie ihm zu.
Doherty ignorierte ihr zitterndes Stimmchen und stellte sich dem Kerl mit breiter Brust entgegen. »Haben Sie eine Lizenz dafür, so etwas zu tun?«
Der Mann stutzte nur einen Sekundenbruchteil, da hatte Doherty ihn bereits bei der Hand gepackt und ihm die Finger nach hinten gebogen, sodass er sich nach hinten neigteund in die Knie ging. Während der eine Gorilla mit schmerzverzerrtem Gesicht dastand, wandte sich Doherty seinem Kollegen zu.
»Hören Sie jetzt mit dem Theater auf, sonst kann sich ihr Kumpel nur noch mit der linken Hand in der Nase bohren. Sagen Sie Mr Coleridge, dass ich ihn sehen will. Und zwar sofort!«
Honey hielt die Luft an. Gleichzeitig dachte sie darüber nach, wo hier die besten Fluchtwege waren, falls sie hastig den Rückzug antreten mussten.
Erstens war der Aufzug direkt hinter ihnen. Das war gut. Die Treppe lag rechts.
Mit dem Aufzug musste man Glück haben, ihn mit einem Knopfdruck rufen und hoffen, dass sich die Türen rechtzeitig öffneten. Am besten, überlegte sie, wäre die Treppe. Tür aufstoßen und rennen wie der Teufel!
Wie sich herausstellte, war nichts von beidem notwendig. Kleiderschrank Nummer zwei machte ein paar zögerliche Schritte auf die kupferbedampften Türen des Penthouse zu.
Kleiderschrank eins war immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht auf allen Vieren.
Im Gefolge des Kerls mit dem breiten Kreuz tauchte nun Brett Coleridge im besten James-Bond-Stil auf: eleganter Anzug, glatt gekämmtes Haar und kantiges Kinn. Er lächelte nicht. Er begrüßte sie nicht. Sein Kiefer war so verkrampft, dass man sich Sorgen um seine Zahnfüllungen machen musste. Was immer er auch fühlen mochte, er hatte alles strikt unter Kontrolle.
Er verzog die Lippen zu einer Art hämischem Grinsen. »Ah ja! Der Bulle und die Tussi. Es tut mir leid, aber an Ihren Dienstgrad kann ich mich nicht erinnern. An den Namen noch weniger.« Er schaute auf die glänzende Rolex an seinem Handgelenk. »Ich kann Ihnen drei Minuten geben. Worum geht es?«
Dohertys Gesichtsausdruck war ungerührt, doch Honey wusste, dass er unter der gefassten Oberfläche so wütend war,dass er Coleridge mit größtem Vergnügen sämtliche Zähne ausgeschlagen hätte.
»Es geht um Ihre Aussage. Wir haben Ihren Aufenthaltsort zur fraglichen Zeit überprüft und dabei festgestellt, dass Sie sich in einem Hotel in London und nicht in New York aufgehalten haben. Haben Sie Probleme damit, die beiden Städte auseinanderzuhalten, Sir?«
Einen Augenblick lang sah Brett Coleridges Gesicht so aus, als wäre es aus Marmor gemeißelt. Er stand stocksteif da. Mit seinem guten Aussehen und dem perfekten Outfit hätte man ihn für eine Schaufensterpuppe halten können.
Er würgte ein Wort hervor: »Und?«
Honey war Spitze, wenn es um erste Eindrücke ging. Bei Coleridge war ihr erster Eindruck gewesen, dass dies ein Mann war, der sich zu viel einbildete. Er war ihr gleich unsympathisch hoch acht gewesen. Seither hatte sie ihre Meinung ein wenig geändert, aber nur insoweit, dass sie ihn in die Kategorie unsympathisch hoch zehn hochstufte. Ihrer Mutter würde er allerdings gefallen. Er besaß die richtigen äußeren Attribute. Die zogen bei Honey jedoch nicht. Sie konnte es sich nicht verkneifen, eine Frage dazwischenzuwerfen.
»Kennen Sie eine junge Frau namens Perdita Moody?«
Sie meinte,
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