Mord nach Liste
erntete.
»Ich wette zehn Dollar, dass sie höchstens eine Meile schafft«, meinte Cordie.
»Höchstens eine halbe«, schätzte Regan.
»He, guck mal da! Der neue Eisladen hat auf, siehst du? Auf der anderen Straßenseite! Vielleicht können wir hinterher da vorbeigehen.« Und dann verschwand auch Cordie in der Menge.
Regan schaute auf die andere Straßenseite, zum Eiscafé, doch schnell wurde ihre Aufmerksamkeit auf ein Pärchen gelenkt, das gerade nach draußen trat. Beide hatten eine Eiswaffel, sie hielten Händchen. Die Frau musste ungefähr neunzehn oder zwanzig sein, der Mann war mindestens fünfzig.
»Noch so ein Lustmolch«, grummelte Regan vor sich hin.
Sofort empfand sie Ekel. Dann schüttelte sie den Kopf. Aiden hatte recht. Sie musste diese alberne Besessenheit überwinden. Woher wollte sie wissen, wie es im Leben und im Herzen dieser Menschen aussah, wo sie ihr doch völlig fremd waren?
Ja, es war wirklich höchste Zeit, eine neue Einstellung zu finden. Regan wollte sofort damit beginnen. Und obwohl sie die besten Absichten hatte, musste sie doch immer wieder zu dem Pärchen hinübersehen, das die Straße überquerte.
Und da bemerkte sie ihn – einen großen, muskulösen Mann, der sich dem Paar von hinten näherte. Im Vorbeilaufen schubste er den älteren Herrn fast um. Die junge Frau rief ihm etwas nach, doch der Läufer sah sich nicht einmal um. Er trug einen schwarzen Jogginganzug, und doch fand Regan es merkwürdig, dass er bei der schwülen Hitze eine Jacke anhatte. Außerdem fiel ihr auf, dass er ein Fernglas bei sich trug. Schnell war er in der Menge verschwunden.
Als der Startschuss fiel, zuckte Regan zusammen. Mit den anderen Läufern machte sie sich auf den Weg. Sie blieb im hinteren Feld und versuchte, den Ellbogen der anderen auszuweichen.
Der unhöfliche Mann mit dem Fernglas war nirgends zu sehen. Regan dachte nicht weiter über ihn nach. An Alec wollte sie auch nicht denken, aber das war leichter gesagt als getan.
45
Alec hatte noch Regans Schlüssel. Seltsam. Normalerweise war er nicht so vergesslich. Vielleicht hatte er sie behalten, damit er eine Ausrede hatte, noch mal ins Hotel zu gehen. Alecs Unterbewusstsein wollte sie wiedersehen. Das hätte ein Psychologe gesagt. Der Rest von ihm auch.
Die halbe Nacht lag er wach und dachte über seine Zukunft nach. Gegen drei Uhr morgens fasste er einen Entschluss. Seine Zukunft war bei Regan … wenn sie ihn noch haben wollte. Es würde aufwärtsgehen für ihn, aber in ganz anderer Hinsicht. Alec wollte von nun an alles zusammen mit Regan machen.
Dann traf er verschiedene Entscheidungen bezüglich seiner Arbeit. Das gab ihm ein gutes Gefühl. Beim Einschlafen dachte er an Regan und überlegte, wie er sie würde überzeugen können, ihn zu lieben.
Nach dem Duschen am nächsten Morgen beschloss er, sich ordentlich anzuziehen, ehe er zum Hotel ging. Er rasierte sich und zog eine saubere Jeans an, die nur zwei Löcher an den Knien hatte. In einer der gepackten Kisten fand er ein sauberes, wenn auch zerknittertes T-Shirt und nahm sich sogar Zeit, es in die Hose zu stecken.
Als er die Pistole in den Holster schob, streifte sein Blick den Spiegel. Er hätte dringend zum Frisör gemusst, das Haar stand nach allen Seiten ab. Alec zuckte mit den Schultern. Jetzt war es zu spät, daran etwas zu ändern.
Im Regen fuhr er zum Hotel. Als er die Lobby betrat, holte Gil ihn von hinten ein.
»Was machst du denn hier?«
»Hast du nicht gehört, wie ich hinter dir gehupt habe, als du über die Michigan Avenue gefahren bist? Ich musste an der Ampel warten«, erklärte Gil außer Atem.
»Sorry, hab ich nicht gehört.«
»Alec, ich habe da vielleicht etwas für dich.« Gil schaute sich um. »Gibt’s hier kein ruhiges Plätzchen?«
»Ich wollte gerade hoch zu Regans Büro. Wir können uns da unterhalten.«
Kaum hatten sich die Fahrstuhltüren geschlossen, legte Gil los: »Dieser Streifenpolizist aus Florida hat sich endlich gemeldet. Er wusste Interessantes zu berichten.«
Die Türen öffneten sich im zweiten Stock, beide traten auf den Flur. Dort war es so leer und still wie in einem Beichtstuhl.
»Was denn?«
»Der Unfall war vor über einem Jahr, eher vor zwei Jahren«, erklärte Gil. »Ein schlimmer Crash, wie gesagt. Fünf Autos ineinander. Ich hatte Angst, dass sich der Kollege nicht mehr richtig erinnern könnte, aber er meinte, es wäre so furchtbar gewesen, die Bilder würde er wahrscheinlich mit ins Grab nehmen.
Also, außerhalb
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