Mord nach Liste
nächste Assistentin solltest du aussuchen. Er guckt ja offensichtlich nach dem falschen Typ.«
»Und was für ein Typ soll das sein?«
»Jung, hübsch, blond, schlank …«
»Stört es dich, wie sie aussieht?«
Cordie zuckte mit den Schultern. »Mir ist das egal. Du hast dich doch beschwert!«
Regan seufzte. »Ich kann ihr nicht kündigen. Sie arbeitet nicht für mich. Außerdem braucht Aiden Hilfe …«
»Ja, und? Dann soll ihm doch jemand anders helfen.«
Shields’ Stimme wurde wieder lauter; er kam zum Ende seines Vortrags. Es wurde geklatscht. Er wartete, bis es leiser wurde, dann gab er bekannt, dass die spontane Sitzung beendet sei, man solle sich doch jetzt bitte untereinander bekannt machen. Innerhalb von Sekunden war der Psychologe von Frauen umringt, die um seine Aufmerksamkeit buhlten.
»Regnet es?«, erkundigte sich Cordie. Sie hob ihr langes Haar hoch, seufzte und schob es wieder hinter die Ohren. »Klar regnet es. Mein Haar wird schon kraus.«
»Blödsinn!«, schimpfte Regan. »Dein Haar ist nicht kraus. Es lockt sich.«
Cordie wühlte in ihrer Tasche, fand eine Spange und begann, ihr Haar zu flechten.
»Ich hole das Auto und halte vor dem Eingang. Du suchst Sophie und zerrst sie notfalls mit Gewalt hier raus«, sagte Regan.
Sie sammelte ihre Sachen zusammen, klemmte sich den Ordner unter den Arm und steuerte auf den Ausgang zu. Die Stimmung im Raum war heiter, viele Teilnehmer unterhielten sich miteinander und lachten nervös. So viel Eifer, so viel Hoffnung, dachte Regan. Sie glaubte, Sophies unverkennbares Lachen zu hören. Wie konnte sie es bloß ertragen, so nah bei Shields zu sein?
Regan war offenbar die Einzige, die es eilig hatte. Die Beleuchtung vor dem Eingangsbereich ließ zu wünschen übrig. Regan konnte kaum die Hand vor Augen erkennen.
Wäre sie Pessimistin gewesen, hätte sie geglaubt, der Regen hätte nur auf sie gewartet, denn kaum trat sie unter dem Vordach hervor, wurde aus dem leichten Nieselregen ein regelrechter Wolkenbruch.
Regan überquerte den Parkplatz, der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Da sie keinen Regenschirm dabeihatte, hielt sie sich den blauen Ordner über den Kopf, um besser sehen zu können.
Ihr Knie puckerte heftig. Kurz überlegte Regan, ihre neuen, unwiderstehlichen Riemchenpumps auszuziehen. Aber es waren nur noch fünfzig Meter bis zum Auto, sie wollte nicht im Regen stehen bleiben. Den Autoschlüssel hatte sie bereits hervorgeholt. Er hing an einem Bändchen. Regan hatte es sich wie ein Kettchen ums Handgelenk gestreift, damit sie den Schlüssel beim Laufen nicht verlor.
Sie hätte eine Abkürzung durchs Gras nehmen können, aber dann wären die wunderschönen Lederschuhe völlig ruiniert gewesen. Wie dumm von ihr, Schuhe mit so hohen Absätzen zu tragen!
Fünfundzwanzig oder dreißig Meter vor ihrem Wagen glaubte sie, jemanden ihren Namen rufen zu hören. Unwillkürlich drehte sie sich um, verrenkte sich das Knie und stürzte. Vor Schmerz laut aufschreiend, ließ sie Handtasche und Ordner fallen. Ihre Kniescheibe sprang öfter heraus – mindestens einmal im Monat –, aber normalerweise ließ der Schmerz nach wenigen Sekunden nach. Diesmal nicht. Er war fast unerträglich.
Der gesamte Inhalt ihrer Tasche lag auf dem Pflaster verstreut. Auf das gesunde Knie gestützt, sammelte Regan Lippenstift und Portemonnaie ein. Wieder rief jemand ihren Namen. Es war eine hohe Stimme, oder spielte ihr der Wind einen Streich? Angestrengt lauschend, stopfte sie das Portemonnaie in die Tasche zurück und richtete sich schwankend auf.
Nichts. Reine Einbildung. Sie wollte nur noch zu ihrem Wagen.
Da hörte sie ihn plötzlich hinter sich.
11
Seit der Sache mit der Joggerin war eine Woche vergangen, ohne dass die Polizei an seine Tür geklopft und ihn festgenommen hätte. Sieben Tage und Nächte lang war er zwischen panischer Angst und purer Freude hin- und hergerissen gewesen. Mitten in der Nacht wachte er auf und dachte: O Gott, was habe ich getan? Und dann flüsterte der Dämon:
Wir sind mit dem Mord davongekommen.
Es was Freitag, das Monster regte sich wieder. Der Mann musste wieder auf die Jagd. Sein letztes Unterfangen war beinahe schiefgelaufen, doch hatte er aus seinen Fehlern gelernt und würde nun klüger vorgehen. Ein weiteres Versagen konnte er sich nicht leisten. Ja, heute Abend wäre er besser vorbereitet. Er packte dunkle Joggingsachen, eine neue Baseballkappe – die alte hatte er weggeworfen, es war zu viel Blut drauf gewesen – und
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