Mord nach Liste
aus dem Ordner hervor, den Sie bekommen haben. Wir machen jetzt eine Liste.«
Er gab dem Leibwächter zu seiner Rechten ein Zeichen. Sofort kniete sich der muskelbepackte Mann vor den Kamin und drehte das Gas auf. Kurz darauf erwärmte ein knisterndes Feuer den bereits aufgeheizten Raum.
»Wir holen besser unsere Blöcke raus und tun ganz interessiert«, schlug Cordie vor. »Puh, ist das heiß hier! Ich hätte das Haar hochstecken sollen. Jetzt wird es bestimmt kraus.«
Regan war an Cordies Kommentare über ihr Haar gewöhnt und beachtete sie nicht weiter.
»Sind Sie bereit?«, rief Shields. »Jetzt sage ich Ihnen, worüber Sie einmal nachdenken sollen. Wie kann die Welt für Sie schöner werden? Wären Sie glücklicher, erfüllter, fröhlicher, wenn die Menschen, die Ihnen wehgetan haben, nicht mehr leben würden? Wie wäre es, wenn Sie einen Zauberstab hätten, mit dem Sie – puff« – zum Unterstreichen schnippte er mit den Fingern – »diese Menschen verschwinden lassen könnten? Für immer. Wären Sie ohne sie besser dran? Wenn Sie das Gift in sich loswerden könnten, wären Sie dann glücklicher? Wenn ja, dann schreiben Sie bitte die Namen der Personen auf, die Ihrer Meinung nach verschwinden sollten.«
Regan konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Da war sie nicht die Einzige. Zögernd kam eine Hand hoch. »Entschuldigung, Dr. Shields, habe ich das richtig verstanden? Sie möchten, dass wir eine … ahm … Todesliste erstellen?«
»Das hat er nicht gesagt«, rief ein junger Mann dazwischen.
Shields hob die Hand. »Sie können sie nennen, wie Sie wollen. Wer da ein bisschen empfindlich ist, stellt sich vor, eine Liste der Personen zu erstellen, die er nie wieder sehen will.«
Die Frau umklammerte ihren Block. Sie schien nicht verarbeiten zu können, was er gerade gesagt hatte. »Aha. Sie wollen also, dass wir die Namen von Leuten aufschreiben, die unserer Meinung nach … tot sein sollten.«
»Ja, genau das verlange ich von Ihnen. Wenn diese Menschen, die Ihnen wehgetan haben, nicht mehr leben würden, würde dann das Gift aus Ihrem Körper verschwinden?«
»Ja … wahrscheinlich … aber …«
»Ich brauche mehr Papier!«, rief jemand dazwischen.
Nervöses Lachen. »Gibt es eine Höchstzahl für die Namen?«, fragte der Zwischenrufer.
»Sie können so viele Namen aufschreiben, wie Sie wollen. Ich würde bloß sagen, wir begrenzen die Zeit für diese Übung. Zehn Minuten«, erklärte Shields. »Können wir beginnen?«
Er streckte den Arm durch, schaute auf die Uhr und sagte: »Es geht los!«
»Das macht Spaß! Ich fange direkt mit meiner Frau an«, flüsterte ein Mann vor Regan.
»Du meinst deine Exfrau«, korrigierte die Dame neben ihm.
»Gute Idee! Die schreibe ich auch mit auf.«
Cordie war entsetzt. »Ist das zu glauben? Shields macht die Leute zu blutrünstigen Bestien!«
»Psst«, sagte Regan. »Wir tun besser so, als würden wir mitmachen. Schreib was hin!«
»Auch wenn das eine völlig perverse Aufgabe ist?«
»Ja, trotzdem.«
»Na, dann …«
»Was dann?«
Cordie grinste. »Dann kann ich mir auch einen kleinen Spaß draus machen.«
Beide zogen ihre Blöcke hervor. Regan schrieb oben quer über die Seite »Todesliste« und unterstrich das Wort zweimal. Darunter notierte sie: »Menschen, die ich mir tot wünsche«. Und nun? Ratlos klopfte sie mit dem Stift auf den Block, bis sich der Mann vor ihr, die Stirn runzelnd, umdrehte.
»Könnten Sie bitte damit aufhören? Das lenkt mich ab.«
»Entschuldigung«, flüsterte Regan.
Sie hatte das Gefühl, noch immer von dem Leibwächter beobachtet zu werden. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein. Sie schob sich das Haar aus den Augen und schaute hoch, dann senkte sie schnell wieder den Kopf. Nein, das war keine Einbildung. Das Ekel starrte sie immer noch an. Was hatte der für ein Problem?
Cordie schniefte und suchte in ihrer Tasche herum. Regan gab ihr ein Taschentuch.
»Noch fünf Minuten«, rief Shields. »Dann halten alle ihre Blöcke hoch, damit ich mir ein Bild davon machen kann, wie viele Namen draufstehen.«
Oje. Regan begann zu schreiben: Shields, Leibwächter Nummer 1, Leibwächter Nummer 2. Wer noch? Patsy, die unfreundliche Verkäuferin von Dickerson’s. Ach, und den furchtbaren Detective Sweeney durfte sie nicht vergessen. Ohne ihn war die Welt definitiv besser dran. Gerade wollte sie Lieutenant Lewis notieren, weil er so gemein zu dem jungen Polizisten gewesen war, da war die Zeit
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