Mord nach Drehbuch
Können Sie sie nicht riechen?«
Er schloss die Augen, reckte seine Nase zum Himmel und schnüffelte wie ein hungriger Hund.
Es ist einfach nicht fair, rief Honey, wenn auch nicht laut. Sie versuchte ja ihr Möglichstes, aber ihre Geschmacksnerven machten ihr wieder einen Strich durch die Rechnung. Ganz egal, wie man das interpretieren würde, wenn es je rauskam. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Kokosnusspyramiden! Wie lange hatte sie schon kein solches mit Marmelade und Kokosnuss überzogenes pyramidenförmiges Stück Biskuit mehr gegessen! Wann es gewesen war, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern, an den Geschmack aber sehr wohl. Und ihre Geschmacksnerven erinnerten sich auch.
»Ihre Cornish Pasty war phantastisch«, flötete sie. Es klang wie ein Trost. Das war es auch. Sie durfte Doherty nicht enttäuschen und auf keinen Fall der Versuchung der Kokosnusspyramide erliegen.
Es war deutlich zu merken, dass Doherty in ernster Stimmung war. Er wollte Antworten.
»Können Sie mir schnell sagen, wen Sie alles vor Ms Manderleys Tod in den Wohnwagen gehen sahen?«, wiederholte er.
»Na klar.« Ted Ryker begann es an den Fingern abzuzählen. Es waren Wurstfinger. »Zuerst Boris.«
»Der Regisseur.«
»Der war ständig am Set unterwegs«, wandte Honey ein. »Ich bezweifle, dass er Zeit genug hatte, um einen oder beide Morde zu begehen.«
»Ein extrem beschäftigter Mann.« Ryker grinste selbstzufrieden. »Wir sind gute Kumpel. Er hat zu mir gesagt: ›Ted, wegen deiner köstlichen Fleischklopse, nenn mich einfach Boris.‹ Der lässt sich sonst nicht einfach von jedem mit dem Vornamen anreden.«
»Tolle Freundschaft«, murmelte Honey leise vor sich hin.
Doherty machte weiter. »Sie haben gesagt, er ist ein paarmal in den Wohnwagen rein- und wiederrausgegangen.«
»Drei, vier Mal.«
»Wer noch?«, fragte Doherty.
»Dann die Üblichen – die Mädels von der Maske, Garderobe, zweiter Regieassistent … Die könnten es natürlich alle gewesen sein.«
Honey überlegte. Sicherlich konnte es doch nur die letzte Person gewesen sein – oder die vorletzte, wenn man die mitrechnete, die den Leichnam gefunden hatte. »Wer ist zuletzt reingegangen?«
»Kann ich nicht sagen. Ich hatte ja zu tun, wissen Sie. Bei Martyna ging es zu wie im Taubenschlag. Die Leute sind einfach reingegangen und haben ihr Sachen hingelegt, wenn sie gerade mal ein Nickerchen machte. Sie hatte einen wirklichschicken Wohnwagen, sage ich Ihnen. Da war ein Bett drin, damit sie sich hinlegen konnte, wenn sie ein bisschen müde war. Ich wette, die hatte gerade den Kopf auf die spitzenbesetzten Kissen gelegt. Wunderschön! Tja, so leben die oberen Zehntausend, was?«
Sie wussten bereits, dass Martyna Manderley geschlafen hatte, während sich eine bunte Truppe die Klinke in die Hand gab. Sie war noch wach gewesen, als Courtney, die junge Frau von der Maske, ihr das Gesicht nachschminkte. Und auch noch, als Sheherezade kam. Sheherezade hatte sie als Letzte gesehen, war aber steif und fest bei ihrer Aussage geblieben, dass Martyna noch lebte, als sie den Wohnwagen verließ. Nun war sie auch tot, stand aber sogar jetzt noch unter Verdacht – was ja dem wirklichen Mörder vielleicht nicht ungelegen kam.
Doherty war derselben Meinung. Sobald die Unterredung beendet war, wollte er sich gleich noch einmal den Regisseur vorknöpfen.
»Überlegen Sie sorgfältig«, drängte er Ryker. »War sonst noch jemand drin, nach den Mädels von der Maske und dem Regisseur?«
Ryker drehte die Augen gen Himmel und blähte mit angehaltenem Atem die Backen auf.
»Ich hatte zu tun.«
Doherty bedankte sich bei Ryker für seine Hilfe. Ehe der sie gehen ließ, drückte er ihnen noch eine Tüte mit Kokosnusspyramiden in die Hand. Honey wollte ihre zum Tee essen – und mit allen teilen, die gerade da waren. Ein, zwei kleine Stückchen konnten doch ihrer Figur nicht schaden? Da erinnerte Doherty sie an die Puddingteilchen.
Es half alles nichts. Sie musste die Diät bis zum April verschieben.
Kapitel 34
Honey hatte mehr Geld für die Renovierung des hinten am Hotel angebauten Wintergartens ausgegeben, als sie geplant hatte. Ehe sie das Haus übernahm, hatte man dort kaputte Stühle und überzähliges Geschirr gelagert.
Außerdem hatte der Gärtner seinen Rasenmäher dort untergestellt, dazu noch eine Sammlung rostiger Werkzeuge und Hunderte von kleinen Pflänzchen, von denen er ihr beteuerte, es seien Tomaten. Sobald Honey sich entschieden hatte, den
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