Mord nach Liste
Unterlagen zu kommen?«, ergänzte Cordie. »Sophie, vielleicht musst du mal etwas gründlicher über deine Prioritäten nachdenken.«
»Habt ihr denn eine bessere Idee?«
»Was hast du vor, wenn du ihn auf den Kaimaninseln findest?«, wollte Regan wissen.
»Weiß ich noch nicht«, erwiderte Sophie. »Aber ich lasse mir schon was einfallen.«
16
Es war Regans erster voller Arbeitstag nach der Operation. Henrys ständige Bevormundung machte sie fast wahnsinnig. Wie eine besorgte Mutter ließ er Regan nicht aus den Augen. Sie konnte sich nicht einmal einen Bleistift nehmen. Glücklicherweise hatte er viel zu tun. Als er ging, bat sie ihn, in der Garage vorbeizugehen und ihr Handy aus dem Auto zu holen. Sie müsse es dort vergessen haben.
Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, wandte sich Regan ihrer Arbeit zu. So schnell wie möglich wollte sie ihre E-Mails durcharbeiten. Die ersten dreißig erledigte sie schnell hintereinander, dann beantwortete sie Anrufe, aß zu Mittag und machte sich wieder an die Arbeit.
Die nächste E-Mail war von Henry. Wenn er irgendetwas bekam, das er für interessant hielt, leitete er es an Regan weiter. Die Betreffzeile war leer. Regan scrollte nach unten, aber die Nachricht bestand lediglich aus einem Anhang. Das war merkwürdig. Regan nahm an, Henry hatte es eilig gehabt.
Sie klickte auf »Anhang« und wartete.
Ein Foto erschien auf dem Bildschirm.
Im selben Augenblick kam Henry herein. »Dein Handy liegt nicht im Auto. Ich habe unter den Sitzen nachgesehen und dazwischen … he, Regan, was ist los? Ist dir schlecht?«
»O mein Gott …« Regan war so schockiert von dem, was sie vor sich sah, dass sie nicht weitersprechen konnte.
Henry lief um den Tisch herum. Als er den Bildschirm erblickte, blieb er abrupt stehen. Der Monitor zeigte einen Toten, der in einem Kellerraum an einem dicken Seil hing. Sein Gesicht war grotesk verzerrt, die Augen waren weit aufgerissen, die schlaffe Haut leuchtete gräulich.
»Widerlich«, stammelte Henry. »Was für ein Schwein schickt einem denn …«
»Die E-Mail ist von dir«, sagte Regan.
»Quatsch! Ich verschicke doch nicht solche Sachen!«
Regan nickte. »Dann muss sich jemand deine private E-Mail-Adresse besorgt haben.«
Henry wies auf den Bildschirm. »Das ist doch nicht echt. Da erlaubt sich jemand einen üblen Scherz mit dir. Weg damit!«, sagte er und wollte den Anhang löschen.
Regan schob seine Hand beiseite. »Ich kenne den Mann.«
»Was?«
»Ich kenne diesen Mann da.«
»Man kann ein Foto auf dem Computer völlig verändern.«
»Das heißt, in Wirklichkeit ist er vielleicht nicht tot?«
»Vielleicht nicht«, erwiderte Henry. »Aber wir rufen besser die Polizei an, damit sie sich darum kümmert.«
»Der ist von der Polizei«, sagte Regan.
17
Alec lief hinüber zum Hamilton-Hotel, um mit Regan Madison zu sprechen, der Verrückten, die bei der Polizei angerufen und verlangt hatte, mit Detective Benjamin Sweeney zu sprechen. Als man ihr sagte, Sweeney sei nicht abkömmlich, hatte sie wissen wollen, ob das nur vorübergehend oder für immer sei. Da hatte man die Beamten John Wincott und Alec Buchanan eingeschaltet.
Die Rezeptionistin hatte Alec gesagt, entweder die Anruferin oder ihr Assistent würde ihn vor den Fahrstühlen am südlichen Ende der Lobby abholen. Vor den Fahrstühlen entdeckte Alec einen jungen Mann in beigefarbener Hose und dunkelblauem Sakko, der unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, und ging auf ihn zu. Der Mann sah aus wie ein Bodyguard, vielleicht sogar wie ein ehemaliger Footballspieler von den Bears oder einer anderen Profimannschaft. Als Alec sich ihm näherte, erkannte er jedoch, wie jung er war. Höchstens zwanzig.
»Detective Buchanan?«
»Ja.«
Der junge Mann streckte Alec die Hand entgegen. »Ich bin Henry Portman, der Assistent von Regan … ahm … von Regan Madison.«
Er war nervös. Alec machte keine Anstalten, ihn zu beruhigen. »Wo ist denn –«, begann er und verschluckte den Rest des Satzes. Fast hätte er Henrys Vorgesetzte »die Verrückte« genannt. Nicht besonders diplomatisch. »Wo ist denn Mrs Madison?«, fragte er.
»Miss Madison«, korrigierte Henry. »Sie ist nicht verheiratet. Vor einiger Zeit dachte ich, sie würde sich verloben, aber es klappte nicht, und ich war wirklich erleichtert.« Grinsend fügte er hinzu: »Aber das ist sicher nicht von Bedeutung, oder?«
»Eher nicht«, gab Alec zurück. »Aber warum waren Sie erleichtert, als sie sich nicht
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