Mord nach Liste
zuschob, schaute sie auf und sah Alec näher kommen. Er blieb bei dem Kollegen stehen, der Regan für diesen Tag zugewiesen war, und ließ sich die Lage schildern. Regan kehrte ihm den Rücken zu. Er sollte nicht merken, dass sie auf ihn gewartet hatte.
Aiden beobachtete sie. Sein Handy klingelte, aber er ging nicht dran.
»Dein Telefon!«
Aiden nahm es in die Hand, schaltete es aus und schob es in die Tasche.
»Willst du mir vielleicht etwas sagen?«, fragte er.
Regan senkte den Kopf. »Ich habe eine Dummheit gemacht«, gestand sie leise.
»Was denn?«
Ich habe mich verliebt. Ist das nicht dumm f Doch das brachte sie nicht über die Lippen. »Ich bin einfach müde. Ich brauche Urlaub.«
Doch ihr Bruder war viel scharfsichtiger, als Regan gedacht hatte. Er sah zu Alec hinüber, der den Blick nicht von Regan abwenden konnte, dann schaute er wieder sie an.
Die beiden sahen hundeelend aus.
»Er hat mir gesagt, er geht zum FBI.«
Überrascht blickte Regan auf. Aiden lächelte. Sie gab nicht einmal vor, nicht zu wissen, von wem er redete. »Ja, das stimmt. Und was ist daran so lustig?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn.
»Ich habe überlegt, wie Alec wohl reagiert, wenn er hört, dass Walker ihn überprüfen lässt.«
Regan riss die Augen auf. »Das würde er nicht …«
Aiden zuckte mit den Schultern. »Er hat Dennis überprüfen lassen, und mit dem war es dir nicht ernst.«
»Aiden, er ist bald weg.«
»Ja, ich weiß.« Ihr Bruder stand auf. »Da kommt er.«
Regan sprang so schnell auf, dass ihr Stuhl beinahe umgekippt wäre. Aiden griff nach ihrem Glas, bevor es zu Boden fallen konnte.
Sie atmete tief durch, zwang sich zu lächeln und drehte sich um. Er macht es schon wieder, dachte sie, er sieht noch toller aus als beim letzten Mal. Wenn Alec wollte, war er superschick. Das hatte er bereits am Samstag im Smoking bewiesen. Jetzt trug er ein dunkelblaues Sakko und eine Hose in Khaki, dazu Slipper, keine abgetretenen Tennisschuhe.
Regan konnte nicht glauben, wie sehr sie aus der Fassung geriet. Er hatte noch nicht mal mit ihr gesprochen.
Alec grüßte Aiden mit einem Nicken und lächelte Regan an. »Du siehst heute schon besser aus.« Dann wandte er sich an Aiden, und die Zeit der Höflichkeiten war vorbei. »Euer Anwalt hat sich noch nicht bei Gil Hutton gemeldet. Gil sagt, er hätte schon zwei Nachrichten für ihn hinterlassen. Vielleicht müssen Sie noch einmal mit ihm reden.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Aiden. »Sam war in Urlaub, aber er müsste jetzt wieder zurück sein.«
Regan wollte hoch zu ihrem Büro. Aiden und Alec folgten ihr. »Ich möchte, dass er sich bis morgen Nachmittag bei Gil meldet. Wenn nicht, gehe ich persönlich rüber und gucke mir die Akten an.«
»Er meldet sich.«
Während der Fahrt in den zweiten Stock stand Alec neben Regan.
»Ich habe heute Morgen mit Lieutenant Lewis gesprochen«, verkündete Aiden.
»Das hat bestimmt Spaß gemacht«, meinte Alec. »Man spricht ihn besser nicht auf mich an, das könnte schlecht sein für den Kollegen Wincott.«
»Wieso das?«
»Wenn Lewis rausfindet, dass ich Wincott helfe, hat er keine Chancen mehr auf eine Beförderung«, erklärte Alec.
Aiden nickte. »Von uns wird er es nicht erfahren und von Sam auch nicht.«
»Das bedeutet ja wohl, dass der Lieutenant dich nicht mag«, bemerkte Regan.
Als er nicht antwortete, bohrte sie ihm den Finger in den Rücken.
Er musste grinsen, griff hinter sich und hielt ihre Hand fest. Als ihm klar wurde, was er da machte, ließ er sofort los.
Aiden tat, als habe er nichts bemerkt. »So wie ich es verstehe, hat die Polizei keinerlei Anhaltspunkte. Lewis sagte, Peter Morris würde unter die Lupe genommen.«
»Das ist eine Sackgasse«, meinte Regan.
»Sie wollen ihn nicht nur unter die Lupe nehmen«, erklärte Alec. »Sie suchen ihn auch mit der Lupe.«
»Ist er verschwunden?«, fragte Regan.
»Ja. Aber irgendwann muss er ja wieder auftauchen«, entgegnete Alec. »Und dann nehmen sie sich ihn vor.«
»Aber bis dahin kann es ja noch ewig dauern.«
Wie sich herausstellen sollte, wurde Morris eine Stunde später gefasst.
40
Peter Morris machte zwei Fehler, und beide waren äußerst dumm.
Als Erstes gab er der Versuchung nach. Er ging in eine Kneipe im Zentrum Chicagos und bestellte sich einen Schnaps nach dem anderen, was nicht nur sein Urteilsvermögen beeinträchtigte, sondern ihm auch ein trügerisches Gefühl von Sicherheit gab. Je mehr er trank, desto überzeugter war
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