Mord nach Liste
er, sicher und vorerst unantastbar zu sein.
Der zweite Fehler war, Regan Madison anzurufen. Er musste es mehrmals versuchen, und als er schließlich durchkam, hatte er sich schon richtig in seine Wut hineingesteigert.
Regan hatte die Zentrale angewiesen, ihre Anrufe entgegenzunehmen, sie wäre gegen drei Uhr wieder im Büro. Doch sie vergaß die Zeit, und als sie schließlich mit Alec vor ihrer Tür stand, wartete Detective Wincott bereits. Sie nahm an, dass er mit ihr sprechen wollte.
»Was gibt’s Neues?«
Wincott schüttelte den Kopf. »Ich will nur Alec abholen. Er hat noch einen Termin, eine Art Abschiedsparty für ihn«, erklärte er.
Regan sah den Polizisten im Korridor. Da klingelte das Telefon. Wincott wollte sich entfernen, aber Alec wartete noch. Regan ging an Henrys Apparat und meldete sich: »Regan Madison.«
»Dies ist Ihre letzte Chance, keinen Fehler zu machen.«
Die Wut in der Stimme des Anrufers erschreckte Regan. Die Worte waren undeutlich und schwer zu verstehen.
Alec sah ihren Gesichtsausdruck, gab Wincott ein Zeichen und lief zum Telefon in Regans Büro, um das Gespräch mitzuhören.
»Wer ist da?«, fragte Regan.
»Peter Morris. Erinnern Sie sich?«
»Ja, ich erinnere mich.«
Wincott lief los, klappte dabei sein Handy auf.
»Sie lügen.« Morris zog die Worte in die Länge.
Er musste ziemlich betrunken sein, dachte Regan. Sie hörte klirrende Gläser, stampfende Musik und gedämpfte Stimmen im Hintergrund. Er rief offenbar aus einer Kneipe an.
»Ich lüge nicht. Ich erinnere mich an Sie.«
»Ich meine es ernst: Dies ist Ihre letzte Chance.«
Seine Stimme war Angst einflößend. Regan hörte ihn schlucken, dann das klirrende Geräusch von Eiswürfeln im Glas.
»Meine letzte Chance?«, wiederholte sie.
»Sich zu retten.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich werde Sie nicht länger belästigen. Ich habe lange gebraucht, um an Ihrem Assistenten vorbeizukommen und mit Ihnen zu reden, und was hatte ich davon? Sie haben mir gar nicht zugehört. Ihr Entschluss stand längst fest. Ich habe Ihnen gesagt, wann wir uns treffen könnten, zum Reden. Wenn Sie mir nur einmal zugehört hätten, wäre das alles nicht passiert. Sie hätten es verhindern können.«
»Was?«
»Das wissen Sie genau.«
Regan tat, als wisse sie, was er meinte. »Na gut. Dann sagen Sie mir mal, wie ich es hätte verhindern können.«
Sie schaute Alec fragend an, er nickte ihr zu.
»Ich wollte zu Ihnen, aber Sie waren weg.«
»Wann? Wo?«
»Im Liam House.«
Fast hätte Regan den Hörer fallen lassen. Ihr stockte der Atem. »Waren Sie da?«
»Habe ich doch gerade gesagt.«
»Sind Sie mir gefolgt?«
»Nein.«
»Woher wussten Sie denn …?«
»Das hat mir die Frau gesagt«, erwiderte Morris ungeduldig.
»Wer? Welche Frau?«
»Emily. Sie hat sich am Telefon mit Emily gemeldet. Und mir gesagt, wo Sie sind.«
Regan war so perplex, dass sie beinahe umgekippt wäre.
»Haben Sie eine Ahnung, wie lange ich da draußen im Regen gestanden und auf Sie gewartet habe?«
»Nein, das weiß ich natürlich nicht.«
»Ich will das Geld«, stieß Morris wütend hervor. »Das sind Sie mir jetzt schuldig, ja?«
»Warum bin ich Ihnen das schuldig?«
Er ging nicht auf Regans Frage ein. »Ist schon zu viel passiert. Wenn Sie mir das Geld nicht geben, wird’s Ihnen leidtun. Halten Sie’s bereit. Haben Sie das verstanden? Ich will Bargeld, keinen Scheck. Wir treffen uns morgen. Ich sage Bescheid, wann und wo.«
»Und wenn ich das Geld morgen nicht habe?«
»Dann muss jemand dafür büßen.« Die letzten Wörter waren kaum noch zu verstehen.
Regan hörte etwas krachen, dann war die Leitung tot. Plötzlich stand Alec neben ihr. Sie wollte etwas sagen, aber er hob mahnend die Hand und wies mit dem Kinn auf Wincott.
Mit dem Rücken zu ihnen sprach Wincott in sein Handy, dann drehte er sich mit breitem Grinsen um.
»Wir haben ihn.«
41
Es war fast schon zu einfach: Peter Morris fluchte in sein Telefon und goss sich den Schnaps übers Hemd, da tauchten zwei Polizisten hinter ihm auf und nahmen ihn fest.
Allerdings war Morris nicht so betrunken, dass er keinen Widerstand geleistet hätte. Kaum hatte man ihm Handschellen angelegt und seine Rechte verlesen, schrie er nach einem Anwalt.
Immer wieder erklärte er, er würde mit niemandem über nichts reden. Ein Geständnis wäre schön gewesen, aber eigentlich brauchten sie es nicht. Die Beweislast war einfach erdrückend. Wie sich herausstellte, war Morris ein Sammler.
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