Mord nach Liste
mehr garantieren. »Ich bereue nichts. Geh jetzt besser nach Hause und packe.«
Alec beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ja, gut.«
Sie öffnete die Tür. »Vergiss nicht, Alec: Es geht aufwärts bei dir.«
»Das stimmt.«
»Also, los!«
»Falls du mal nach Boston kommst …«
42
Manchmal geschehen an den gewöhnlichsten Tagen die ungewöhnlichsten Dinge.
Als Eric Gage am Samstagmorgen die Augen aufschlug, ahnte er, dass der Tag außergewöhnlich werden würde. Warum, wusste er nicht, jedenfalls noch nicht, aber er vertraute darauf, dass sich ihm das im Laufe des Tages offenbaren würde.
Eric hatte gelernt, keine Fragen zu stellen.
Die Antwort kam viel schneller, als er erwartet hatte. Er stand auf, zog den Bademantel über und schlurfte in die Küche. Als er sich gerade an der Spüle ein Glas Orangensaft eingoss, hörte er etwas. Ein Flüstern, hinter sich. Eigentlich ein Zischen, doch sosehr er sich auch bemühte, bekam er nicht heraus, was es von ihm wollte.
Er drehte sich nicht um. Das war nicht nötig, denn er wusste, wer da bei ihm in der Küche war. Eric schloss die Augen und wartete, dass es erneut flüsterte. Fünf Minuten verstrichen, dann noch mal fünf, und er hörte nichts anderes als das Klopfen seines Herzens.
Langsam kamen ihm Zweifel. Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet. Er beschloss, weiterzumachen wie geplant. Um sechs hatte er bereits seine alten Arbeitsklamotten angezogen und fuhr zum QuikTrip um die Ecke, wo er sich eine extra große Tasse Kaffee holte.
Um halb acht hatte er die Garage sauber – ein Ritual, das er jeden Samstag vollzog gefrühstückt und Nina ein Tablett gebracht. Dann duschte er und zog sich den neuen schwarzen Laufdress mit dem weißen Streifen an der Seite an. Die leichte Jacke hatte ein Kleeblatt-Logo auf der Brusttasche. Er hatte sie wegen der Reißverschlüsse an den Taschen gekauft.
In der Schreibtischschublade lagen zwei geladene Waffen. Er steckte sich eine in die rechte Tasche. Wenn er den Reißverschluss zumachte, konnte man sie nicht sehen. Im Spiegel überprüfte er es. Weil er befürchtete, zusätzliche Munition zu benötigen, zog er die Schublade noch mal auf und holte zwei weitere Magazine heraus, die er in die andere Tasche schob. Die zweite Pistole nahm er mit in die Küche und legte sie mitten auf den Tisch.
Nun war er fertig, doch wofür?
Die vertraute, erschreckende Unruhe in ihm wuchs. Seine Hände wurden steif und eiskalt, er konnte kaum noch richtig atmen. Er wusste, was mit ihm geschah. Der Dämon übernahm die Kontrolle.
Eric versuchte, ihn aufzuhalten. Er setzte sich an den Küchentisch und wiegte sich vor und zurück, vor und zurück, doch er konnte nicht lange sitzen bleiben, sprang wieder auf. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, dachte er, vielleicht gibt es noch einen neuen Anfang. Doch schnell war sein Optimismus verflogen. Auf dem Weg in den hinteren Flur hörte er das Flüstern erneut. Es war direkt hinter ihm. Eric konnte nicht entkommen. Das wusste er.
»Es ist Zeit«, zischte es.
»Nein!«, rief er.
»Du weißt, was du zu tun hast.«
Eric senkte den Kopf und begann zu weinen. »Nein, nein, ich kann nicht …«
Das Flüstern wurde zu einem Schreien. »Du wirst es tun!«
Störrisch klammerte Eric sich an das letzte bisschen Verstand. In dem schwachen Versuch, das Entsetzliche von sich fernzuhalten, kniff er die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. »Nein, bitte nicht, nein!«, schluchzte er.
Doch das Auflehnen war nur von kurzer Dauer. Der Dämon siegte über ihn.
»Dreh dich um und schau mich an! Öffne die Augen und sieh!«
Eric gehorchte mit hölzernen Bewegungen. Er war völlig ergeben.
Stocksteif stand er da und wartete auf den nächsten Befehl. Er musste nicht lange warten.
Ninas Blicke bohrten sich in seine. »Töte sie für mich!«
43
Alec versuchte gerade, noch einen Koffer hinten in sein Auto zu quetschen, als ein grellrotes 1968er Mustang-Kabrio um die Ecke gebraust kam. Der Wagen war in hervorragendem Zustand, hinter dem Steuer saß Gil. Das Verdeck war unten, das Radio plärrte, und Gils schütteres Haar wehte im Wind.
Er hielt neben Alecs Wagen in zweiter Reihe und stellte Radio und Motor aus.
»Hast du deine Marke schon abgegeben?«, rief er und strich sich das Haar glatt.
»Noch nicht«, antwortete Alec. Er schlug den Kofferraum zu und ging um Gils Auto herum zur Beifahrerseite. »Wundert mich, dass du das nicht weißt.«
»Ich wusste es schon«, entgegnete
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